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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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Marstenhaus hinauf. Die Fensterläden waren geschlossen. Feindselig starrten sie auf die Stadt herab. Jetzt war das Haus harmlos, aber nach Einbruch der Dunkelheit?

    Die unkonsekrierten Hostien, mit denen Pater Callahan alle Türen versiegelt hatte, mochte der Regen längst abgewaschen haben. Wenn sie es wollten, konnte das Haus wieder ihnen gehören – ein Schrein über der sterbenden Stadt. Trafen sie sich dort oben? Wanderten sie blaß und fahl in den dunklen Gängen umher?
    Mark sah die Häuser an. Viele hatten die Läden heruntergelassen, bei anderen konnte man durch nackte Fenster in leere Zimmer sehen.
    »Sie sind in den Häusern«, sagte Mark gepreßt. »In allen diesen Häusern. In Betten und Schränken und Kellern. Unter den Fußböden. Versteckt.«
    Ben und Mark ließen die Stadt hinter sich. Ben bog in die Brocks Road ein und fuhr am Marstenhaus vorüber.
    Mark zeigte auf etwas: Durch das Gras lief jetzt ein Pfad, ein ausgetretener Weg. Er führte von der Straße zum Tor des Hauses.
    In der Nähe von Harmony Hill hielt Ben an. Sie stiegen aus und gingen gemeinsam zum Wald hinüber. Das trockene Unterholz knackte unter ihren Füßen.
    »Hier soll es angefangen haben«, sagte Ben. »Damals, im Jahre 1951. Der Wind kam vom Westen. Man glaubt, daß jemand eine Zigarette fallen ließ. Eine einzige Zigarette. Und niemand konnte das Feuer aufhalten.«
    Er nahm ein Paket Pall Mall aus der Tasche, sah gedankenverloren die Marke an - in hoc signo vinces - und zündete eine Zigarette an.
    »Sie haben ihre Verstecke«, sagte er. »Aber sie könnten sie verlieren. Viele könnten getötet werden ... oder vernichtet. Das ist ein besseres Wort. Aber nicht alle. Begreifst du?«
    »Ja«, sagte Mark.
    »Sie sind nicht sehr klug. Wenn sie ihre Verstecke verlieren, werden sie keine besseren finden. Leute, die bereit wären, die zunächst liegenden Plätze abzusuchen, könnten Erfolg haben.
    Wenn der erste Schnee fällt, könnte vielleicht alles vorüber sein.
    Oder es hört niemals auf. Es gibt keine Gewißheit. Aber ohne ... etwas ... das sie aufscheucht ... vertreibt ... gibt es überhaupt keine Chance.«
    »Ja.«
    Ben stand auf. »Wir müssen es tun.«
    Er warf die glimmende Zigarette auf einen Haufen toter Blätter. Eine dünne weiße Rauchsäule stieg auf, wurde vom Wind gepackt. Zehn Meter weiter war ein großer Holzhaufen.
    Gebannt beobachteten Ben und Mark den Rauch.
    Der Rauch wurde dunkler. Die ersten Flammen züngelten.
    Aus dem Holzstoß kam ein leises Prasseln, als die Zweige Feuer fingen.
    »Heute nacht werden sie keine Schafe reißen«, sagte Ben leise.
    »Heute werden sie auf der Flucht sein. Und morgen -«
    »Du und ich«, sagte Mark und ballte die Faust. Sein Gesicht war nicht mehr blaß; es glühte, und seine Augen leuchteten.
    Sie gingen zur Straße zurück und fuhren fort.
    Langsam breitete sich das Feuer aus, angefacht vom Herbstwind, der aus dem Westen blies.
    Oktober 1972  bis Juni 1975
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