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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition)
Autoren: Anders de la Motte
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EINS
    Neverlands
    Mit einem Satz warf er sich auf sie.
    Sie hatte nicht einmal Zeit zu reagieren, bevor er sie vom Stuhl hochriss und mit dem Rücken gegen die Wand drückte, seine Hand in einem eisernen Würgegriff um ihren Hals – so brutal, dass ihre Zehenspitzen den weichen Teppich nicht mehr berührten.
    Porzellan klirrte, und die Gäste schrien erschrocken auf – aber das scherte ihn einen Dreck. Die Lounge befand sich im siebten Stock, und es würde mindestens drei Minuten dauern, bis das Sicherheitspersonal des Hotels sie erreichte. Drei Mi nuten waren mehr als ausreichend für das, was er tun musste.
    Sie röchelte, versuchte verzweifelt, seinen Griff zu lockern, aber er drückte noch fester zu und merkte, wie ihr Widerstand immer schwächer wurde. Die Farbe ihres fein geschminkten Gesichts wechselte innerhalb weniger Sekunden von hochrot zu kreideweiß und passte plötzlich wunderbar zu ihrem adretten hellen Outfit.
    Eine Businesslady – als ob eine so einfache Verkleidung ihn täuschen könnte.
    Er verminderte den Druck auf ihre Kehle ein wenig, sodass eine ausreichende Dosis Blut in ihr Hirn strömen konnte, während er mit seiner freien Hand nach dem Gegenstand auf dem Tisch tastete. Ein plötzlicher Tritt in seinen Schritt ließ ihn zusammenzucken, doch sie hatte den einen Schuh verloren, und ohne Jimmy Choo war der Kick nicht hart genug, als dass er sie deswegen losgelassen hätte. Seine Hand um ihren Hals drückte wieder zu, und er starrte sie aus nächster Nähe an. Die Angst in ihren Augen war seltsam befriedigend.
    »Wie zum Henker habt ihr mich gefunden?«, zischte er und hielt ihr das Handy unter die Nase. Ein glattes Silberding mit einem Touchscreen aus Glas. Da erwachte das Telefon plötzlich zum Leben. Reflexartig hielt er es ein Stück von sich weg, und zu seinem Erstaunen sah er sein eigenes Gesicht auf dem Bildschirm. Irrer Blick, hervorquellende Augen, die ganze Visage schweißnass und rot. Das Handy musste auch auf der Display-Seite eine Kamera integriert haben, und als er es ein wenig drehte, rückte auch ihr verschrecktes, leichenblasses Gesicht ins Bild.
    Beauty and the fucking beast!
    Total abgefahren.
    Was trieb er da eigentlich?
    Er sollte doch ein Superheld sein, ein Retter der Welt – und was tat er? Eine Braut vermöbeln? War er wirklich so tief gesunken?
    Erneut kreuzten sich ihre Blicke, aber diesmal fühlte er sich beim Anblick der Angst in ihren Augen einfach nur leer.
    Er war nicht er selbst.
    Er war nicht …
    »Mr. Andersen?«
    »Hmm?!« HP zuckte zusammen.
    Der uniformierte kleine Mann stand neben seinem Tisch, die sanfte Stimme gerade so laut, dass sie das einschläfernde Hintergrundgeplauder in der Lounge übertönte.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber Ihr neues Zimmer ist fertig.«
    Der Mann reichte ihm ein kleines Papieretui mit einer Schlüsselkarte.
    »Zimmer Nummer 931, Mr. Andersen, wir haben sie in eine Juniorsuite hochgestuft. Ihr Gepäck ist bereits auf dem Weg nach oben. Wir wünschen Ihnen weiterhin einen schönen Aufenthalt und bedauern die Unannehmlichkeiten durch den Zimmertausch sehr.«
    Der Mann verbeugte sich leicht und legte das Etui behutsam auf den Tisch.
    »Soll ich Ihnen Kaffee nachschenken, Sir?«
    »Nein, danke«, murmelte HP und warf, noch schlaftrunken, einen Blick zu dem Tisch am Fenster hinüber.
    Ja, die Frau saß noch dort, und neben ihrer Tasse lag immer noch dieses kleine rechteckige Silberteil, wegen dem seine Fantasie gerade vollkommen mit ihm durchgegangen war.
    Er schloss die Augen wieder, rieb sich den Nasenrücken und atmete zweimal tief durch.
    Was wies denn darauf hin, dass sie ihn eingeholt haben könnten – abgesehen von der Tatsache, dass das Telefon ihm bekannt vorkam? Er reiste mit dem x-ten falschen Pass, hatte abermals eine vollkommen neue Identität angenommen. Außerdem hatte er ein paar Kilo zugelegt, war braun gebrannt und hatte sich einen hellen Hippiebart wachsen lassen, der gut zu seinem mittlerweile noch längeren Haar passte. Schwedisch hatte er seit mindestens einem Jahr nicht mehr gesprochen, um genau zu sein, seit er Thailand verlassen hatte. Die Gefahr, dass ihn jemand identifizieren konnte, war also verdammt gering, um nicht zu sagen mikroskopisch. Außer ihm wusste kein Schwein auf der ganzen Welt, wo er war.
    Und was sagt uns das, Sherlock?
    Das Handy musste ein Zufall sein. Die Smartphones sahen mittlerweile alle ähnlich aus, die meisten wurden sicher in denselben chinesischen Sweatshops
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