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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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schwärzlich verfärbte Höhlen geblieben. Nur die leuchtenden Augen erinnerten noch an den Paladin von Jerusalem und Askalon. Cadfael sagte nichts mehr.
    Lazarus bedeckte sein Gesicht wieder mit dem Tuch. Fast unmerklich kehrten Ruhe und Gelassenheit in seine Stimme zurück. »Versucht nie, den Stein vom Grab wegzurollen«, sagte er leise. »Ich bin zufrieden mit dem, was mir geblieben ist. Laßt mich in Frieden ruhen.«
    »Dann muß ich Euch sagen«, sagte Cadfael nach einer langen Pause, »daß der junge Mann Euch ihr gegenüber in den höchsten Tönen gelobt hat, und daß sie ihn gebeten hat, sie, da Ihr nicht zu ihr gehen könnt, zu Euch zu bringen, damit sie Euch persönlich für Eure Güte und Eure Hilfe danken kann. Und da er ihr nichts abschlagen kann, nehme ich an, daß sie morgen früh hier sein werden.«
    »Dann werden sie feststellen«, antwortete Lazarus ruhig, »daß auf uns wandernde Aussätzige, auf uns Pilger, kein Verlaß ist. Wir bleiben nie lange an einem Ort. Die Rastlosigkeit kommt über uns, und der Wind bläst uns davon wie Staub. Von uns ist nur noch ein trauriger Rest dessen geblieben, was wir einmal waren, und wir ziehen von einem Heiligenschrein zum nächsten, um Trost zu finden. Sagt ihnen, daß es nichts gibt, was sie für mich tun können.«
    Langsam und vorsichtig setzte er seine verkrüppelten Füße auf den Boden und verhüllte sie mit seinem langen Gewand.
    »Denn für einen Toten«, sagte er, »kann man nichts mehr tun.«
    Er erhob sich, und auch Cadfael stand auf, »Das einzige, um das ich Euch bitten kann, Bruder, ist, für mich zu beten.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich zum Gehen. Der Absatz des Schuhs, den er sich hatte anfertigen lassen, machte ein scharfes Geräusch auf der steinernen Türschwelle und klang dann dumpf auf den Dielenbrettern im Haus. Bruder Cadfael trat von der Veranda hinaus in die Nacht. Die Wolken am Himmel, so schien es ihm, wurden nicht einfach vom Wind vorangetrieben, sondern verfolgten, ohne Eile und ohne sich aufhalten zu lassen, einen vorherbestimmten Kurs - wie der Tod.
    Ja, es gab nichts, dachte er, während er durch die Nacht zum Kloster zurückging, was man für die Toten tun konnte. Die beiden jungen Leute würden statt dessen Bran ihren Dank abstatten müssen. Dieser Tote hatte für sein eigenes Begräbnis gesorgt - mochten sie sich nun also um die Lebenden kümmern. Vielleicht wurde aus dem Sohn der Bettlerin, wenn man ihn herausgefüttert, ordentlich gekleidet und in den erforderlichen Dingen unterrichtet hatte, eines Tages tatsächlich der Page und Knappe von Sir Joscelin Lucy. Es waren schon seltsamere Dinge geschehen auf dieser sonderbaren, überaus grausamen und doch auch überaus wunderbaren Welt!
    Am nächsten Morgen nach der Messe kamen, mit Erlaubnis des Abtes, Iveta und Joscelin nach Saint Giles, um sich bei allen, die dort lebten, besonders aber bei zwei ganz bestimmten Menschen zu bedanken. Bran war schnell gefunden, aber der alte Aussätzige, der sich Lazarus nannte, war über Nacht verschwunden, ohne Abschied und ohne zu sagen wohin. Sie suchten ihn auf allen Straßen, die von Shrewsbury ins Land führten und erkundigten sich an allen Reliquienschreinen in den benachbarten drei Grafschaften, ob man ihn dort gesehen hatte, aber geheimnisvollerweise war er trotz seiner verkrüppelten Füße schneller als sie. Er wurde nie mehr in Shrewsbury gesehen.
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