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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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an, zwei erschöpfte grüne Augen hinter einem zerzausten, blutverkrusteten Haarschopf. Der Atem in ihrer Lunge ähnelte dem Geräusch, das man hört, wenn man in einen verstopften Gartenschlauch bläst. Ihr Blick war trüb und leer.
    Dann lächelte sie plötzlich, als hätte sie erkannt, dass ich neben ihr saß. »Perry.«
    »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut.« Sie nickte. »Ich bin bloß ziemlich müde.«
    »Ja«, antwortete ich. »Das kann einen schon müde machen, wenn man eine Kugel in der Brust hat.«
    »Ist nichts Ernstes.«
    »Blödsinn.« Ich horchte auf die Pausen zwischen ihren Worten. Das Pfeifen wurde schlimmer. »Gobi –«
    »Mir geht’s gleich besser, Perry. Ich hab mir im Aufzug noch mal EpiPen gespritzt. Ich hab schon Schlimmeres überlebt.«
    »Gobi, hör zu, du kannst dir nicht einfach dauernd Adrenalin spritzen. Du brauchst richtige ärztliche Hilfe.«
    »Die werde ich bekommen, sobald wir unser Ziel erreicht haben.«
    »Wo fliegen wir denn hin?« Ich blicke hinaus auf die Gebäude von Manhattan zu unseren Füßen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Ding hier nicht die ganze Strecke bis zurück nach Litauen schafft.«
    »Der Pilot ist ein Freund von mir. Ich hatte das zur Sicherheit vorher organisiert. Er wird uns hier rausbringen.«
    »Wohin?«
    Sie blickte mich finster an. »Fragst du immer so viel?«
    »Mein Vertrauenslehrer sagt, das sei ein Zeichen intellektueller Neugier.«
    »Perry?«
    »Was?«
    »Wirst du …«, noch ein pfeifendes Gurgeln, »… mich jetzt hassen?«
    »Dich hassen?« Ich blinzelte ihr zu. »Bloß weil du mich in unserer Abschlussballnacht quer durch New York City gezerrt, zum Komplizen eines fünffachen Mordes gemacht und anschließend auf mich geschossen hast?«, erwiderte ich. »Wieso sollte ich dich hassen?«
    »Wir könnten noch mal von vorn anfangen.«
    »Ich glaube, dafür ist es ein bisschen spät.«
    »Tut mir leid wegen deines Dads.«
    »Er kommt durch. Die Kugel hat ihn nur gestreift.« Ich sah noch einmal auf mein Knie herunter und versuchte, nicht daranzu denken, wie schwer es ihr fiel zu atmen. »Ich glaube, es hätte uns beide wesentlich schlimmer erwischen können.«
    Gobi sagte ziemlich lange nichts.
    Die Lichter von Manhattan verschwanden flimmernd in der Ferne, als wir den Long Island Sound überquerten und nach Norden abdrehten.
    Langsam kam warme Luft durch die Belüftungsanlage. Ich ließ meine Glieder in den gepolsterten Sitz sinken. Mein Adrenalinspiegel sank rapide und hinterließ eine Müdigkeit, die langsam in jede Faser meines Körpers kroch und zuerst zentimeter-, dann meterweise Besitz von mir ergriff.
    »Ehrlich, Perry«, hörte ich Gobis Stimme von irgendwo ganz weit weg. »Egal, was passiert … ich hoffe, dass du alles im Leben bekommst, was du dir wünschst. Du hast es verdient.«
    »Na ja«, antwortete ich und wandte mich ab. »Danke.«
    »Ich meine das ernst, Perry. Was heute Nacht gelaufen ist, war nicht leicht, aber es musste sein. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.« Sie streckte eine kalte, feuchte Hand aus und strich mir damit übers Gesicht. »Meine Schwester wäre dir dankbar gewesen.«
    »Die erste Gobija.«
    »Ja.«
    Ich lehnte die Stirn gegen die kalte Fensterscheibe und hoffte auf ein bisschen gesunden Menschenverstand. Mir war klar, dass das, was ich gerade dachte, Wahnsinn war. Ich versuchte, die Worte leise vor mich hin zu sagen, damit ich hörte, wie lächerlich es klang. Aber es funktionierte nicht. Ich musste sie laut aussprechen.
    »Gobi.«
    Ein pfeifendes Einatmen. »Was?«
    »Ich glaube selbst nicht, dass ich das jetzt sage, aber … ich könnte weiter deine Geisel sein.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Ihr ulkiger ungläubiger Ausdruck stand in krassem Gegensatz zu ihrem bleichen, schweißnassen Gesicht. »Wovon redest du?«
    »Du könntest mich noch ein bisschen länger benutzen, um hier rauszukommen. Mich weiter festhalten, weißt du.« Ich machte eine Kopfbewegung zu der abgesägten Schrotflinte, die sie dabeihatte; die Maschinenpistole war offensichtlich im Büro geblieben, bevor wir gesprungen waren. »Du hast immer noch ein Gewehr. Die Polizisten werden dich nicht aufhalten, wenn sie denken, dass du mich erschießt. Und wenn du da bist, du weißt schon … in einem Flugzeug oder so … dann kannst du mich gehen lassen.«
    »Das ist ein sehr großzügiges Angebot«, sagte sie. »Aber ich schaff das auch so.«
    »Nein, tust du nicht.«
    »Vertrau mir.«
    »Hör auf, das zu sagen.«
    Sie lächelte
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