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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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die Küchentür wurde geschlossen.
    Dann wagten sich der Kunstmaler Benno Dieters und Tochter in die Gefahren und die Versuchungen der Großstadt, und in das pariserblaue Licht.
    Die Gefahr begann gleich vor dem Bahnhof St-Lazare, als wir die Straße überqueren wollten. Hätte ich Vati nicht am Ärmel ergriffen und zurückgehalten, wäre er geradewegs in ein Auto gelaufen, als er die Straße überqueren wollte, direkt gegen rotes Licht mit dem Wort „Attendez“.
    „Ach, zum Teufel“, sagte Vati, „,attendez’ bedeutet ja warten!“
    „Und rot bedeutet Gefahr“, sagte ich. „Eines sage ich dir, Vati, wenn du dir nicht um deinetwillen Mühe gibst, vorsichtig zu sein, dann tu es bitte für mich. In welche Lage bringst du mich, wenn du entweder im Krankenhaus oder auf dem Friedhof landest!“
    „Du bist eine fürchterliche kleine Moraltante geworden“, sagte Vati, als das rote Licht in grünes gewechselt hatte und das Wort „Attendez“ in „Passez“ wechselte. Wir standen auf dem gegenüberliegenden Gehsteig und atmeten auf.
    „Einer von uns muß vernünftig sein“, sagte ich.
    Plötzlich schaute mich Vati mit einem kleinen Lächeln an, einem zärtlichen, ein bißchen wehmütigen Lächeln. Er drückte meine Hand.
    „Du gleichst deiner Mutter, Kleine“, sagte er.
    Dann trabten wir los: Wir waren uns einig, daß wir die Metro vermeiden wollten, wir wollten etwas von Paris sehen.
    Es wurde aber eine nette Strecke zu laufen!
    Glücklicherweise hatte ich den Stadtplan bei mir. An jeder Straßenecke blieben wir stehen und schauten nach. Und so gelang es uns, die Place de l’Opéra zu finden, von da kamen wir auf den langen Boulevard Hausmann und weiter zu einem großen, strahlenden Platz. Gerade vor uns erhob sich ein monumentaler Bau.
    „Oh, Vati, dies sind ja die Champs-Elysées und der Triumphbogen. “
    „Ganz genau. Wollen wir mal sehen, ob wir dort rauffahren können?“
    „O ja, Paps, machen wir das!“
    Das war leichter gesagt als getan. Durch den Autoverkehr auf der Place de l’Etoile durchzukommen, ist eine äußerst problematische Sache. Wir blieben Hand in Hand stehen und starrten verloren hinüber zum Triumphbogen. Die Minuten vergingen, aber wir wagten uns nicht in das Gewühl. (Ich war es, die entdeckte, daß ein Tunnel unter der Straße zum Triumphbogen führte, aber leider entdeckte ich das erst eine Woche später.)
    „Wir können auch ein anderes Mal hingehen“, sagte Vati. „Wir können auf dieser Seite der Straße bleiben und geradeaus gehen, dann kommen wir zur Place de la Concorde.“
    Ich hatte nichts gegen die Place de la Concorde. Wir trabten weiter, aber du liebe Zeit, wie weit war das! Später haben wir erfahren, daß es eine Kleinigkeit von zwei Kilometern ist, dieses lange, gerade Stück, das unter anderem am Palais der Champs-Elysées vorbeiführte.
    „Jetzt bin ich müde, Vati!“ sagte ich, als wir zur Place de la Concorde gekommen waren. Ich war tatsächlich so müde, daß ich die Schönheit um mich herum nicht so richtig genießen konnte, und die Place de la Concorde ist wahrhaftig das reinste Schönheitserlebnis.
    Nun war Vati wieder im Bilde, denn hier war er tags zuvor gewesen. „Nur noch geradeaus über den Platz, Britta“, sagte er, „dann kommen wir zum Tuilerien-Garten. Dort gibt es eine Menge Bänke, und wir können ausruhen.“
    Gesagt, getan. Zehn Minuten später saßen wir im strahlenden Sonnenschein auf einer Bank, und meine Augen wurden immer größer. Da waren spielende Kinder, die französisch mit ihren Kindermädchen plauderten, waren herrliche Skulpturen und reizende Gartenanlagen. Wie wunderbar mußte es hier im Frühling sein, wenn die Blumen zu blühen begannen! Und dort drüben standen fünf oder sechs kleine Esel. Ja, jetzt begriff ich. da wurde ein kleines Mädchen zum Reiten auf einen Esel gehoben. Viele Kinder saßen in einem kleinen Wagen, der von einem Esel gezogen wurde.
    „Ach, wäre ich bloß zehn Jahre jünger!“ sagte ich. Ich wäre auch so gern geritten.
    Reiten kann ich, das habe ich bei Inken Gregers gelernt, die zu Hause auf dem Seehundsrücken meine beste Freundin ist, die Tochter von Jan Gregers mit den Reitpferden. Aber wie lustig müßte es sein, auf einem Esel zu reiten!
    „Was ist mit deinen Butterbroten, Britta?“ fragte Vati.
    Butterbrote? Na klar! Ich selbst war auch hungrig. Ich kramte das Eßpaket aus der Tasche. Aber im gleichen Augenblick, als ich mit dem Frühstückspapier raschelte, erhob sich ein lautes
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