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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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Gesicht. »Also. Perry. Jetzt verstehen Sie sicher, warum ich mich entschlossen habe, Sie mit Ihren Eltern persönlich hierher einzuladen?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich glaube schon.«
    »Gut.«
    Sie nahm die Kanten des Papierstapels zwischen die Fingerspitzen und schob das Manuskript exakt fünfzehn Zentimeter nach links. »Nun. Das einzige Problem, das sich bei Ihrem Aufsatz stellt, ist, dass ich auch nach wiederholter Lektüre nicht feststellen kann, ob er auf die entscheidende Frage Bezug nimmt. Die da wäre: Warum wir? Anders ausgedrückt, wo beschreiben Sie in diesem … bemerkenswerten Schriftstück … die besonderen Qualitäten und Eigenschaften, die Sie zu einem Spitzenkandidaten für die Columbia machen? Warum sollten wir aus den Tausenden Top-Bewerbern, deren Unterlagen jedes Jahr über meinen Schreibtisch wandern, gerade Sie auswählen?«
    Um mich herum Schweigen, sehr deutlich und sehr still. Der erwartungsvolle Blick meiner Eltern ruhte auf mir.
    »Na ja«, antwortete ich. »Ich glaube, das sollten Sie gar nicht.«
    Leanne saß reglos da und ließ bloß den Kopf ein klein wenig nach links kippen. »Wie bitte?«
    »Ich habe nachgedacht.« Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. »Ich glaube, was ich wirklich will, ist ein Jahr Auszeit, bevor ich mit dem College anfange.«
    »Ein Jahr Auszeit?«, fragte Dad. »Moment mal. So haben wir das aber nicht besprochen.«
    »Ich habe mir überlegt, dass ich reisen will. Eine Weile ins Ausland gehen, wissen Sie. Die Welt sehen.«
    »Ich verstehe«, sagte Leanne. Sie blinzelte, während sich ihr Hals und ihre Wangen langsam rötlich verfärbten. »Nun ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit.«
    »Liebling?«, fragte Mom. »Bist du sicher, dass du das willst?«
    »Hundertprozentig«, antwortete ich.
    »Nein, das ist er nicht«, kam es von Dad, der sich schon halb erhoben hatte und nun wieder an Leanne wandte. »Ms. Couzens, das tut mir wirklich schrecklich leid. Könnten Sie uns ganz kurz entschuldigen?«
    »Nein, Dad.«
    Er starrte mich an. »Perry –«
    »Dad.
Nein
.« Ich stand auf und streckte meine Hand aus. »Ich freue mich, dass Ihnen mein Aufsatz gefallen hat, Leanne. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    »Nichts zu danken«, erwiderte sie. »Ich habe das ernst gemeint, was ich über Ihren Text gesagt habe, Perry. Und falls Sie Ihre Meinung je ändern sollten, hoffe ich, dass Sie … nun ja, uns berücksichtigen werden.«
    »Das werde ich«, antwortete ich und wandte mich meinen Eltern zu. »Seid ihr so weit?«
    ***
    Meine Mom stand auf der Eingangstreppe, während mein Dad das Auto holte. Die Augustsonne brannte auf unsere Gesichter und fühlte sich nach dem klimatisierten Büro umso heißer an. Die Luft stand schwül und voller Autoabgase zwischen den Hochhäusern.
    »Er ist wütend«, sagte ich.
    Sie runzelte die Stirn. »Er wird sich schon wieder einkriegen.«
    »Was glaubst du, wie lange das dauert?«
    »Na ja …« Sie holte ihre Sonnenbrille heraus und setzte sie auf. »Sagen wir mal, es wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn du tatsächlich für eine Weile weggehen würdest.«
    Ich lachte. Einen Augenblick später stimmte sie ein. »Ich bin stolz auf dich, Perry.«
    »Wirklich?«
    »Und auch wenn dein Vater es vielleicht nicht zugibt, er ist es ebenfalls. Es gehört schon was dazu, zu erkennen, dass die vorgefassten Ideen und Entscheidungen nicht unbedingt die besten für einen selbst sind. Das ist nicht leicht.«
    Ich drehte mich um und blickte zurück zu dem Gebäude, aus dem wir gerade gekommen waren. Auf den Stufen saßen ein paar Studenten; sie hatten Shorts und T-Shirts an und trugen Flip-Flops oder waren barfuß. Auf der obersten Treppenstufe stand ein Mädchen mit kurzem blondem Haar und einer riesigen Sonnenbrille und sah zu mir herunter.
    Sie schaute nicht einfach bloß. Sie starrte mich an.
    Mir blieb das Herz stehen.
    »Perry?«, fragte Mom. »Was machst du denn?«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Ich erinnere mich noch an die Stufen, aber nicht mehrdaran, wie ich hinaufgekommen bin. Als ich oben war, blickte das Mädchen mich immer noch an. Jetzt musste sie den Kopf schräg zu mir hochrecken, und ich entdeckte die blasse weiße Narbe, die quer über ihren Hals lief. Der Anhänger mit dem halben Herzen glitzerte im Sonnenlicht.
    »Entschuldigung«, murmelte ich. »Kennen wir uns?«
    Sie zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Studierst du hier?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Dann muss ich mich
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