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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Frau wegzunehmen, um deretwillen er Papi ins Verderben gestoßen hat.«
    »Quatsch«, sagte Costa. »Sie war krank. Jeder wusste, dass sie sterben würde.«
    Mit der absoluten Überzeugung eines Kindes, das alles weiß, und dem Lächeln eines boshaften Kindes sagte sie: »Nur, wenn sie ihre Medizin nicht mehr haben würde.«
    Sie hatte auch ihre Mutter umgebracht.
    Costa hatte jetzt die Waffe in der linken Hand. Er musste erreichen, dass die Unterhaltung weiterlief. Doch wie sollte er zum Schuss mit der rechten Hand kommen? Aus welchem plausiblen Grund könnte er sich aufregen, so dass sie ihm die plötzliche Bewegung abnähme?
    Obgleich es relativ kühl im Raum war, lief ihm der Schweiß über den Rücken. Sollte er versuchen, die Situation in die Länge zu ziehen? Oder jetzt handeln?
    »Warum musste Keulemans sterben?«
    »Vier mussten es sein, auf die gleiche Weise wie die vier Ausgrabungshelfer von Papi. Ich flog die Maschine, denn Prats musste unschuldig sein. So wie Papi. Und die öffentlichen Anklagen mussten Jaume in den Selbstmord treiben. Es war schwierig, aber Papi kannte sich aus. Jedes einzelne Detail hat er genau berechnet.«
    Karin rollte mit den Augen. Sie wollte ihm irgendetwas sagen, aber er hatte keine Ahnung, was ihre Signale bedeuteten.
    Laureana Sanchez schien etwas zu merken. »Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden.« Dabei erhob sie sich und zwang Karin durch den Druck des Messers, sich mit ihr zu erheben. Die Klinge schnitt in ihren Hals, und sie keuchte. Für einen kurzen Moment fesselte es Laureanas Aufmerksamkeit.
    Costa hatte die Waffe inzwischen gegriffen und mit dem Daumen entsichert. Er bewegte nun seinen Oberkörper, als wäre er über Karins Verletzung erschrocken, wobei er die Pistole in die rechte Hand wechseln konnte und zugleich näher hinter den Tisch rückte. »Sie blutet! Sie blutet, bitte verletzen Sie sie nicht!«, jammerte er. Er wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass er zu einem Angriff imstande wäre.
    »Steh auf!«, schrie die Sanchez plötzlich. »Komm hinter dem Tisch hervor!«
    »Mach ich ja schon«, murmelte er und versuchte, verwirrt zu klingen. Mühsam richtete er sich auf und feuerte sofort, als er stand.
    Er hatte auf ihre linke Seite gezielt, weg von Karin. Die Sanchez sackte zusammen.
    Er sprang zu ihr und hielt sie im Arm.
    »Ich dachte, du hättest nicht den Mut …« Blut lief ihr über die Lippen, und sie unterdrückte ein Husten.
    Er musste sie bei Bewusstsein halten, bis ein Arzt käme. »Was sagst du?«
    »Krebse zu fangen«, setzte sie ihren Satz fort.
    »Ruf einen Arzt«, zischte er Karin zu.
    Sie rührte sich nicht. Ihre Augen waren starr auf die tote Sanchez gerichtet.
    Er erhob sich und machte einen Schritt auf Karin zu. Sie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf die Pistole.
    Er hatte die Waffe vergessen, hielt sie immer noch in der Hand, sagte »Oh« und legte sie auf den Tisch. Vielleicht hatte sie auch nicht die Waffe gemeint, sondern seine Shorts. Vielleicht sollte er sich seine Hosen wieder anziehen.
    »Ich bin mitten im Interview, du wusstest das, aber du nimmst keine Rücksicht, du kommst hierher und erschießt meine Interviewpartnerin!«
    »Entschuldige«, sagte er leise.
    In einer Welt, wie er sie sich vorstellte, wäre dies der Moment gewesen, in dem Karin und er hätten aufeinander zugehen und sich unter Küssen, Tränen, Worten und Formeln der Beruhigung und des Trostes in die Arme schließen müssen. Er hätte sie hinausgeführt, den Arm um ihre Schultern, und er würde das Team verständigt haben, nachdem sie sich von ihrer Todesangst erholt hätte. Während er alles Elena überlassen hätte, würde er sie nach Hause gefahren haben, sie hätten in der Küche gesessen und kalten Tee mit Zitrone getrunken, zwei Stunden geredet, um sich alles zu erklären und ihre alltägliche Orientierung wiederzufinden, wären dann vielleicht ins Bett gegangen und hätten lange Arm in Arm gelegen.
    Aber so war nur die Welt seiner Vorstellungen. Das begriff er, als er Karins Gesichtsausdruck sah, mit dem sie auf die Pistole starrte. Es war nicht nur das Entsetzen, dass die Kugel sie um ein Haar hätte treffen können, sondern es war auch Abscheu.
    In ihm stieg die Ahnung auf, dass es tatsächlich aus war zwischen ihnen.
    »Was meinst du?«, fragte er heiser.
    Sie schrie plötzlich, so laut sie konnte: »Und dann stehst du vor mir, barfuß, in dieser entsetzlichen Unterhose!«
    »Die hast du mir doch geschenkt.«
    Sie brach in lautes Schluchzen

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