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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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herrscht, milde gesagt, eine fürchterliche Unordnung. Wir wollen heute reisen, also das ist die junge Dame, die sich unserer Mietzekatzen annehmen will. Kommen
    Sie und begrüßen Sie die Katzen, ach, liebes Kind, was Sie auch späterhin tun oder nicht tun, bitte vergessen Sie meine Goldschätzchen nicht, schauen Sie her, ich habe Ihnen alles auf eine Liste geschrieben, im Kühlschrank steht Dosenfutter, vergessen Sie nicht, daß die Katzen keine Milch trinken, sie bekommen nur frisches Wasser und dreimal wöchentlich etwas Sahne, aber hier kriegen wir keine gute Sahne, ich kaufe Büchsensahne, die gibt es im Geschäft an der Ecke, und sehen Sie, hier steht die Lebertranflasche, einen Mokkalöffel jeden Morgen, und dann, ach, da seid ihr ja, dies hier ist Rajah, der Kater, ist er nicht schön - all die Silberschalen auf dem Schrank sind Preise für ihn, ach richtig, ich habe sie ja weggepackt, aber sehen Sie die Diplome an der Wand, da ist Bajadere, sie erhielt im Winter eine Goldmedaille, ach ja, richtig, vergessen Sie nicht, jeden Tag ihre Kissen zurechtzuschütteln.“
    Mir drehte sich alles im Kreis. Frau Aubel redete und redete. Ich merkte, wie schrecklich müde ich war.
    Den beiden Männern wurde das Katzengeschwätz zuviel. Sie zogen davon und überließen mich Frau Aubel. Da stand ich in meinem neuen Wintermantel, mit der Tasche in der Hand. Es fiel Frau Aubel nicht ein, mich zu bitten, Platz zu nehmen oder den Mantel abzulegen. Sie öffnete Schranktüren und Kommoden, zeigte mir, wo Bettwäsche und Katzenbürsten, Staublappen und Katzendecken, Aufwaschschüsseln und Katzenfutterdosen, Kellerschlüssel und Katzenmedizin sich befanden. Ich liebe Tiere wirklich sehr, aber diese siamesischen Viecher begannen mir allmählich auf die Nerven zu gehen.
    Wer weiß, wie lange ich noch in Mantel und Hut und mit der Tasche in der Hand herumgewandert wäre, wenn sich Frau Aubel nicht plötzlich an ihre Besorgungen erinnert hätte. In fliegender Eile raffte sie ihr Geld zusammen, nahm das Einkaufsnetz und lief davon; mit einem Tuch auf den Lockenwicklern und in Pantoffeln. Im Türrahmen wandte sie sich um und rief: „Machen Sie es sich nur bequem, Fräulein Dieters, Sie sind sicherlich müde von der Reise -ich bleibe nicht lange fort.“
    Die Tür schlug zu, und mir entschlüpfte ein tiefer Seufzer. Ich legte meinen Mantel ab und wagte mich in die Stube. Die Katzen folgten mir auf dem Fuß.
    Vom Wohnzimmer aus ging eine Tür in einen Raum, der mir das Schlafzimmer zu sein schien. Eine andere Tür stand offen, ich schaute hinein, es war ein kleines Zimmer mit Bücherregalen, einem Schreibtisch und einer Couch.
    Die Couch wirkte magnetisch auf mich. Du liebe Zeit, wie müde war ich! Alles drehte sich in meinem Kopf, ich hatte zu nichts anderem auf der Welt Lust, als die Augen für ein paar Minuten zuzumachen.
    Im nächsten Augenblick lag ich auf der Couch. Ich kroch unter eine gehäkelte Schlafdecke und merkte noch, wie sich etwas Weiches und Lebendiges zu meinen Füßen hinlegte, dann verschwanden Colombes, Paris und die ganze Welt um mich herum. Ich glaube, daß es nicht länger als eine halbe Minute dauerte, bis ich tief und fest schlummerte.

Hausfrauensorgen in Paris
    Als ich erwachte, wußte ich nicht, wo ich war; etwas Schweres lag auf meinen Beinen, ich blinzelte und entdeckte eine Katze. Ich drehte den Kopf und berührte mit der Nase etwas Warmes, Haariges. Noch eine Katze. Nun öffnete ich die Augen. Mitten im Zimmer stand ein Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte. Er hatte den Blick auf mich gerichtet und lachte von einem Ohr zum anderen.
    „Bonjour, petite Mademoiselle“, sagte er. Plötzlich ging mir ein Licht auf, und ich wußte, wo ich war.
    Und nun kam der historische Augenblick, in dem ich zum erstenmal in meinem Leben französisch redete, nicht um mich zu üben, sondern um mich verständlich zu machen. „Je ne comprends pas français“, sagte ich und erhob mich von der Couch.
    Das Lächeln des Mannes wurde breiter. Er reichte mir die Hand und sprach Dänisch, ein ungewandtes, komisches Dänisch, aber ich konnte mich doch einigermaßen mit ihm verständigen.
    „Willkommen, Fräulein Dieters. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?“
    „Ja, ich - ich - war so müde - “
    „Ja, wir sind mehrmals bei Ihnen gewesen und haben Sie angeguckt, aber wir brachten es nicht übers Herz, Sie aufzuwecken. Doch nun müssen wir Sie stören. Wir müssen schnell etwas essen, ehe wir wegfahren, und Sie sind bestimmt
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