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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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sich vom ersten Augenblick an bei den Krankenschwestern über den Kaffee beschwert. Ich hatte den Eindruck, dass sie es kaum erwarten konnten, ihn loszuwerden und zu Starbucks zu schicken, damit sie sich nicht mehr dauernd sein Gemecker anhören mussten.
    »Na ja«, meinte Dad mit so was wie einem Achselzucken. »Stimmt doch.«
    »Und was ist mit Perry?«, wollte Mom wissen. »Er ist ein Überlebender.«
    »Perry war nicht im Haus, Mom«, mischte Annie sich ein. Sie blickte nicht von ihrem Handy hoch, auf dem sie hektisch mit den Fingernägeln herumklickte. »Hört mal, hier ist ein japanischer Fernsehsender, der Perry interviewen will.«
    »Keine Interviews«, sagte Dad. »Nicht bevor die Untersuchung abgeschlossen ist.«
    »Komm schon, Dad! Das ist in Tokio! Und die interessieren sich für uns!«
    »Du hast deinen Vater gehört«, sagte Mom. »Keine Interviews.«
    »Mom, das ist total gemein! Kein Mensch wird sich jemals wieder so für mich interessieren!«
    »Das stimmt nicht, Liebling«, erwiderte Mom. »Wir werden uns
immer
für dich interessieren.«
    Annie verdrehte die Augen. »Na toll.«
    Ich saß stumm in einer Ecke des Zimmers und versteckte mich hinter dem riesigen Berg aus Blumen, Ballons, Gute-Besserung-Karten und lautem Stimmengewirr. Das Einzige, was nicht hierher zu gehören schien, war das Krankenhauszimmer selbst. Es hätte besser zu jemandem gepasst, der wirklich um sein Leben kämpfte oder zumindest versuchte, gesund zu werden. Mein Blick blieb immer wieder an der Schlagzeile hängen, die auf der
Post
in großen Lettern über der Luftaufnahme unseres Hauses stand – oder vielmehr über dem, was mal unser Haus gewesen, jetzt in Stücke geflogen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt war.
    Keine Überlebenden
.
    ***
    Manchmal habe ich von dir geträumt.
    Im Traum sind wir zusammen die 10th Avenue entlanggegangen. Du warst am Ende nicht tot. Wir waren beide gesund, es ging uns gut. Ich habe mich erkundigt, ob du fertigwärst, und du hast gesagt, ja, es sei alles erledigt. Als ich dich nach Santamaria gefragt habe, hast du bloß den Kopf geschüttelt und geantwortet, es gäbe wichtigere Dinge als Rache.
    Im Traum sind sämtliche Straßenlampen ausgegangen, doch ich konnte trotzdem alles ganz deutlich erkennen. Hitze ist von dir ausgeströmt, und Licht, wie aus einer Laterne, hat den Gehweg vor uns erleuchtet und die ganze Kreuzung in einen wunderbaren weißen Schein eingehüllt. Als ich nach deiner Hand gegriffen habe, hast du mir erlaubt sie zu halten und gelächelt.
    Du weißt, warum ich die Keycard damals nicht einfach aus deiner Brieftasche genommen habe, Perry, oder?
    Warum?
    Du hast nur den Kopf geschüttelt und mir einen Kuss gegeben.
Ich wollte, dass du bei mir bist, du Dummerchen. Weißt du das denn nicht?
    Im Traum hab ich immer genickt und so getan, als würde ich das verstehen.
    Warum bist du dann weggegangen?
    Ich musste. Das verstehst du doch, oder?
    Daraufhin hast du mich noch mal geküsst. Im Traum wusste ich dann immer, dass ich gleich aufwachen würde. Das Licht, das sich aus deinem Gesicht, deinen Augen ergoss, flammte hell auf.
    Du hast gesagt, du müsstest jetzt gehen.
    Du hast gesagt, das müsse so sein.
    Du hast gesagt, du wärst die Göttin des Feuers.
    ***
    Das Leben ging weiter.
    Es war immer weitergegangen. Dieser Sommer bildete keine Ausnahme. In den sechs Wochen, in denen das Grundstück vom Schutt geräumt wurde, hatten Mom und Dad eine Fläche für das neue Haus gefunden und sich mit einem Architekten zusammengesetzt. Alle waren erleichtert. Es würde im alten Einzugsbereich von Annies Schule liegen, und die Entschädigung der Versicherung war sehr großzügig ausgefallen. Mom sagte, sie hätte sowieso eine neue Küche gewollt.
    Mit der Zeit ließen uns die Reporter in Ruhe, was ebenfalls eine große Erleichterung war. Den Sommer verbrachten wir inkognito in einem Fünf-Sterne-Resort mit Pool, Sauna und Wellness-Bereich in Connecticut. Wir aßen im Restaurant und suchten alles aus: die neuen Klamotten, Möbel, Töpfe, Pfannen … eben alles, was man so braucht, wenn einem das Haus in die Luft gesprengt wird.
    Dad bestand darauf, von allem das Beste zu kaufen. Er sagte, Mom hätte es verdient (er erwähnte aber nie, warum eigentlich genau). Nach dem Fiasko mit Valerie ›Santamaria‹ Statham hatte ich erwartet, dass sein Stresslevel ins Unermessliche steigen würde. Doch getreu seiner Angewohnheit, alle zu überraschen, reichte er seine Kündigung ein, um ›neue
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