Brennende Schuld
aus.
Er begriff, dass sie unter Schock stand, und nahm sie in den Arm. Er zwang sie sanft, sich aufs Sofa zu setzen, und nahm neben ihr Platz. Sein Mobiltelefon klingelte, und er unterrichtete Elena kurz. So saßen sie genau wie zuvor die beiden Frauen, eng nebeneinander, seine Hand an ihrer Kehle, um mit seinem Hemd das Blut zu stoppen. Sein rechtes Bein war übergeschlagen, um ihr zugewandt zu sein, den anderen Arm hatte er um ihre Schulter gelegt. So saßen sie noch, als Elena mit zwölf Kollegen hereinstürmte.
epilog
Die untergehende Sonne schien wie durch Reispapier und beleuchtete die Berge hinter der Playa d’en Bossa. Langsam verblassten die Farben, und der Abend senkte sich herab.
Costa stand einen Moment versunken in das Lichtspiel. Dann kettete er sein Fahrrad an der Strandhütte an. Nachdem er seinen Bauch im Spiegel betrachtet und seinen Hintern abgetastet hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass er in Zukunft wieder mehr Fahrrad fahren würde. Er brauchte kein neues Auto, der Dienstwagen hatte sich als praktisch erwiesen.
Der Strand von Figueretas war voller Menschen, alle tranken, sangen, lachten, tanzten und sprangen zu den Klängen der Kastagnetten und Tamboure im Sand.
Immer mehr Fackeln wurden entzündet.
Bevor er das Präsidium verlassen hatte, war er von Santander in sein Büro bestellt worden, der ihm zur Aufklärung des Falles gratuliert hatte. »Ich nahm von Anfang an an«, waren seine Worte gewesen, »dass ein Geisteskranker dahinter steckt.«
Es war das Fest zum Ende der erfolgreichen Saison, die fiesta de la buena temporada. Die Einheimischen feierten die Rückeroberung der Insel. Er hatte es mit Karin feiern wollen.
»Auf dieser armen Insel«, sangen die Feiernden, »schneiden sich die Reichen die besten Stücke ab, sie feiern Feste in Madrid, die Generäle in Granada, die Abgeordneten in Sevilla, und die Armen sterben, ohne einen freien Tag gehabt zu haben.«
»Auf dieser armen Insel«, lachte Elena. »Lange her.«
Es waren Karins Worte gewesen; lange her, hatte sie gesagt, als er sie zu Hause besuchte, nachdem er Laureana verhaftet und seinen Bericht bei Staatsanwalt Segundo abgegeben hatte.
Sie zogen die Schuhe aus und gruben mit den Zehen im Sand, der noch warm von der Sonne war.
»Was mag für sie der Auslöser gewesen sein? Nach dreißig Jahren?«
Costa sah auf das dunkle Meer hinaus. Der Vollmond stieg über die kleinen Inseln vor der Burg und zog auf den Wogen eine silbrige Straße bis zum Horizont. »Vielleicht die günstige Gelegenheit. Sie hat ihren Stiefvater beobachtet, seit sie nach Ibiza zurückkam. Ich denke, der Plan, ihren Vater zu rächen, lief auf zwei Ebenen ab. Auf der einen lebte sie mit der Verpflichtung, den Traum ihres Vaters zu Ende zu bringen, der ibizenkischen Geschichte ihren Platz im Bewusstsein der Welt zu sichern. Dieser Teil war mit der Ernennung zum Weltkulturerbe erfüllt. Der andere Teil war die Wiederholung der Geschichte von Es Culleram, nur dass diesmal am Ende der Richtige hängen würde: Jaume Prats. Als sie im Frühjahr hinter den Schmuggel kam, den Prats und Keulemans in der untersten Etage ihrer Totenstadt durchzogen, erkannte sie die Chance.«
»Wie ist sie darauf gekommen?«
»Nun, sie arbeitet nachts oft in ihrem Büro. Die Finca konnte man von dort aus gut sehen. Wahrscheinlich sind ihr die beiden Farbigen aufgefallen, die die Medikamente in die Firma an der Calle Luci Oculaci transportierten. Nachdem sie den Zugang gefunden hatte, wird sie die tägliche Routine von Keulemans’ Truppe beobachtet und die Höhle, die sie von Kind an kannte, untersucht haben. Sie hatte also bald raus, was da unten lief. Ich habe ein Foto bei Cayetano Herrera gefunden, das sie mit ihrer Kamera aufgenommen hat. Cayetano Herrera war jemand, der hier auf der Insel die Dreckarbeit für andere machte, aber ihr war er verfallen. Sie war die Göttin für ihn, schon seit der Kindheit. Für ihn war es kein Problem, die drei dort in der Höhle umzubringen, wenn sie es wünschte. Am Samstag kletterte er nach Einbruch der Dunkelheit durch die Zisterne in die Höhle. Er hatte alle Infos von Laureana, und er wusste, der Pilot würde die beiden gegen 23.30 Uhr abholen. Er wartete, bis beide in der Kammer mit dem Trockeneis waren, und schloss die Tür. Als sie erstickt waren, hat er sie zum Opferstein geschleppt, mit Paraffin übergossen und verbrannt. Auftritt Ruben Cepero: Er kommt in die Höhle, um die Farbigen abzuholen, die er in die Villa von
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