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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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Seine Stimme überschlug sich. Er war nicht mehr fähig, seine Gliedmaßen zu kontrollieren. Das linke Knie zuckte hoch und nieder, eine unkontrollierte Reflexbewegung seiner Fuß- und Wadenmuskulatur versetzte das ganze Bein in krampfhafte Zuckungen.
    »Fassen Sie sich, mein Sohn«, murmelte der Priester. Er war an die sechzig Jahre alt und hatte ein durchgeistigtes Antlitz.
    Johnny schluchzte wieder. Tränen liefen über sein ausgemergeltes Gesicht. Die Zähne klapperten.
    Der Priester kam zu ihm und machte eine begütigende Geste.
    Aber Johnny war nicht zu beruhigen. »Ich will nicht sterben«, schrie er… »nicht so… ich will nicht so sterben… ich will das nicht!!! Ich will das nicht!!!«
    Seine schreiende Stimme überschlug sich. Die vier Wärter jenseits des Gitters wandten die Gesichter ab. Der Priester sah, wie sich einer über die Stirn wischte. Nahm dies denn niemals ein Ende?
    Johnny Wright hatte sich verausgabt. Er lag auf der Pritsche, zusammengekrümmt, zitternd, leise wimmernd, von Todesangst gepeinigt wie nie zuvor in seinem Leben.
    Aber dieser selbe Mann war vor sieben Monaten zusammen mit seinem Bruder Jack in die Zahlstelle der Mid Western Bank Inc. in einem winzigen Nest oben in den Adirondacks gekommen, hatte furchtlos die Maschinenpistole hochgerissen.
    »Dies ist ein Überfall!« hatte er gerufen. »Keine Bewegung! Wir schießen sofort!« Sie hatten schwarze Masken getragen. Und Johnny hatte keine Sekunde gezögert, als er plötzlich in seinem Rücken die hastigen, laut durch die entsetzliche Stille hallenden Schritte gehört hatte.
    Tim Josuah Moster, der vierzehnjährige Friseurlehrling, der für seinen Chef ein paar Dollar von der Bank hatte holen sollen, wollte hinaus aus der Schalterhalle auf die Straße und um Hilfe rufen. Er kam nicht einmal ganz bis zu der gläsernen Schwingtür vor dem kurzen Treppenhaus. Die Salve aus Johnny Wrights Maschinenpistole erfaßte ihn.
    Frauen kreischten. Eine ältere Dame wurde ohnmächtig und schlug direkt vor Jack Wright hin, der mit seiner Maschinenpistole und dem leeren Leinensack an den Kassenschalter herangesprungen war.
    Die beiden Gangster drehten durch. Jack glaubte vielleicht in seinem ersten Schreck, es wolle ihn jemand angreifen, als er plötzlich neben sich das Geräusch hörte und die Berührung seines Schienbeins spürte. Er schoß, bevor er sich auch nur davon überzeugt hatte, daß die zartgliedrige Hand einer alten, ohnmächtigen Dame im Sturz sein Bein flüchtig berührt hatte.
    Der Überfall war mißglückt. Als Jack auf die Frau schoß, warf sich der Kassierer geschickt unter den Schaltertisch und krampfte beide Hände fest auf den Alarmknopf, den er mit der ganzen Wucht seines Körpers niederdrückte. Das schrille Rattern der Klingel dröhnte grell durch die kleine Schalterhalle. Schon ertönte draußen, gar nicht weit entfernt, eine Polizeisirene.
    Die Gangster wurden gestellt. Außer den schäbigen fünfundzwanzig Dollar, die Jack einem alten Mann aus der Hand gerissen hatte, der sie auf sein Sparbuch hatte einzahlen wollen, hatten sie keinen Cent erbeutet. Aber sie hatten eine alte Frau erschossen und einen vierzehnjährigen Jungen. Und sie hatten eine weitere Frau durch die Querschläger verletzt, die von dem Boden der Halle zurückgestiebt waren und sinnlos durch die Gegend pfiffen.
    Sie wurden beide zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt. Und sie saßen jetzt seit neunzehn Tagen in der Todeszelle und warteten auf die Hinrichtung. Das Gnadengesuch hatte der Gouverneur abgelehnt, wie nicht anders zu erwarten war. Gestern nachmittag war der Zuchthaus-Friseur in die Todeszelle gekommen. In Begleitung der vier stämmigen Wärter, die als Gehilfen des Scharfrichters fungierten. Trotzdem hatte man noch weitere vier Wärter rufen müssen, um die beiden Todeskandidaten in ihrer Doppelzelle zu bändigen.
    Dann war es zu einem Zwischenfall gekommen, als Johnny sich auf einen Wärter warf und versuchte, diesen zu erwürgen. Die Pistole eines Aufsehers brachte ihn zur Räson.
    Und nun war es also soweit. Als Johnny zusammengekrümmt auf der Pritsche lag, wandte sich der Priester wieder Jack zu. Mit leerem Blick, starr vor sich hin auf den grauen Fußboden aus Stahlbeton gerichtet, murmelte Jack sein Sündenregister herunter. Den Rosenkranz, der zwischen seinen Fingern hing, schien er nicht zu spüren.
    Nebenan ging klirrend die Tür auf. Der Zuchthausdirektor trat ein. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer schwarzen
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