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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente
Autoren: Markus Heitz
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wünscht.«
    »Welche Ereignisse an der Küste?«, wunderte sich Pashtak. »Er meint sicher unsere Anlandung«, half Simar. »Sind keine Kensustrianer. Sind Nicti.«
    Damit war eine Frage geklärt. Eine von geschätzten einhundert. Bevor Pashtak einhakte, sprach der Bote weiter.
    »An unserer Küste landeten zehn Schiffe von einer Größe an, wie sie noch kein Mensch in Türis zu Gesicht bekommen hat. Danach wurden Gefährte und Truppen ausgeladen, die sich mit ungeheurer Geschwindigkeit nach Osten bewegten, ohne dass wir sie einholen konnten. König Bristel ist sehr be‐
    sorgt und hat den Strandabschnitt abriegeln lassen ...« Simar winkte ab. »Keine Sorge, sage das deinem König.
    Wir nicht hier wegen ihm.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich, wo das Schlachtfeld lag. »Wegen Kensustrianern. Wir haben sie ... bemerkt und sind gekommen, um Stadt zu helfen.« Er streckte die flache Hand aus. »Ohne uns Ammtara flach wie Ebene und tot wie Stein.« Er trat an die Seite des Boten. »Du vielleicht weißt, wo wir Kensustria finden?« Die Bernsteinaugen veränderten schlagartig ihre Farbe, wurden heller, greller.
    Pashtak gab dem verunsicherten Mann ein Zeichen, nichts
    zu sagen.
    »Ich ... war noch nie dort«, stammelte er und wich vor dem Nicti zurück. Sein Gesicht wurde grau wie Asche. »Ich kann es nicht... sagen.«
    Simar schnalzte mit der Zunge. »Sehr schade.« Von einem Lidschlag auf den nächsten war das Bedrohliche wieder verschwunden. »Berichte König, dass wir Freunde sind. Nichts Böses im Sinn, nur gegen Kensustria. Aus gutem Grund.« Der Bote suchte Pashtaks Blick. »Soll ich das ausrichten?« »Ja. Und bestelle Bristel, dass ich mich über sein Angebot gefreut habe, wir es jedoch nicht benötigen. Ich habe ihm schon eine Nachricht geschickt«, sagte er und überflog die Zeilen, die ihm der König gesandt hatte. Es stand noch etwas mehr darin, als der Mann vorgetragen hatte, doch das Wesentliche war ausgesprochen.
    Der Bote verneigte sich und verließ die Plattform. Der im Hintergrund wartende Nimmersatte geleitete ihn die Treppen hinab.
    »Wo ist Grab von Lakastre?«, fragte Simar, »Möchte es sehen.«
    »Das ist kein Geheimnis.« Pashtak führte den Nicti nach unten, aus dem Gebäude und durch die Straßen zu dem Teil der Stadt, in dem sie die Toten beisetzten. Dabei entging ihm nicht, dass Simar jeden und jede Nicti, denen sie begegneten,
    ansprach und sich diese ihnen anschlössen. Bald war eine regelrechte Prozession entstanden. Pashtak hielt den Geruch beinahe nicht mehr aus. Er witterte Spannung, Aufregung und noch mehr Verwesung.
    Schon lief er über das Grabfeld, vorbei an. Gedenktafeln, Statuen und Glaubenssymbolen, die sowohl Ulldrael als auch Tzulan gewidmet waren. Dann hatte er das eindrucksvolle Mausoleum erreicht, in dem die ehrenhaftesten Einwohner der Stadt bestattet wurden.
    »Hier liegt sie. Neben ihrem Mann«, erklärte er und betrat die marmorne Halle, in deren Wänden die Grabkammern eingelassen waren. Seine krallenbewehrte Hand deutete auf eine hellgrüne Steinplatte, auf der mit goldener Schrift Boktor und Lakastre geschrieben stand. Simar näherte sich ehrfürchtig und sank auf die Knie, die übrigen Nicti folgten seinem Beispiel. Einer von ihnen begann etwas zu murmeln, die anderen stimmten ein.
    Dem Klang nach vermutete Pashtak, dass es sich um ein Gebet handelte. Mehr und mehr beschlich ihn das Gefühl, dass Lakastre mehr Geheimnisse mit ins Grab genommen hatte, als es für Ammtara gut sein würde.
    Simar erhob sich und ging zur Grabplatte, er berührte sie vorsichtig. »Hoffe auf dein Verständnis«, sagte er zu Pashtak, dann drehte er sich zu seinen Begleitern um und rief etwas. Zwei Nicti standen auf, zogen ihre hammerähnlichen Waffen und schlugen auf die Abdeckung der Grabkammer ein. Splitter trudelten davon, der Namenszug fiel heraus und landete klirrend auf dem Boden. Pashtak starrte sie an. »Was erlaubt ihr euch?!«, rief er und pfiff aufgeregt. Dann stellte er sich mit ausgebreiteten Armen
    vor die Platte. »Halt, sage ich!«
    Die Nicti machten keinerlei Anstalten, ihre Versuche einzustellen, und hoben die Waffen, als wollten sie zuerst seinen
    Schädel und danach den Stein zerschmettern.
    Pashtaks Nackenhaare richteten sich auf, er grollte unwillkürlich. »Das könnt ihr nicht...« Im letzten Augenblick tauchte Pashtak unter dem heran zischenden Metallkopf hinweg, der über ihm in die Platte krachte. Anscheinend konnten sie doch...
    Simar zog ihn zur Seite,
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