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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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und sie fiel ihm erst wieder ein, als er bemerkte, daß sich entlang der Klostersiedlung große Trauben von Menschen gebildet hatten, die der Stadt den Rücken gekehrt hatten und erwartungsvolle Blicke auf die Straße richteten, die nach London führte. Es war ein kühler, bewölkter Tag, und ein feiner, kaum wahrnehmbarer Nieselregen hing in der Luft, aber wegen einer solchen Kleinigkeit würden sich die Frauen von Shrewsbury ein solches Spektakel nicht entgehen lassen. Die beiden Brautleute und ihr Gefolge würden auf dieser Straße nach Shrewsbury kommen, und offenbar hatte sich ihre baldige Ankunft bereits herumgesprochen. Da sie nicht in die Stadt selbst einziehen würden, hatte sich zu den Menschen, die in der Klostersiedlung wohnten, eine stattliche Anzahl von Bürgerinnen gesellt. Ein erregtes Stimmengemurmel erfüllte die Luft, und es herrschte ein Gedränge wie auf einem kleinen Jahrmarkt. Selbst die Bettler, die am Torhaus saßen, schienen so aufgeregt wie an einem Festtag. Wenn ein Herr über Ländereien, die über vier Grafschaften verstreut waren, eintraf, um die Erbin von Liegenschaften zu heiraten, die nicht kleiner waren als die seinen, durfte man wohl auf großzügige Almosen hoffen.
    An der Wiese, auf der sonst der Pferdemarkt abgehalten wurde, bog Cadfael um die Ecke der Einfassungsmauer des Klosters und setzte seinen Weg auf der Landstraße fort. Je weiter man sich von der Stadt entfernte, desto größer wurde der Abstand zwischen den Häusern, und Äcker und Wälder streckten ihre grünen Finger nach der Straße aus. Auch hier standen Frauen vor ihren Türen und warteten auf die Braut und den Bräutigam. Vor dem großen Haus auf halbem Wege nach Saint Giles hatte sich eine Anzahl Schaulustiger versammelt, um durch das große Tor einen Blick auf die hektische Betriebsamkeit im Hof zu erhaschen. Knechte und Diener, einige von ihnen in prächtigen Livreen, eilten zwischen dem Haus und den Ställen hin und her. Hier sollten der Bräutigam und seine Diener Quartier beziehen, während die Braut und ihr Gefolge im Gästehaus des Klosters wohnen würden. Eine leichte Neugierde erfaßte Cadfael - auch er war schließlich nur ein Mensch -, und er blieb für einen Augenblick stehen, um wie die anderen das Treiben im Hof zu betrachten.
    Das große Haus besaß eine hohe Einfriedungsmauer, die auch einen Garten und eine Reihe von Obstbäumen umschloß, und gehörte Roger de Clinton, dem Bischof von Coventry, der sich allerdings nur selten dort aufhielt. Er hatte es nun Huon de Domville zur Verfügung gestellt, dem Herrenhäuser in Shropshire, Cheshire, Stafford und Leicester gehörten. Dies sollte eine freundliche Geste sowohl an die Adresse des Abtes Radulfus als auch an die des Bräutigams sein. Huon de Domville war ein mächtiger Mann, und in diesen Zeiten des Bürgerkriegs war es ratsam, sich seiner Gunst und seines Schutzes zu versichern. König Stephen mochte den größten Teil des Landes fest in seiner Hand haben, aber im Westen saß die Partei seiner Rivalin sicher im Sattel, und es gab viele Adlige, die nur zu bereit waren, die Seiten zu wechseln, wenn das Glück sich wenden sollte. Vor kaum drei Wochen war Kaiserin Maud mit ihrem Halbbruder Robert, dem Grafen von Gloucester, und hundertvierzig Rittern in Arundel gelandet, und es war ihr, begünstigt durch die unangebrachte Großzügigkeit des Königs oder durch den schlechten Rat einiger falscher Freunde, gelungen, Bristol zu erreichen, wo sie ihre Stellung bereits so gefestigt hatte, daß kaum noch Aussicht bestand, sie von dort zu vertreiben. Hier, in diesem Teil des Landes, schien man zwar die ruhigen Herbsttage in Frieden zu genießen, aber dennoch war man auf der Hut und hörte allen, die Neuigkeiten brachten, aufmerksam zu. Und bevor dieser Bürgerkrieg entschieden war, mochte selbst ein Bischof auf mächtige Freunde angewiesen sein.
    Hinter dem Haus des Bischofs war die Straße von Bäumen gesäumt, und an ihrer Gabelung, einen Bogenschuß weit entfernt, sah man das lange, flache Dach des Hospizes, den aus Ruten geflochtenen Zaun, der es umgab, und hinter dem Hospiz das etwas höhere Dach der Kirche, über dem sich ein kleiner, gedrungener Turm erhob. Es war ein sehr bescheidenes Gotteshaus, das nur aus einem Hauptschiff, einem Chor und einem nördlichen Seitenschiff bestand.
    Dahinter befand sich ein Friedhof, in dessen Mitte ein verziertes Steinkreuz errichtet war. Die Gebäude standen in einiger Entfernung von den beiden Straßen, die sich
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