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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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nicht“, sagte ich. „Ich habe keine Ahnung, wieviel Fleisch und Brot und Butter kosten. Aber gib mir einmal fünfzig Francs, ich sage es dir schon, wenn es nicht reicht. Gute Nacht, Paps. Vergiß nicht, daß die Badetür einen Spalt offenbleiben muß, sonst machen die Katzen in die Hosen. Schlaf gut.“
    Und nun lag ich auf der Couch und schrieb in ein kleines Notizbuch, das ich für diese Gelegenheit angeschafft hatte. Ich hatte mir vorgenommen, in Frankreich ein Tagebuch zu führen. Ich schrieb:
    Ankunft in Paris neun Uhr. Treffen mit Redakteur Ahlsen. Frühstück am Gare du Nord. Zug nach Colombes, dort installiert, mit den Katzen geschlafen, Aubels abgereist, großer Abwasch, Vati den ganzen Tag weg, am Nachmittag heim, Abend zusammen mit ihm.
    Ich legte das Buch weg und löschte das Licht. Plumps, da sprang etwas auf meine Füße. Plumps, da war etwas hinter meinem Rücken. All right, meinetwegen. Ich war zu müde, um jetzt Katzen zu erziehen, außerdem war ich gerührt, weil sie so viel Zutrauen zu mir hatten, daß sie unbedingt in meinem Bett schlafen wollten.
    Sie waren ja auch blitzsauber und appetitlich.
    Wir schliefen gleich ein. Bajadere, Rajah und ich.

Großstadtluft
    Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre nicht ein Selbstbedienungsladen in der Nähe gewesen. Ich entdeckte ihn am nächsten Morgen, als ich ausging, um Brot zu kaufen. Im Kühlschrank stand noch ein Rest Butter und Marmelade von Aubels, Kaffee war auch noch etwas da, und zum Frühstück brauchte ich nur etwas Brot.
    In der Bäckerei zeigte ich auf ein langes Brot und hielt einen Finger in die Höhe, und die Verkäuferin nickte und sagte:
    „Un baguette, s’il vous plait, Mademoiselle.“
    Und ich sagte: „Merci, Mademoiselle“, und legte einen FünfFranc-Schein auf den Tisch.
    Als ich aus dem Geschäft kam, zählte ich das Wechselgeld. Jetzt wußte ich also, daß Brot baguette hieß und was es kostete. Dann entdeckte ich den Selbstbedienungsladen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn jetzt konnte ich gleich zum Mittagessen einkaufen, für die Katzen, und auch Aufschnitt für unsere Butterbrote.
    Als ich mit vollem Korb zur Kasse kam, hatte ich für mehr als zweiunddreißig Francs eingekauft. Ich schnappte nach Luft. Ach nein, Paps mußte schon mehr Geld herausrücken!
    Tags zuvor hatte ich große Augen gemacht, als Frau Aubel mit Pantoffeln und Lockenwicklern auf die Straße gegangen war. Aber jetzt sah ich, daß das hier anscheinend üblich war. Niemand schien es als etwas Besonderes zu empfinden. Und ich fühlte mich fast unanständig gut angezogen in meinem Wintermantel und Handschuhen und Baskenmütze.
    Den Mantel brauchte ich wirklich, denn es war kalt draußen, obgleich die Sonne so intensiv schien, wie es nur die Februarsonne kann.
    Vati war in glänzender Stimmung und voller Unternehmungslust. Beim Morgenkaffee in der Küche machte er Pläne.
    „Wollen wir heute Notre-Dame anschauen, oder wollen wir in den Louvre gehen, oder wollen wir mit dem Fahrstuhl in den Eiffelturm hinauffahren?“
    „Wie du willst“, sagte ich. „Alles ist ja neu für uns, und alles ist interessant. Solltest du heute übrigens nicht Ahlsen treffen?“
    „Nein“, sagte Vati, „aber den Architekten Latour, er pflegt Kaffee zu trinken im - was zum Teufel war es nur für ein Café? Ich habe es aufgeschrieben, ja richtig, hier ist es. Aber nicht vor vier Uhr. Wir haben massenhaft Zeit, Britta. Stopfe nur irgend was Freßbares in die beiden Raubtiere, dann ziehen wir los.“
    „Aber der Abwasch, Paps!“
    „Pfeif auf den Abwasch! Glaubst du, daß der Herrgott uns einen solch schönen Sonnentag beschert, damit wir ihn zum Abwaschen benützen?“
    Vatis Logik ist hier und da unwiderstehlich. Ich machte das „Raubtieressen“. Schon am ersten Tag begann ich darüber nachzudenken, ob ich ihren Kostplan nicht vereinfachen könnte.
    Vati hatte gesagt: „Selbstverständlich, Madame, klar, daß wir die Katzen versorgen. Das ist ja das Geringste, was wir tun können, wenn wir umsonst hier wohnen.“
    Aber wenn die Viecher Kalbskoteletten, Eigelb und Sahne haben sollten, würde das bald dazu führen, daß wir uns mit Wasser und Brot begnügen mußten!
    Und sparten wir die Miete wirklich? Eine hübsche kleine Summe würde monatlich in die siamesischen Bäuche wandern. Naja, heute sollten sie noch das haben, was Madame verlangt hatte. Rohes Kaninchenfleisch, fein gewiegt, und ein zehntel Liter Sahne durch zwei geteilt.
    Die Badezimmertür blieb offen,
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