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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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nicht mehr kommen. Er rief gestern spätabends an und sagte, er habe Homer McCaslins Wagen entdeckt. Er hat dann nicht mehr zurückgerufen.« Langsam und traurig griff Parkins in seine Hemdtasche und holte eine neue Zigarette hervor. Nachdenklich rollte er sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Diese verdammten Dinger werden mich noch umbringen«, sagte er.
    Ben versuchte es noch einmal. »Gillespie, hören Sie, der Mann, der das Marstenhaus gemietet hat - er heißt Barlow. In diesem Augenblick befindet er sich im Keller von Eva Millers Pension.«
    »Tatsächlich?« sagte Parkins ohne besonderes Erstaunen. »Er ist ein Vampir, nicht wahr? Wie in den Comics vor zwanzig Jahren.«
    Ben antwortete nicht. Mehr und mehr überkam ihn das Ge-fühl, in einem furchtbaren Alptraum zu leben, in dem ein unsichtbares Räderwerk knapp unter der Oberfläche der Dinge unaufhörlich weiterlief.
    »Ich verlasse die' Stadt«, sagte Parkins. »Und habe bereits mein ganzes Zeug im Kofferraum verstaut. Gewehr und Sheriffstern liegen auf der Stellage. Ich habe die Nase voll und fahre zu meiner Schwester in Kittery. Ich nehme an, daß das weit genug weg ist.«
    Ben hörte sich sagen: »Sie feiger Scheißkerl. Diese Stadt ist noch am Leben, und Sie laufen einfach davon.«
    »Sie ist nicht am Leben«, sagte Parkins und zündete seine Zigarette an. »Deshalb kam er hierher. Die Stadt ist so tot wie er. Schon seit zwanzig Jahren ist sie es, oder länger. Und mit dem ganzen Land ist es nicht anders. Letzthin waren Nolly und ich in Falmouth, im Kino. In dem einen Film hab' ich mehr Blut und mehr Tote gesehen als in zwei Jahren Koreakrieg. Die Kinder haben dabei Popcorn gefressen und waren begeistert.«
    Er deutete vage auf die Stadt. »Vielleicht freut es sie, Vampire zu sein. Mich nicht. Heute nacht wird Nolly versuchen, mich zu holen. Ich fahre fort von.hier.«
    Ben sah ihn hilflos an.
    »Wenn ihr beide mitfahren wollt?« fragte Parkins. »Diese Stadt wird ohne uns auskommen ... eine Weile jedenfalls. Und später ist alles gleichgültig.«
    Ja., dachte Ben. Warum nicht?
    Mark gab die Antwort. »Weil er schlecht ist, durch und durch schlecht. Das ist alles.«
    »Tatsächlich?« sagte Parkins und sog an seiner Zigarette. »Al-so, in Ordnung.« Er blickte zur Oberschule hinauf. »Scheißtag heute in Lot. Busse haben Verspätung, Kinder sind krank, und wenn man wo anruft, hebt niemand ab. Der diensttuende Beamte rief mich an, und ich habe ihn beruhigt. Er ist ein lustiger kleiner Glatzkopf, der glaubt, daß er weiß, was er tut. Gut, die Lehrer sind wenigstens da. Sie kommen von außerhalb, in den meisten Fällen. Aber sie können sich ja nicht selbst unterrichten.«
    Ben dachte an Matt und sagte: »Nicht alle von ihnen kommen von außerhalb.«
    »Macht auch nichts«, sagte Parkins. Sein Blick fiel auf die Pfähle in Bens Gürtel. »Sie wollen dem Kerl mit einem von diesen Dingern da den Garaus machen?«
    »Ja.«
    »Ihr könnt mein Gewehr haben, wenn ihr wollt. Nolly ist gerne damit herumgelaufen. Vermutlich wird er einen guten Vampir abgeben, sobald er gelernt hat, worum es geht.«
    Mark sah Parkins mit wachsendem Entsetzen an; Ben wußte, daß er den Jungen von hier wegbringen mußte.
    »Komm«, sagte er zu Mark. »Mit dem ist nichts mehr anzufangen.«
    »Sie sagen es«, meinte Parkins. Seine hellen, von kleinen Falten umrahmten Augen schauten über die Stadt. »Es ist ruhig.
    Ich habe Mabel Werts gesehen, die durch ihre Brillen aus dem Fenster gesehen hat, aber ich glaube nicht, daß es viel zu sehen geben wird, heute. Morgen tut sich dann wieder mehr, vielleicht. «
    Sie gingen zum Auto zurück. Es war beinahe siebzehn Uhr dreißig.
    Ein Viertel vor achtzehn Uhr hielten sie vor der Kirche von St. Andrew. Ben nahm Jimmys Tasche vom Rücksitz, öffnete sie, fand ein paar Ampullen und schüttete ihren Inhalt aus.
    »Was tust du?«
    »Wir werden Weihwasser in die Ampullen füllen«, sagte Ben.
    »Komm.«
    Sie gingen die Stufen zur Kirche hinauf, und Mark öffnete das Tor. »Schau her«, sagte er und wies auf die Klinke.
    Die Klinke war geschwärzt und ein wenig verformt, so, als wäre eine elektrische Ladung hindurchgegangen.
    »Verstehst du das?« fragte Ben.
    »Nein. Nein, aber ...« Mark schüttelte den Kopf und schob einen halb geformten Gedanken beiseite. Das Innere der Kirche war kühl und grau.
    Die zwei Kirchenstuhlreihen waren durch den breiten Chorgang in der Mitte voneinander getrennt und waren flankiert von zwei Engelskulpturen, die dem
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