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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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Sie ihn einfach los!«
    Gobi eröffnete das Feuer. Die Geschosse aus der Maschinenpistole durchschlugen das riesige Panoramafenster, das den Empfangsbereich der Kanzlei Richtung Westen begrenzte. Große gezackte Stücke gaben beim Einstürzen die Nacht in zweihundert Meter Höhe frei. Ein kalter Luftzug wehte herein, ergriff herumliegende Trümmer und Papiere und wirbelte sie hinaus in die Dunkelheit. Plötzlich befanden wir uns nicht mehr im Inneren des Gebäudes, sondern unter freiem Himmel, Manhattan zu unseren Füßen.
    Gobi schenkte mir ein Zahnlücken-Grinsen. »Vertraust du mir?«
    »Machst du Witze?«
    »Wie weit kannst du springen?«
    Ich starrte sie entgeistert an. »Was …?«
    Sie zerrte mich quer durch den Empfangsbereich, Zentimeter für Zentimeter näher auf das zersplitterte Fenster zu, ohne die Waffe auch nur eine Sekunde von meinem Bauch zu nehmen. Der Wind beutelte meinen Smoking und zerzauste mir das Haar. Mein Bein fühlte sich an, als hätte es jemand in Brand gesteckt. Irgendwo hinter uns riefen die beiden Polizisten immer wieder dasselbe – Standardsätze, die man ihnen beigebracht hatte, für den Fall, dass eine Situation eskalierte.
    Ich konnte jetzt über den Rand spähen und blickte nach unten. »Das mach ich nicht!«, schrie ich.
    »Wir haben keine Wahl.«
    »Du willst mich verarschen, stimmt’s?«
    »Nein, Perry.«
    »Ich springe nicht.«
    »Dann wirst du sterben.«
    Ich nickte in Richtung siebenundvierzig Stockwerke gähnender Leere. »Und wie soll ich das überleben?«
    Gobi gab mir einen Schubs Richtung Abgrund, und einen Augenblick lang kam es mir vor, als würde der Unterdruck mich förmlich hinaussaugen.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass da draußen etwas ankam, etwas Riesiges, Lautes, das die Lichter der Stadt verdunkelte. Es war größer als mein Vater, größer als das College. Es war, als hätten die letzten Augenblicke meines Lebens die ganze Zeit hier auf mich gewartet. Jetzt, wo sie gekommen waren, hatte ich keine andere Wahl, als ihnen ins Auge zu sehen.
    Vor dem Gebäude kam ein ohrenbetäubendes Rotorengeräusch immer näher gedonnert. Im selben Augenblick war der Hubschrauber auch schon zu sehen.
    »Mach dich bereit!«, rief Gobi.
    Der Hubschrauber ging tiefer und neigte sich in unsere Richtung.
    Gobi packte mich und sprang.

Zweiunddreißig
    Wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten, wie würden Sie ihn verbringen und warum gerade so?
    University of Southern California
     
    Wir landeten mit einem dumpfen Aufprall im Hubschrauber.
    Ich konnte nichts hören, doch ich merkte sofort, dass ich nicht mehr fiel. Ich rollte über eine Reihe Bodenwellen seitwärts. Mein Bein kreischte mich bei jeder Bewegung gellend an. Ich hätte geschrien, doch ich konnte nicht atmen. Noch nicht.
    Als es mir endlich gelang, Luft zu holen, schmeckte sie nach kalten Lederpolstern und Dieselabgasen. Neben mir erhoben sich auf beiden Seiten gewölbte Wände und vier beigefarbene Sitze, die durch weiches indirektes Licht beleuchtet wurden. Außerdem gab es Sicherheitsgurte und Becherhalter. Als ich ein letztes Mal zurücksah, konnte ich verschwommen die zerstörte Fensterfront des Wolkenkratzers erkennen, die sich bereits von uns wegdrehte, während die Einstiegsluke des Hubschraubers sich schloss, alles gedämpft und leiser wurde und nur noch ein pulsierendes
Ffft – ffft – ffft
in meiner Brusthöhle nachklang.
    Ich zog das Bein hoch, presste beide Hände auf mein blutgetränktes Hosenbein und zog mich hinauf in einen der Schalensitze neben Gobi. Sie saß nach vorn gebeugt da und hatte den Kopf weggedreht, um aus dem Fenster zu schauen. Ich stupsteprobeweise gegen mein Knie. Wenigstens hatte es aufgehört zu bluten. Was blieb, war eine flache Furche an meiner äußeren Kniescheibe. Obwohl es immer noch mehr schmerzte als alles, was ich je erlebt hatte (einschließlich meines Blinddarmdurchbruchs vor fünf Jahren), hatte ich das Gefühl, dass ich es wahrscheinlich aushalten konnte. Ich streckte das Bein aus und machte mich auf eine geballte Ladung höllischer Schmerzen gefasst. Doch die Hölle kam nicht.
    Ich beugte mich vor und erkannte die Umrisse des Piloten, der von den Lichtern des Cockpits angestrahlt wurde.
    Dann lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Gobi. »Wer fliegt dieses Teil?«
    Das Bündel an meiner Seite bewegte sich nicht.
    »Gobi.«
    Als sie immer noch nicht reagierte, nahm ich ihren Arm und kniff etwas unsanft hinein. Sie gab ein leises Stöhnen von sich und starrte mich
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