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Butter, Brot und Laeusespray

Butter, Brot und Laeusespray

Titel: Butter, Brot und Laeusespray
Autoren: Wigald Boning
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Gerstensaft, blaue Flecken – eine nicht zwingende, aber doch denkbare Verknüpfung drängt sich auf. Übrigens ist Ebenolsalbe eigentlich eine kortisonhaltige Hautsalbe, die bei Juckreiz, Neurodermitis u.   Ä. zum Einsatz kommt. Ob sich die geschundene Salatfreundin mit Ebenolsalbe dennoch kurieren kann? Immerhin ernährt sie sich gesund. Salat mit Frensch Soße wird nach meiner Beobachtung ausschließlich von Frauen verzehrt; Männer essen bekanntlich Steaks, Schnitzel und Speck. Apropos «sch»: «Frensch». Einerseits: Welch wundervolles Wort! Eine Mischung aus French und Mensch. Franzosiger geht’s ja gar nicht. Andererseits klingt Frensch verteufelt nach Quentsch, dem berüchtigten Getränkepulver der Prilblumenära, ferner nach Matsch, Platsch und Autsch. «Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt», wie Shakespeare sagte, und so drücken wir der maladen Dame mit betont ernster Miene die Daumen.

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    Der nächste Mittwochvormittag, wieder am Altenstädter Feneberg, wieder harke ich mit meinen Fingern durch das verschlammte Parkplatzeck hinter dem Rollkorbverhau. Wir lesen: Klopapier, Carabonara, Toast, Wurst, Elbenolsalbe (uns dämmert bereits: Auweia, die Schmerzen sind noch da), French Sose (sehr schade, dass French jetzt herkömmlich geschrieben ist – aber immerhin sorgt das weiche Sosen-s für Linderung), Salat Eisberg, Tabakhülsen, Ebenolsalbe (Na watt denn nu? Elbenol? Ebenol? Oder gar Ebola? Auf jeden Fall ist der Salbenname doppelt unterstrichen; die Schmerzen sind stärker geworden!). Dann folgt Bier, allerdickst unterstrichen (die Schmerzen sind offenbar noch viel stärker geworden!!), und die Slipeinlagen sind nunmehr durch Schaumfestiger ersetzt. Nein, von einer Besserung kann keine Rede sein. Mon dieu und à la Carabonara, die Arme kämpft wacker gegen ihr Schicksal, aber die Prellung scheint stärker. Hoffen wir also, dass in diesem Fall viel Bier viel hilft. Prost und alles Gute!

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    Seitdem sich meine Sammelleidenschaft herumgesprochen hat, werde ich hierzu ab und an in Talkshows eingeladen, und damit die Deuterei sogleich am praktischen Beispiel demonstriert werden kann, hält der Talkmaster im Normalfall einige von der Redaktion besorgte Einkaufszettel parat, die ich dann live vor der Kamera interpretieren soll. Das vorliegende Exemplar ist freilich etwas Besonderes, nämlich die Einkaufsliste der ND R-Talkshow . Selbst ich, der einen Großteil seines Lebens vor irgendwelchen Kameras verbracht hat, sah ein solches T V-Profipapier bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal. Bass erstaunte mich die kulinarische wie sprachliche Exotik. So sollen «alle Zutaten für Ibiza-Huhn» besorgt werden, wobei ich unter einem solchen Geflügelstück bisher nichts im engen Sinne Verzehrbares verstand, sondern eher eine tanzwütige Urlauberin. In derselben Zeile sind «Succhinis für Supper» vermerkt, sogleich ziehe ich die Augenbrauen hoch und nicke anerkennend; da hat jemand Ahnung von Alliteration, alle Achtung. Supper, nicht dinner, wow, wie schmock. Der Autor trägt sicher Knickerbocker mit Karomuster und einen Handstock mit Hundekopfknauf aus Elfenbein. Gewiss raucht er auch Pfeife und fährt sonntags morgens mit seiner Else im Seitenwagen raus ins Blaue, zum Brunch der Original Ahrensburg Dixieland Stompers.
    Blumen gibt’s übrigens nur im VI P-Raum , und mit VIP bin in diesem Zusammenhang zweifellos ich gemeint. Der kleine Schweinebraten soll, so ist handschriftlich korrigiert, durch ein «fetteres Teil!» ersetzt werden, und unwillkürlich fragt man sich, wessen Handschrift hinter derlei Änderungen steckt. Das Gespräch mit mir führte jedenfalls die unvergleichliche Barbara Schöneberger, die zu meiner großen Begeisterung die Zuschauer aufforderte, mir doch bitte via NDR ihre Einkaufszettel zukommen zu lassen. Ich konnte mich über zahlreiche Einsendungen freuen, darunter hochkarätige Sammlungen.

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    Nun ist Tapferkeit gefragt. Der Einkaufszettel, wie wir ihn heute kennen, diese vielseitige literarische Kleinstform, ist in ihrer Existenz bedroht. Der erste Schritt des Niedergangs ist der Einsatz von Druckern, den wir ja soeben im Zusammenhang mit der ND R-Talkshow kennengelernt haben. Nun gut, in der professionellen Gastrologistik mögen eigene Gesetze gelten. Das vorliegende Beispiel stammt aus dem Rewe im Kölner Stadtteil Eigelstein und trieb mir, nachdem ich es aus einem Karrengitter gefischt hatte, Tränen der Verzweiflung in die Augen. Kalt und anonym blickt uns die Liste
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