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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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Stadt-mitte im rechten Winkel aufeinander; die Stadt selbst war beinahe rund, und die beiden Hauptstraßen teilten sie in vier Sektoren. Der nordwestliche Sektor war der am stärksten bewaldete Teil der Stadt. Er war auch höher gelegen, obwohl nur jemand aus dem Mittelwesten ihn als hochgelegen bezeichnet hätte. Die müden alten Hügel fielen sanft zur Stadt ab, und auf einem von ihnen lag das Marstenhaus.
    Der Großteil des nordöstlichen Sektors war offenes Land -
    Heu und Alfalfa. Hier floß der Royal River, ein alter Fluß, der sich in schimmernden Windungen bis zur Nordgrenze der Stadt hinschlängelte, wo unter der dünnen Erdschicht harter Granit lag. Hier hatte er sich im Laufe von Millionen Jahren sein Bett durch zwanzig Meter hohe Felsklippen gebahnt.
    Der südöstliche Teil war der hübscheste. Auch hier stieg das Land ein wenig an, aber es gab keine Spuren des großen Feuers und keine verbrannte Erde, wie sie nach jedem Brand zurückbleibt. Das Land auf beiden Seiten der Griffen Road gehörte Charles Griffen, dem Besitzer der größten Milchfarm südlich von Mechanic Falls, und von dem Schoolyard Hill konnte man Griffens riesige Scheune mit dem Aluminiumdach sehen, das in der Sonne glänzte wie ein gewaltiger Heliograph. Es gab noch andere Farmen, und viele Leute, die in Portland oder Lewiston arbeiteten, hatten sich hier ihre Häuser gebaut.
    Was es in der Welt an Kriegen, Katastrophen und Regierungskrisen gab, erfuhr man in Salem's Lot zumeist aus dem Fernsehen. Ja -: einer der Potter-Jungen fiel in Vietnam, und Bowies Sohn kehrte mit einem künstlichen Fuß heim – er war auf eine Landmine getreten -, aber er bekam eine Stellung im Postamt, und damit war das in Ordnung. Die Kinder trugen ihr Haar länger und kämmten sich nicht mehr ordentlich wie ihre Väter. Aber man nahm kaum davon Notiz. Als man im Gymnasium keine Uniformen mehr verlangte, schrieb Aggie Corliss einen Brief an die Zeitung. Aber Aggie schrieb seit Jahren jede Woche einen Brief an die Zeitung, zumeist über den Fluch des Alkohols und manchmal auch über das Wunder religiöser Erweckung.
    Manche Kinder nahmen »Stoff«, aber Alkohol war das größere Problem. Seit die Altersgrenze für den Ausschank von Alkohol herabgesetzt worden war, fanden sich eine Menge Teenager bei Dell's ein. Dann rasten sie auf ihren Motorrädern nach Hause, und hin und wieder fand einer den Tod.
    Von diesen Dingen abgesehen, war das Wissen um die Krisen im Land jedoch eher akademischer Natur. Die Uhren in Jerusalem's Lot gingen anders. In einer so netten Kleinstadt konnte nichts Böses geschehen. Dort nicht.
    Ann Norton stand am Bügelbrett, als ihre Tochter mit einer gefüllten Einkaufstasche hereinstürmte, der Mutter ein Buch mit dem Bild eines hageren Mannes zuwarf und sofort zu erzählen begann.
    »Langsam«, sagte Ann. »Dreh den Fernseher ab und dann erzähl mir.«
    Susan würgte die Stimme des Ansagers ab und berichtete ihrer Mutter über das Zusammentreffen mit Ben Mears. Mrs. Norton versuchte, ruhig und verständnisvoll zuzuhören, obwohl bei der Erwähnung eines neuen jungen Mannes in ihr sofort die gelben Warnlichter aufblinkten. Es war schwer, sich vorzustellen, daß Susan alt genug für einen Mann sei. Heute leuchteten die Warnlichter besonders hell.
    »Das klingt recht aufregend«, bemerkte Ann Norton.
    »Er war wirklich nett«, sagte Susan. »Und ganz natürlich.«
    »Oh, meine Füße«, stöhnte Mrs. Norton, stellte das Bügeleisen hin und ließ sich in den Schaukelstuhl neben dem großen Fenster fallen. Sie nahm eine Zigarette und zündete sie an. »Bist du sicher, daß er in Ordnung ist, Susie?«
    Susan lächelte ein wenig abwehrend. »Natürlich bin ich sicher. Er sieht aus wie .. . ach, ich weiß nicht - wie ein Professor oder so jemand.«
    »Man behauptet, der verrückte Massenmörder sah aus wie ein Gärtner«, sagte Mrs. Norton nachdenklich.
    »Elchscheiße«, sagte Susan fröhlich. Dieser Ausdruck irritierte ihre Mutter jedesmal.
    »Zeig mir das Buch.« Ann Norton streckte die Hand aus.
    Susan gab es ihr und dachte plötzlich an die Schilderung einer homosexuellen Vergewaltigung im Zuchthaus.
    »›Tanz in den Lüften‹«, sagte Ann Norton sinnend und begann das Buch durchzublättern. Susan wartete resigniert.
    Die Fenster waren offen, eine sanfte Vormittagsbrise bewegte die gelben Vorhänge in der Küche. Es war ein hübsches Haus, ein solider Ziegelbau, im Winter recht mühsam zu heizen, aber im Sommer kühl wie eine Felsgrotte.
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