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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente
Autoren: Markus Heitz
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Iuwantor!«, erschallte es. Die Maskierten nahmen auf der Liegefläche einen kurzen Anlauf. Zwei von ihnen sprangen durch die geschlossenen Fenster im oberen Stockwerk des gegenüberliegenden Hauses; Glassplitter regneten auf die Köpfe der Wartenden. Die anderen zwei sprangen auf die Sonnensegel, die vor den Häusern hingen; Armbrustbolzen und Pfeile verfehlten die Mörder, die sich zu schnell und abrupt bewegten. Sie flüchteten um die Ecke und verschwanden. Der Spuk war vorüber.
    Die Menschen am Straßenrand schwiegen bestürzt, während Gardisten den durchlöcherten Baldachin anhoben und nach Alana und Lubshä sahen. Entsetztes Stöhnen erklang aus den Kehlen der Männer, die in ihrem Leben viel Tod und Verderben gesehen hatten.
    Aus den Schiffsleibern der Galeeren ergoss sich unterdessen ein waffenstarrendes Heer, angeführt von einem jugendlichen Angorjaner, der große Ähnlichkeiten zum Gemahl der Regentin aufwies. Er rannte an den Trägern vorbei, stürmte die Treppe der Sänfte hinauf ‐ und blieb stehen.
    »Angor!« Langsam sank er vor seinem älteren Bruder auf die Knie, dessen Leib von Stichwunden übersät war. Mit bebenden Händen suchte er eine Stelle, an der er die Blutung aufhalten könnte, aber es gab zu viele Wunden. So schwebten seine Finger hilflos über dem geschundenen Körper. Selbst ein Cereler hätte nichts mehr zu tun vermocht. Lubshäs Herz
    schlug nicht mehr.
    »Angor, sieh, was sie mit deinem edelsten Geschöpf getan haben«, wisperte der junge Mann fassungslos. Erst dann wandte er seinen Kopf Alana zu. Ihre Brust hob und senkte sich schwach, Ulldrael hatte sein Geschöpf anscheinend besser geschützt.
    Er sprang auf. »Ich schwöre, dass ich seinen Tod rächen werde. Mein Schwert wird das Blut aller Schuldigen trinken, wie es Brauch ist.« Er zog seine Waffe. »Schwärmt aus«, befahl er seinen Kriegern.
    »Durchsucht jedes Haus, bis ihr die vier Attentäter gefunden habt. Und nehmt keine Rücksicht.«
    Die Soldaten taten, was er ihnen auftrug, stürmten durch die Türen und begannen mit der Suche. Durch die Fenster und Eingänge erklangen das Splittern von Holz, das Klirren von zerbrochenem Geschirr und die entrüsteten Rufe der Bewohner.
    Niemand wagte es einzugreifen, weder die Abgeordneten der Herrschaftshäuser noch die Einwohner, noch Baiugas Soldaten.
    Noch nicht.
    Prynn, der ebenso wie Furanta aufgesprungen war, ahnte, dass die Lage auf Messers Schneide stand. Ein falsches Wort, eine falsche Geste konnte ein Gefecht auslösen. »Wer immer Ihr seid, ich bitte Euch
    ...«
    »Wer ich bin?« Der junge Angorjaner schaute zu ihm. »Mein Name ist Nech Fark Narsʹanamm, siebter Sohn von Ibassi Che Narsʹanamm und Bruder des ermordeten Kaisers von Angor, Lubshä
    Narsʹanamm«, grollte er wütend. »Und dank der Gastfreundschaft der Tersioner gegen meinen Willen neuer Kaiser Angors.«
    Prynn verschlug es die Sprache. Niemand hatte gewusst, dass Alanas Gemahl zwischenzeitlich Herrscher des Nachbarkontinents geworden war. Damit wog der Mord mehr als schwer. Er hörte das Raunen um sich herum, die Nachricht wurde von den Menschen mit Sorge vernommen.
    »Wie ist dein Name?«
    Prynn verbeugte sich und stellte sich vor. Ein Gardist neigte sich an Nechs Ohr und flüsterte ihm etwas zu. »Iuwantor? Verlangten die Mörder nicht, dass dir alle Macht gebührte?«
    Prynn wurde heiß und kalt. »Ich verstehe es selbst nicht. Ich...«
    Nech wies auf die bewusstlose Alana. »Da liegt die Regentin. Bete, dass ihr Leben von einem Cereler gerettet werden kann und sie über dein weiteres Schicksal entscheiden wird! Sonst tue ich es.« Er ließ
    die Sänfte anheben und verlangte, zurück zum Hafen getragen zu werden. Als er sich auf Prynns Höhe befand, warf er ihm einen zornigen Blick zu. »Meine Schwägerin wird auf der Galeere bleiben, bis wir die Mörder und die Anstifter gefunden haben«, verkündete er. »Bis sie von ihren Verletzungen genesen ist, herrsche ich über ihre Stadt und ihr Land. Als der Bruder ihres Gemahls sehe ich es als mein Recht an.«
    Prynn war klug genug, nichts zu entgegnen. Seine Nichte jedoch nicht.
    »Ihr?«, stieß Furanta hervor. »Ihr seid der Kaiser von Angor, nicht von ...«
    Nechs Augenbrauen zogen sich zusammen. »Legt sie in Ketten«, befahl er seiner Garde und deutete mit dem Schwert auf sie. »Legt jeden in Ketten, der aus diesem verdammten Land kommt und es wagt, mir zu widersprechen oder meinen Anordnungen nicht Folge zu leisten!«
    8Das Raunen wurde leiser,
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