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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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ebenfalls Aguilon war, der das Kollier in Eurer Satteltasche versteckte.«
    »Das bezweifle ich, Ehrwürdiger Vater.« Selbst jetzt wollte er gegenüber einem, der ihn fast ins Verderben gestürzt hätte, nicht ungerecht sein. »Ich glaube nicht, daß er an Mord gedacht hat, bevor ich hinausgeworfen und des Diebstahls bezichtigt wurde. Es ist so, wie Bruder Cadfael gesagt hat: Durch meine Flucht war ich ein idealer Sündenbock. Nein, diesmal hatte Mylord Domville die schmutzige Arbeit wahrscheinlich selbst getan. Aber, Ehrwürdiger Vater, nicht meine Sorgen sind es, die mich belasten. Es geht um Iveta.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und suchte nach den geeigneten Worten, und der Abt stand schweigend und gelassen da, ohne ihm eine Hilfestellung zu geben. Iveta sah Joscelin erschrocken an, als fürchte sie, er könne gerade jetzt, da er sie rechtmäßig gewonnen hatte, so edel und töricht sein, sie wieder aufzugeben.
    »Ehrwürdiger Vater, diese junge Dame ist von denen, die zu ihrem Vormund bestellt waren, auf gewissenlose Weise ausgenutzt worden. Nun ist ihr Onkel tot, und ihrer Tante würde man, selbst wenn sie in der Lage wäre, für ihre Nichte zu sorgen, nicht erlauben, einen so großen Besitz zu verwalten.
    Ich bitte daher Euch, Ehrwürdiger Vater, die Vormundschaft für sie zu übernehmen, denn ich weiß, daß Ihr sie so gerecht und ehrenvoll behandeln werdet, wie es ihr zukommt, und daß sie mit Euch als Vormund so glücklich werden wird, wie sie es verdient. Wenn Ihr den König darum bittet, wird er seine Zustimmung geben.«
    Der Abt wartete einige Augenblicke, und ein feines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Und das ist alles? Ihr erbittet nichts für Euch selbst?«
    »Nichts!« erwiderte Joselin mit jener Demut, in der das mitschwang, was ihn zu dieser Äußerung bewegt hatte: der Hochmut eines Adligen.
    »Aber ich erbitte etwas für mich«, sagte Iveta entrüstet und ließ die Hand dessen, der dem Anspruch auf sie aus Edelmut entsagt hätte, nicht los. »Ich bitte Euch, Joscelin mit Wohlgefallen als den Bewerber um meine Hand zu betrachten, der mir von allen der liebste ist, denn ich liebe ihn so, wie er mich liebt, und obwohl ich Euch, wenn Ihr mein Vormund sein wollt, verspreche, Euch in allem anderen gehorsam zu sein, werde ich nie einen anderen lieben oder heiraten.«
    »Kommt«, sagte der Abt und gestattete sich ein kleines Lächeln, »ich glaube, wir sollten uns zum Abendessen in meine Gemächer begeben und gemeinsam über die Zukunft nachdenken. Es besteht kein Grund zur Eile, und es ist vieles zu regeln. Das Denken ist nach dem Gebet das beste, und ein gutes Essen und ein Glas Wein werden uns dabei helfen.«
    Noch vor der Komplet brachten der Sheriff und seine Männer Godfrid Picards Leichnam ins Kloster. Sie bahrten ihn in der Friedhofskapelle auf und brachten Kerzen herbei, um seine Verletzungen zu untersuchen. Den Dolch, an dem kein Blut klebte, hatte man einige Schritte weiter im Gras gefunden, wo Cadfael ihn zuerst endeckt hatte. Nun steckte man ihn wieder in die Scheide, als man dem Toten des Schwertgehänge abnahm, und niemand dachte über den seltsamen Umstand nach, daß die Waffe unbenutzt im Gras gelegen hatte.
    Der Mann war tot, und sein Mörder, der schon einen anderen Mann, obendrein einen Verwandten, umgebracht hatte, saß in der Burg von Shrewsbury hinter Schloß und Riegel. Wenn es in diesem zweiten Fall einige seltsame Umstände gab, so bemerkte sie niemand außer Cadfael, und sie verwirrten ihn ebensosehr, wie sie die Männer des Sheriffs verwirrt hätten, wenn sie sich der Mühe unterzogen hätten, sie zu untersuchen.
    Ein Mann war erwürgt worden, obwohl er einen Dolch bei sich trug und offenbar Zeit gehabt hatte, ihn zu ziehen. Er hatte ihn gezogen, aber nicht benutzt. Und jemand, der mit bloßen Händen tötet, tut das, weil ihm keine andere Waffe zur Verfügung steht.
    Es war eine stille Nacht. Die Kerzen brannten ruhig und gaben genug Licht, um das gerötete Gesicht des Toten, seinen Hals und seine zerbissene Zunge deutlich erkennen zu können.
    Cadfael untersuchte die Würgemale lange und eingehend, sagte aber nichts. Man richtete auch keine Fragen an ihn - nach der Untersuchung des Sheriffs bestand kein Zweifel mehr daran, daß Simon Aguilon auch diesen Mann ermordet hatte.
    »Morgen werden wir eine Stute in den Wald bringen, um seinen Hengst herauszulocken«, sagte Prestcote und zog das Leintuch über Picards Gesicht. »Es ist ein edles
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