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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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strikt:
    »Wenn es sich um Ihre Mutter oder Schwester handelt, in Ordnung. Wenn nicht, können Sie mit Ihrem Besuch in der Küche sitzen.« Über diese Hausregel wurde nicht diskutiert.
    Fünfzehn Minuten später, nachdem sie ihr Hauptanliegen kunstvoll mit viel Geschwätz verbrämt hatte, hing Mrs. Norton ab. Susan, dachte sie, oh Susan, ich will doch nur das Beste für dich. Kannst du das nicht einsehen?
    Sie fuhren von Portland zurück, und es war noch gar nicht spät - erst kurz nach elf Uhr.
    Der Film hatte ihnen gefallen, aber sie waren vorsichtig, wie zwei Menschen, denen die Grenzen des ändern noch unbekannt sind. Jetzt fiel ihr die Frage der Mutter ein und sie sagte: »Wo wohnst du? Mietest du eine Wohnung?«
    »Ich wohne in einem kleinen Loch im dritten Stock bei Eva.«
    »Das ist aber schrecklich! Dort oben muß es ja hundert Grad haben!«
    »Ich mag die Hitze«, sagte er. »Ich arbeite gut, wenn es heiß ist. Ich zieh' das Hemd aus, schalte das Radio ein und trink' literweise Bier. Bis jetzt habe ich täglich zehn Seiten geschrieben. Überdies wohnen dort ein paar schrullige alte Käuze. Und wenn man dann schließlich hinunter auf die Veranda geht und den frischen Wind spürt . .. himmlisch!«
    »Trotzdem«, meinte sie zweifelnd.
    »Ich dachte daran, das Marstenhaus zu mieten«, sagte er beiläufig. »Hab' mich sogar "danach erkundigt. Aber es ist verkauft. «
    »Das Marstenhaus'? Um Himmels willen, wer-?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Man hat mir manchmal nachgesagt, ich hätte eine Schraube locker, aber ich dachte ohnedies nur daran, es zu mieten. Der Grundstücksmakler wollte mir nicht sagen, wer das Haus gekauft hat. Das scheint ein großes Geheimnis zu sein.«
    »Vielleicht wollen irgendwelche Ortsfremde ein Ferienhotel daraus machen«, sagte Susan. »Aber wer immer es auch sein mag, auf jeden Fall ist er verrückt. Ein Haus renovieren ist eine schöne Sache - das würde ich liebend gern einmal versuchen -, aber dieses Haus ist jenseits von allem. Das Gebäude war bereits eine Ruine, als ich ein Kind war. Ben, warum, um Himmels willen, möchtest du dort wohnen?«
    »Warst du schon einmal im Haus drin?«
    »Nein. Aber ich hab' einmal durchs Fenster hineingeschaut.
    Warst du drin?«
    »Ja. Einmal.«
    »Ein unheimlicher Ort, nicht?«
    Sie schwiegen, und beide dachten an das Marstenhaus. Diese Reminiszenzen hatten nichts von der pastellfarbenen Nostalgie anderer Erinnerungen. Zwar hatten der Skandal und das Unglück, die mit dem Haus verbunden waren, vor ihrer Geburt stattgefunden, aber Kleinstädte haben ein gutes Gedächtnis und geben ihre Horrorgeschichten zeremoniell von einer Generation an die nächste weiter.
    Die Geschichte von Hubert Marsten und seiner Frau Birdie war tatsächlich eine schreckliche. Hubie war in den zwanziger Jahren Präsident einer großen Transportfirma in New England gewesen – einer Firma, die, so sagte man, ihre besten Geschäfte nach Mitternacht machte: mit Whiskyschmuggel von Kanada nach Massachusetts.
    1928 hatte Hubie sich als wohlhabender Mann mit seiner Frau nach Salem's Lot zurückgezogen. Ein Jahr später verlor er im großen Börsenkrach den größten Teil seines Geldes.
    In den vier Jahren zwischen dem Börsenkrach und Hitlers Machtergreifung lebte das Ehepaar völlig zurückgezogen im Marstenhaus. Man sah sie lediglich an Mittwochnachmittagen, wenn die beiden in die Stadt kamen, um ihre Einkäufe zu erledigen. Larry McLeöd, der damals Postbote war, erzählte, daß die Marstens täglich vier Zeitungen bekamen. Marsten erhielt auch jeden Monat einen Scheck von der Transportfirma. Larry sagte, er habe das festgestellt, indem er den Umschlag etwas verschoben und durch das Adressenfenster in den Brief geschaut habe.
    Es war auch Larry, der die beiden im Sommer 1939 fand. So viele Zeitungen und Magazine hatten sich im Postfach angesammelt, daß kein Platz mehr für neue war. Larry nahm die Post aus dem Briefkasten am Gartenzaun heraus und wollte sie zwischen die Außen- und die Innentür des Hauses legen.
    Es war August, zu Anfang der Hundstage, und das Gras vor dem Haus ging Larry bis zu den Knien. Der Zaun war von Geißblattranken überwachsen, und dicke Bienen schwärmten um die wachsweißen Blüten. Damals sah der Besitz trotz des hohen Grases noch respektabel aus, und man fand allgemein, daß Hubie sich das schönste Haus von Salem's Lot habe bauen lassen.
    Dem Bericht zufolge, den sich die Damen der Stadt bald danach, atemlos vor Entsetzen, zuflüsterten,
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