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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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welch ein schreckliches Spiel sein bester Freund mit ihm gespielt hatte. Agnes stand da wie erstarrt. Solange sie ihren Feind noch hatte sehen können, war ihr Gesicht haßerfüllt gewesen, und erst jetzt bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen und gab sich leise weinend ihrem einsamen Kummer hin. Wer hätte gedacht, daß sie ihren hartherzigen Mann geliebt hatte?
    Die kalte, gefühllose Frau war verschwunden. Sie ließ ihre Hände fallen und schritt langsam, wie eine Schlafwandlerin, durch die Menge, die zurückwich und ihr Platz machte. An Ivetas ausgestreckter Hand ging sie vorbei, als existiere das Mädchen nicht, stieg die Stufen zum Portal des Gästehauses empor und warf noch einen Blick in die Runde, bevor sie ins Haus ging und verschwand.
    »Später, wenn sie sich wieder gefangen hat, wird sie das, was sie hier gesagt hat, wiederholen müssen«, sagte Abt Radulfus ernst. »Ihre Aussage ist von entscheidender Bedeutung. Was ihren Mann betrifft - er ist tot. Ist es jetzt, da er nicht mehr befragt werden kann, erforderlich, sie ins Verhör zu nehmen?«
    »Nicht in einer Verhandlung, bei der ich den Vorsitz führe«, sagte Gilbert Prestcote trocken und wandte sich seinen Männern zu. »Bevor wir aufbrechen, um Mylord Picards Leichnam hierherzubringen, habe ich noch eine Frage an Euch, Sergeant: Wie kommt es, daß Ihr eine Wache am Bach aufgestellt hattet, während wir den Wald durchsuchten? Mir jedenfalls ist nicht zu Ohren gekommen, daß der Gesuchte hier auftauchen könnte.«
    »Als Ihr mit den anderen Männern aufgebrochen wart, Mylord«, antwortete der Sergeant, »kam Jehan hier zu mir und meinte, der Gesuchte könnte doch nun, da fast alle Männer abgezogen waren, die Gelegenheit nutzen, um sich mit dieser jungen Dame zu treffen und sie zu entführen.« Er winkte den schlauen Burschen herbei, welcher schon einmal für einen guten Einfall, der fast zum Erfolg geführt hätte, belobigt worden war. Jetzt, da die Dinge eine so unerwartete Wendung genommen hatten und sein Informant sich als der Mörder erwiesen hatte, machte der Mann ein etwas unbehagliches Gesicht. »Er war es«, fuhr der Sergeant fort, »der, wie Ihr Euch erinnert, neulich die Idee hatte, der Bursche könnte sich im Garten seines Herrn versteckt halten, und als wir dort suchten, stellten wir fest, daß er tatsächlich dort gewesen war. Diesmal schien mir sein Einfall ebenso gut zu sein wie beim vorigen Mal, und daher habe ich heimlich eine Wache aufgestellt.«
    »Mein Freund«, sagte Prestcote und sah den Mann recht streng an, »es hat zwar den Anschein, als habe Euch der Himmel diese Eingebungen geschenkt, aber mir scheint, daß es eher der Teufel war, der dabei seine Hand im Spiel hatte.
    Wann hat Aguilon Euch geraten, im Garten des Bischofs nach Lucy zu suchen? Zu welcher Stunde war das?«
    Jehan war klug genug, um zu wissen, daß es das beste war, die Wahrheit zu sagen, auch wenn er kein sehr glückliches Gesicht dabei machte. »Das war, nachdem Mylord Domvilles Leichnam hierhergebracht worden war. Als Messire Aguilon in das Haus des Bischofs zurückgekehrt war, gab er mir diesen Rat. Er sagte noch, von ihm aus dürfte ich ruhig das Lob dafür einstecken, denn ihm sei es am liebsten, wenn er aus dieser ganzen Sache herausgehalten würde.«
    Verzweifelt schlug Joscelin die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. Langsam dämmerte ihm das ganze Ausmaß des Verrates, den sein Freund an ihm begangen hatte.
    »Aber er war es doch, der mir geholfen hat - er hat mich im Wald gefunden und mich versteckt, in bester Absicht...«
    »In sehr böser Absicht!« sagte Bruder Cadfael. »Mein Sohn, Ihr habt ihm die Gelegenheit gegeben, sein Erbe früher anzutreten, als er zu hoffen gewagt hatte, und darüber hinaus sah er die Möglichkeit, die Hand dieser jungen Dame und ihren Besitz zu gewinnen. Ihr wart der beste Sündenbock, den er sich wünschen konnte: Ein zorniger junger Mann, dem Unrecht geschehen war und der auf Rache sann. Er wußte, daß Ihr der erste und einzige Verdächtige sein würdet, wenn Huon de Domville überfallen und ermordet wurde. Aber um diese Rolle zu erfüllen, mußtet Ihr auf freiem Fuß, in einem sicheren Versteck bleiben, bis der Mord verübt war. Sobald er seinen Onkel beseitigt hatte, konnte er die Männer des Sheriffs auf Eure Spur setzen. Daß Ihr Euer Versteck verlassen habt, hat seinen Plan vereitelt und Euch das Leben gerettet.«
    Joscelin rieb sich die Stirn, als habe er Kopfschmerzen.
    »Dann meint Ihr also, er
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