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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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hätte mir heute nacht kaltblütig eine Falle gestellt? Und ich habe ihn für meinen einzigen Freund gehalten und um Hilfe gebeten...«
    »Aber wie?« fragte Cadfael scharf. »Wie habt Ihr das fertiggebracht?«
    Joscelin erzählte ihm die ganze Geschichte, erwähnte aber weder Lazarus noch Bran oder irgendeinen anderen von denen, die ihm geholfen hatten. Eines Tages würde er das Iveta anvertrauen, vielleicht auch Bruder Cadfael - aber nicht hier, nicht jetzt.
    »Dann wußte er also, daß Ihr irgendwo in der Nähe wart, aber er wußte nicht wo. Er konnte seinen bewährten Mittelsmann hier nicht losschicken, Euch festzunehmen, sondern mußte warten, bis Ihr Euch von selbst in die Hände des Sheriffs begeben würdet, und Ort und Zeit hattet Ihr selbst bestimmt. Er brauchte nichts weiter zu tun, als Eure Botschaft an diese junge Dame weiterzugeben und dafür zu sorgen, daß Euer Pferd am verabredeten Ort für Euch bereitstand - denn sonst hättet Ihr den Bach ja nicht überquert und wärt nicht in die Hände des Sheriffs gefallen. Nachdem dies erledigt war, mußte er nur noch Jehan Bescheid geben. Selbstverständlich wollte er in dieser Sache nicht selbst in Erscheinung treten«, sagte Cadfael und verzog das Gesicht, »denn seine angebliche Treue zu Euch war ja seine beste Empfehlung bei der jungen Dame.«
    Joscelin konnte noch immer kaum glauben, daß sein bester Freund ihn so schmählich verraten hatte, und Cadfael beschloß, sich drastisch auszudrücken. »Nach Eurer Gefangennahme und Hinrichtung«, sagte er, »hätte Sir Godfrid Picard wohl kaum etwas dagegen gehabt, seine Nichte mit einem Mörder zu verheiraten - einem erfolgreichen Mörder, wohlgemerkt. Was er nicht ertragen konnte, war die Gefahr, der er bis dahin ausgesetzt war, denn wenn ans Licht kam, daß Simon der Mörder war, hätte man vielleicht vermutet, daß er mit ihm unter einer Decke steckte, und das hätte auch ihn den Kopf kosten können.«
    »Redet also, Jehan«, befahl der Sheriff grimmig lächelnd.
    »Hat Aguilon Euch den Weg zu Belobigung und Beförderung gewiesen?«
    »Heute morgen«, gab Jehan unvorsichtigerweise zu, »gab er mir den Hinweis...«
    »Heute morgen! Also bevor wir aufgebrochen waren! Und Ihr habt niemandem etwas davon gesagt, bis ich mit den Männern ausgerückt war und Ihr das, was Ihr so schlau eingefädelt hattet, allein zu Ende bringen konntet! Ich glaube, auf eine Beförderung werdet Ihr noch eine Weile warten müssen, mein Freund. Ihr könnt von Glück sagen, daß ich Euch nicht bestrafe!«
    Und in der Tat war Jehan froh, so glimpflich davongekommen zu sein, und machte sich unverzüglich aus dem Staub.
    »Wir sollten jetzt den Toten holen«, sagte der Sheriff und wandte sich damit den Aufgaben zu, die jetzt erledigt werden mußten. »Wollt Ihr uns führen, Bruder? Wir werden reiten und ein zusätzliches Pferd für den Leichnam mitnehmen.«
    Als die sechs Männer - unter ihnen Cadfael, dem es keineswegs mißfiel, ein gutes, kräftiges Pferd anstelle eines bescheidenen kleinen Maultiers unter sich zu haben - zum Tor hinausgeritten waren, wandte sich der Abt mit ruhigem Gesicht und gelassener Stimme an die verwirrten, fassungslosen Klosterbrüder.
    »Beruhigt Euch, wascht Euch die Hände, und begebt Euch zum Abendessen. Auch heute gelten die Ordensregeln. Der Umgang mit der Welt ist uns auferlegt, um uns zu mahnen und die Festigkeit unseres Glaubens zu prüfen. Die Torheit und Schlechtigkeit der Menschen stellt Gottes Gnade nicht in Frage.«
    Gehorsam gingen sie. Nach einem kurzen Blick des Abtes neigte Prior Robert den Kopf und folgte den Klosterbrüdern. Mit einem leichten, nachdenklichen Lächeln sah Radulfus die beiden jungen Leute an, die noch immer Hand in Hand dastanden und seinen Blick zweifelnd, aber standhaft erwiderten. Zu viel war zu schnell über sie hereingebrochen - sie waren wie Kinder, die gerade erst erwacht waren und nicht recht wußten, was von dem, das sie erlebt hatten, wirklich geschehen und was Traum gewesen war. Aber die Träume waren schrecklich gewesen, und die Wirklichkeit konnte nur besser sein.
    »Ich glaube, mein Sohn«, sagte der Abt sanft, »Ihr braucht Euch keine Sorgen wegen jener Beschuldigung zu machen, die Euer Herr gegen Euch vorgebracht hat. Unter den gegebenen Umständen würde kein gerechter Mann ernsthaft glauben, daß Ihr diesen Diebstahl begangen habt, und Gilbert Prestcote ist ein gerechter Mann. Ich frage mich nur«, fügte er nachdenklich hinzu, »ob es nicht vielleicht
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