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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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nahm Larry einen merkwürdigen Geruch wahr, als er sich dem Haus näherte. Ein Geruch nach verdorbenem Fleisch. Larry klopfte an die Eingangstür und erhielt keine Antwort. Er schaute durch die Glastür, konnte jedoch in der Dunkelheit nichts erkennen. Statt die Glastür zu öffnen, ging Larry um das Haus herum, und das war sein Glück. Er versuchte die Hintertür, fand sie offen und trat in die Küche. In einer Ecke lag Birdie Marsten mit gespreizten Beinen und nackten Füßen. Der halbe Kopf war von einem aus nächster Nähe abgegebenen Schuß zerschmettert. (»Fliegen«, pflegte Audrey Hersey an dieser Stelle zu ergänzen, und sie sprach mit gelassener Autorität, »Larry sagte, die Küche sei voll von Fliegen gewesen. Sie summten herum, setzten sich auf die..
    Sie wissen, was ich meine, und flogen wieder fort. Fliegen.«) Larry wandte sich auf den Fersen um und lief in die Stadt zurück. Er holte Norris Varney, der damals Polizist war, und zwei, drei andere Leute. Gemeinsam fuhren sie zum Haus zurück.
    Niemand aus der Stadt hatte das Haus jemals betreten, und was man vorfand, war für sie alle wahrhaftig erstaunlich. Als sich die Aufregung gelegt hatte, erschien sogar im ›Portland Telegraph‹ ein Artikel darüber. Hubert Marstens Haus war nämlich angefüllt mit Ramsch und Plunder; enge gewundene Gänge führten durch vergilbte Stöße" von Zeitungen und Berge von alten Büchern.
    Jackson Hersey nahm ein Exemplar der ›Saturday Evening Post‹ in die Hand und fand an jede Seite eine Dollarnote angeheftet.
    Norris Varney stellte fest, wie gut es war, daß Larry die Hintertür benutzt hatte. Die Mordwaffe war an einen Stuhl angebunden, der Lauf zeigte genau auf die Eingangstür. Das Gewehr war geladen und an den Abzug ein Strick geknüpft, der durch die Halle zur Türklinke führte.
    (»Das Gewehr war geladen«, pflegte Audrey an dieser Stelle zu sagen. »Ein kleiner Ruck, und Larry wäre geradewegs in den Himmel gefahren.«)
    Es gab auch andere, weniger tödliche Fallen. Ein zwanzig Kilo schweres Bündel Zeitungen lag genau über der Tür zum Eßzimmer. Eine der Stufen an der Treppe in den ersten Stock war aus der Halterung gelöst und hätte jeden, der auf sie trat, einen gebrochenen Knöchel kosten können. Es zeigte sich sehr bald, daß Hubie Marsten mehr gewesen war als ein Sonderling; offensichtlich war er ein Wahnsinniger gewesen.
    Sie fanden ihn im ersten Stock, in seinem Schlafzimmer am Ende des Ganges. Er hing von einem Balken herab. (Susan und ihre Freundinnen unterhielten sich damit, einander mit den Geschichten, die sie von den Erwachsenen gehört hatten, zu erschrecken. Amy Rawcliffe hatte im Hof eine kleine Holzhütte, und hier schlössen die Kinder sich ein, saßen im Dunklen, erzählten einander schreckliche Geschichten über das Marstenhaus und schmückten sie mit allen schauerlichen Details aus, die ihnen einfielen. Auch jetzt, achtzehn Jahre danach, wirkte allein der Gedanke an das Marstenhaus auf Susan wie ein böser Zauber und beschwor mit schmerzlicher Klarheit das Bild von kleinen Mädchen herauf, die eng aneinandergeschmiegt in Amys Holzhütte saßen und einander an den Händen hielten. Und Amy sagte mit furchterregender Stimme: »Sein Gesicht war ganz aufgedunsen, und aus seinem Mund hing eine schwarze Zunge, auf der Fliegen herumkrochen.«)
    »... Ort.«
    »Was? Bitte, entschuldige.« Es kostete Susan eine beinahe physische Anstrengung, wieder in die Gegenwart zurückzukehren.
    »Ich sagte, es sei ein gespenstischer Ort.«
    »Erzähl mir, wie und wann du ins Haus gegangen bist.«
    Er lachte ohne Fröhlichkeit. »Es begann eigentlich als Kinderspiel. Vielleicht war es auch gar nicht mehr. Denk daran, es war im Jahr 1951, und Kinder mußten sich damals noch etwas einfallen lassen. Klebestoff inhalieren, das hatte man noch nicht erfunden. Ich lief mit Davie Barclay, Charles James, Harold Rauberson und Floyd Tibbits herum -«
    »Mit Floyd?« fragte sie erstaunt.
    »Ja. Kennst du ihn?«
    »Ich habe ihn oft getroffen«, sagte sie, hatte Angst, daß ihre Stimme seltsam klingen könnte, und fuhr rasch fort: »Sonny James ist immer noch hier. Ihm gehört die Tankstelle. Harold Rauberson ist an Leukämie gestorben.«
    »Sie waren alle ein, zwei Jahre älter als ich. Und sie hatten einen Klub. Einen sehr exclusiven Klub. Nur ›Verdammte Piraten‹ mit mindestens drei Empfehlungen durften um Aufnahme ansuchen.« Er wollte es leichthin sagen, aber etwas von der alten Verbitterung lag unter den
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