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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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siehst ja, wie gut sie ihm geholfen hat! Die letzte wunde Stelle ist fast verheilt. Und auch die Schwellung am Hals ist zurückgegangen. Nur zu, Bran, zeig Bruder Cadfael deinen Hals. Er ist unser Arzt und macht die Medizin für uns. Gut - und jetzt lauf zu deiner Mutter, sonst verpaßt du noch alles. Sie werden bald hier sein.«
    Das Kind machte sich los und trabte hinüber zu der kleinen Gruppe bemitleidenswerter Menschen, die doch alles andere als traurig waren. Man unterhielt sich, einer sang vor sich hin, und einige lachten sogar. Mark sah seinem jüngsten Schützling nach, sah den schwerfälligen, x-beinigen Gang des Kindes, der eine Folge der Unterernährung war, und seufzte. Bran war erst seit einem Monat hier, und seine Haut war immer noch dünn wie Papier.
    »Und doch ist er nicht unglücklich«, sagte er verwundert.
    »Wenn wir allein sind, plappert er in einem fort.«
    Gedankenverloren betrachtete Cadfael den Jungen. »Kommt er aus Wales?« fragte er. Gewiß war er nach jenem Bran benannt worden, der als erster das Evangelium nach Wales gebracht hatte und dafür seliggesprochen worden war.
    »Der Vater war Waliser.« Mark drehte sich um und sah seinen Freund ernst und voller Hoffnung an. »Glaubst du, daß er ganz geheilt werden kann? Wenigstens ist er hier wieder zu Kräften gekommen. Seine Mutter wird hier sterben. Sie ist zwar freundlich, aber teilnahmslos, und jedenfalls froh, daß wir ihr die Sorge um ihren Sohn abgenommen haben. Aber ich habe die Hoffnung, daß wir ihn gesund in die Welt werden entlassen können.«
    Oder ins Kloster, dachte Cadfael, denn wenn er dir so eifrig folgt, wird er ganz von allein Geschmack am geistlichen Leben finden, und die Abtei ist nicht weit. »Ist er ein aufgewecktes Kind?« fragte er.
    »Aufgeweckter als viele, die man in die Lateinschule steckt, und Rechnen und Lesen kann er auch. Aufgeweckter als viele, die fein gekleidet sind und Diener haben, die sie verwöhnen.
    Sooft ich Gelegenheit dazu habe, werde ich versuchen, ihm etwas beizubringen.«
    Gemeinsam gingen sie zum Eingang des Hospitals. Das erregte Gemurmel war lauter geworden, und von der Landstraße her hörte man nun andere Geräusche, die langsam näher kamen: das Klirren von Rüstungen, Rufe von Falknern, Stimmen, die sich unterhielten, Gelächter, den dumpfen Hufschlag von Pferden, die nicht auf der harten Straße, sondern auf dem Gras zu ihren Seiten trabten. Offenbar näherte sich der erste Teil der Hochzeitsgesellschaft.
    »Man sagt, der Bräutigam wird als erster kommen«, sagte Mark, trat von der Veranda ins Dunkel der Halle und ging voraus zu jenem Winkel, in dem der Medizinschrank stand. Zu diesem Schrank besaß Fulke Reynald, der Haushalter des Klosters und Superior des Hospitals, einen Schlüssel, den anderen hatte Bruder Cadfael. Er öffnete seine Tasche und begann, die Arzneimittel, die er mitgebracht hatte, in den Schrank zu stellen. »Weißt du irgend etwas über sie?« fragte Mark, bei dem die Neugier schließlich die Oberhand gewonnen hatte.
    »Sie?« murmelte Cadfael, der ganz damit beschäftigt war, die Vorräte in dem Schrank zu ergänzen.
    »Diese hohen Herrschaften, die hier heiraten wollen. Ich habe nur ihre Namen gehört. Ich weiß, ich hätte dieser ganzen Sache keine Beachtung schenken sollen«, sagte Mark und errötete, »aber diese armen Kranken und Verkrüppelten haben, weiß der Himmel wie, mehr darüber in Erfahrung gebracht als ich, und für sie ist das alles wie ein Feuer, an dem sie sich wärmen können. Es ist, als könnte jeder Widerschein eines Glanzes, der auf sie fällt, ihnen mehr helfen, als ich es vermag.
    Und dabei geht es doch um nichts weiter als eine Hochzeit!«
    »Eine Hochzeit«, sagte Cadfael ernst, während er dabei war, Salben und Tinkturen aus Alkannawurzel, Anemone, Minze, Braunwurz, Hafer und Gerste - Pflanzen, die von Venus und Mond regiert wurden - in den Schrank zu stellen, »eine Hochzeit ist ein entscheidendes Ereignis im Leben zweier Menschen und daher keine Kleinigkeit.« Er holte einen Topf mit Senfkörnern hervor. Diese Pflanze wurde zwar eher dem Mars zugerechnet, eignete sich jedoch hervorragend für Salben und Breiumschläge zur Behandlung bösartiger Geschwüre. »Jeder, der sich für die Ehe entschieden hat«, fügte er nachdenklich hinzu, »kann die Bedeutung des Schrittes ermessen, zu dem sich die Brautleute entschlossen haben. Und auch diejenigen, die unverheiratet sind, mögen dieses Schauspiel zu Recht mit Anteilnahme
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