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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente
Autoren: Markus Heitz
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erfahren, dass König Perdor von Ilfaris es nach der großen Versammlung den Adelsgeschlechtern von Tersion überlassen hatte, wer das Land regierte. Bis zu ihrer Rückkehr. »Was ist, wenn es kommt wie in meinen schlimmsten Träumen und sie es wagen zu beschließen,
    dass sie mich nicht mehr als Regentin haben wollen?«
    Sie atmete tief ein, die furchtbaren Albdrücke stiegen einmal mehr in ihr auf. Sie hatte gesehen, dass das Pack sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ergriff, ins Hafenbecken stieß und mit langen Stangen ertränkte. Allen voran gierten die Häuser nach ihrem Leben, Seite an Seite mit den Ärmsten der Stadt.
    »Ich möchte auf den Thron zurückkehren, auch wenn ich auf Teile meiner Macht verzichten muss.«
    Lubshä sah die aufrichtige Sorge in Alanas braunen Augen, um die sich Fältchen gebildet hatten. »Du sagtest mir, dass das Haus Iuwantor dir gegenüber treu war. Gibt es einen Grund, nun daran zu zweifeln? Glaubst du, sie würden sich gegen dich stellen?« Er ließ ihre Hand los, grinste und deutete zur nächsten Galeere links von ihnen. »Selbst wenn es so käme: Mein kleiner Bruder würde sie rasch zur Vernunft bringen.« Er wurde wieder ernst. »Vergiss nicht, wen du an deiner Seite hast, geliebte Gemahlin.«
    Alana dankte ihm mit einem Kuss auf die Hände, schaute zum Palast auf den Hügel hinauf. Sie konnte es kaum mehr erwarten, endlich wieder von dem rein weißen Marmor umgeben zu sein. Die Gold‐
    und Silberornamente an dem Gebäude warfen das Licht zurück, als lüden sie sie ein und riefen sie. In ihrer Vorstellung sah sie ihre Springbrunnen und die weitläufigen Gartenanlagen vor sich, die Vogelhäuser mit den prächtigen Tieren, deren Gesang und Gefieder sie gleichermaßen faszinierten. Alana atmete ein und meinte, den Geruch der vielen Blumen riechen zu können. »Lass uns nach mei‐
    nem Thron sehen«, bat sie ihren Gatten und bedeutete ihren
    Dienerinnen, zur Seite zu treten.
    In ihrer berühmten Anmut schritt sie nach vorn, zeigte sich vor der hohen Rampe und hob die Arme. Die begeisterten
    Rufe steigerten sich zu einem Orkan an Stimmen, der ihr
    zeigte, dass es wirklich Tersioner gab, die sie vermisst hatten. Ihre Empörung legte sich. Sie hob die Arme. »Volk von Tersion«, rief sie bewegt und konnte nicht verhindern, dass ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. »Es erfreut mein Herz, dich zu sehen.« Sie hob ihre Augen, ließ
    sie über die Dächer schweifen. »Und du, sehnsüchtig vermisste Heimat, sei gegrüßt. Die Regentin ist aus ihrer Verbannung zurückgekehrt, um dein Schicksal mit neuer Kraft zu bestimmen. Ulldrael sei gepriesen!« Sie senkte die Arme und schaute nach hinten.
    Das war das Zeichen für Lubshä Narsʹanamm, vorzutreten und Seite an Seite mit ihr zusammen den Steg hinab zuschreiten. Der Wind hatte ihnen zu Ehren gedreht und trug ihnen die gestreuten Blüten entgegen. Nun setzte ein Chor aus dem Hintergrund ein, der eine alte tersionische Weise sang; Musi‐
    kanten begleiteten ihn dazu. Ein beeindruckendes Paar kehrte zurück, Kraft und Grazie betraten den Boden.
    Die Garde schirmte Alana und Lubshä vor den Menschen ab. Alana erkannte Prynn, der versuchte, zu ihr vorzudringen. Auf ihre Geste hin ließ man ihn durch. Ihm folgte eine Abordnung der Herrschaftshäuser, doch nicht alle hatten sich blicken lassen. »Du bist spät«, sagte sie hochmütig.
    »Mein Volk freut sich demnach mehr, mich zu sehen, als die Häuser.«
    »Verzeiht, wir wurden aufgehalten.« Der alte Mann verbeugte sich vor ihr, so gut es ging. An seiner Seite stand eine junge unbekannte Frau mit langen blonden Haaren. »Ich heiße Euch im Namen der Häuser Tersions willkommen,
    allerhöchste Regentin«, sagte er und musste beinahe schreien,
    um den Lärm der Massen zu übertönen. Immer noch gebückt, deutete er auf die Prachtstraße und die beiden hohen Torbögen, die symbolischen Eingänge zu Baiuga. »Eure Residenz erwartet Euch.«
    Innerlich atmete Alana auf, ihr Albtraum vom Hafenbecken und ihrem Wassertod bewahrheitete sich nicht. »Ich danke dir, Prynn Caldüsin, Ältester des Hauses Iuwantor«, erwiderte sie etwas freundlicher. »Ich freue mich, dass dir Ulldrael ein langes Leben verliehen hat. Dir gebührt Lob, dass du mein Land sicherlich hervorragend verwaltet hast.«
    »Er hat es nicht verwaltet, er hat es geleitet, allerhöchste Regentin«, sagte die junge Frau an seiner Seite giftig. Ihr hübsches blaues Kleid zeigte und verhüllte gleichermaßen, das reizvolle
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