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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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meine Couch. Wenn die Tiere durchaus in meiner Nähe schlafen wollten, so meinetwegen; als Bettkameraden wollte ich sie aber nicht haben. Eine angenehme Überraschung hatte ich übrigens bei dieser Katzenpflege. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht, als Madame Aubel mir erklärt hatte, daß die Tür zum Badezimmer immer einen Spalt offenbleiben müsse, damit die Tiere aus und ein gehen konnten, denn sie besorgten ihre Geschäftchen sehr reinlich auf dem Wasserklosett. Ich bekam es mit eigenen Augen zu sehen. Rajah hatte sich andächtig zurechtgesetzt, ließ sich in keiner Weise stören, wenn er einen Zuschauer hatte. Später habe ich erfahren, daß das gar nicht so selten ist bei Stubenkatzen, die nicht im Freien herumstreunen dürfen, wie wir es von unseren Putzis auf dem Seehundsrücken gewohnt sind.
    Es war schon spät, als wir mit Auspacken und Einrichten fertig waren. Und da wir nun in Frankreich waren, hätte ich natürlich ein feines „Diner“ kochen müssen. Aber unsere erste Abendmahlzeit in Frankreich bestand leider aus Tee und 36 Stunden alten Butterbroten, von Omi persönlich gestrichen.
    Vati warf neidische Blicke auf die Katzen, die laut Befehl von
    Frau Aubel gebratene Kalbsleber bekamen. Aber jetzt war ich die Hausfrau, und ein Punkt hatte sich in meinem Gedächtnis festgesetzt, nämlich das erste Gebot in Omis Küche: Essen darf nicht weggeworfen werden!
    Also aßen wir altes Butterbrot beim Duft von französischem Katzendiner.
    Inzwischen erzählte Vati. Er hatte einen wunderbaren Tag gehabt. Ahlsen hatte sich mit einem französischen Architekten in einem Café am Montmartre verabredet, und zum Glück konnte dieser Architekt etwas Deutsch. Er und Vati hatten sich in ihrem gemeinsamen Interesse für mittelalterliche Fresken gefunden. Sie hatten sich sehr gern gemocht und ein weiteres Treffen vereinbart. Dann waren sie herumgezogen in Montmartre. Sie waren in Sacré Coeur gewesen und auf La Butte. Natürlich auf La Butte, wo ich später oft stand und den Malern zusah, die sich mit ihren Staffeleien, Pinseln und Farben dort aufstellten, in rasender Eile drauflosmalten und die noch feuchten Bilder an den Mann zu bringen suchten.
    Dort hatte Vati Landsleute getroffen, junge Künstler, die herumstanden und vor den Augen der Touristen malten und ganz gut verkauften. „Aber das Schönste von allem“, sagte Vati, „war das Nachmittagslicht auf den Champs-Elysées und an der Seine. Nein, dieses Licht, Britta! Jetzt verstehe ich, was man mit ,Pariserblau’ meint. Es ist weder ein Blau noch ein Grau, nein, es ist, es ist, ach, du mußt es selbst sehen! Morgen gehen wir zusammen in die Stadt, Britta, dann zeige ich dir die Champs-Elysées und den Triumphbogen, und dann essen wir - “
    „Im Park“, sagte ich streng. „Ich nehme Butterbrote mit, damit du es gleich weißt.“
    „Aber, liebes Kindchen - “
    „Ich bin kein liebes Kindchen, Paps, ich bin eine strenge Hausfrau. Und jetzt muß ich Omi und Tante Birgit vertreten. Sonst sind es immer die beiden, die auf dich aufpassen! Wir wollen drei Monate hierbleiben, nun teile bitte dein Geld in drei Teile, und jeden in vier, damit wir sehen, wieviel wir pro Woche ausgeben dürfen. Davon muß ich ein gutes Teil zum Haushalt haben. Wir brauchen Metro-Geld, ab und zu muß mein Haar geschnitten werden, und du mußt sicher neue Farben und Leinwand kaufen. Du gibst immer mit deinem Abitur an, dann hast du wohl auch ein bißchen Mathematik gelernt? Also setze dich hin und fange an zu rechnen.“
    Vati stöhnte.
    „So eine Göre! Ich möchte dich.“
    „Ja, du hast recht, du möchtest mich loben und mir danken; das wolltest du doch sagen, du alter Tyrann!“ Ich gab ihm einen schnellen Kuß. „Du bist der reizendste, unmöglichste, der wunderbarste und leichtsinnigste Vater auf der Welt, und ich bin froh, daß ich es bin, die auf dich aufpassen darf. Hier ist Bleistift und Papier, bittschön, altes Walroß!“
    Ich bekam einen halb ärgerlichen, halb humorvollen Klaps, und dann setzte sich Vati tatsächlich hin und begann zu rechnen. Er rechnete und rechnete, während ich den Tisch abräumte, das Teegeschirr und die Teller abwusch. Er rechnete weiter, während ich ins Bad ging und mich zurechtmachte.
    Er rechnete noch, als ich im Pyjama hereinkam, um ihm gute Nacht zu sagen.
    „Du, Britta“, sagte er schließlich, und seine Stimme war merkwürdig zahm, „glaubst du, daß du den Haushalt mit fünfzig Francs in der Woche schaffst?“
    „Ich weiß
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