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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen
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Jane und fing ebenfalls an zu lachen. »Da müssen wir uns aber wirklich etwas einfallen lassen.«
    Nick nahm ihre Hand und sah sie an. Jane blickte auf die zwischen Salbeibüschen und Mesquitebäumen gelegene Stadt, eine Stadt, in der noch echte Pioniere zu Hause waren. Sie dachte daran, wie Nicks Vater in das wilde, noch jungfräuliche Land gekommen war und wie er es gemeinsam mit seiner Frau kultiviert und in einen fruchtbaren Garten Eden verwandelt hatte. »Wirklich eine neue Welt«, murmelte sie.
    Nick sah sie zweifelnd an. »Aber das ist doch kein Name.«
    Jane lachte, drängte sich an ihn und sah ihm lächelnd ins Gesicht. »Nein, Nicholas, Liebling. Eigentlich ist es ganz einfach«, sagte sie und wies mit einer großen Geste auf die Berge, die hinter ihnen aufragten, auf die Ebenen vor ihnen und auf den überwältigenden Sonnenuntergang, der den texanischen Himmel in orange-violettes Licht tauchte. »Das hier ist das Paradies.«
    »Paradise«, sagte Nick und lächelte. »Ganz schön schlau, mein Engel.«
    »Schlau?« Jane lachte. »Wenn Ihr meint, Mylord.«
    Und so trat Paradise, Texas, ins Dasein – dank eines schlauen Einfalls und einer immensen Portion Liebe.
     

Epilog
     
    Dragmore, 1877
     
    Der Sommer ließ diesmal lange auf sich warten und zeigte sich nicht eben von der schönsten Seite. Der Himmel hätte zwar blauer nicht sein können, doch am Horizont zogen schon wieder schwarze Wolken auf. Das weite Hügelland mit den wie Tupfer in die Landschaft gesetzten Schafherden erglänzte in sattem Grün, und das dichte, frische Laub der Bäume wölbte sich über ihren Köpfen zu einem herrlichen Dach, doch die Straße, die von Lessing her nach Dragmore führte, war von den zahllosen Frühlingsgüssen tief aufgeweicht. Auch jetzt versank die Kutsche mit dem Wappen des Hauses Dragmore gerade wieder in einem Schlagloch und bespritzte mit ihren Rädern einen armen Reitersmann, der gerade des Weges kam. In dem Wagen griff der Earl instinktiv nach Janes Arm, um sie zu halten.
    Jane musste daran denken, dass sie diese Stelle Jahre zuvor schon einmal in einer Kutsche passiert hatte. Plötzlich sah sie wieder alles glasklar vor sich. Sie sah, wie sie mit ihrer abweisend neben ihr sitzenden Tante Matilda in einer Mietkutsche zum ersten Mal nach Dragmore gefahren war. Auch damals war es Sommer gewesen, und die Hügel hatten in einem ähnlichen Glanz geschimmert wie heute, nur hatte sie damals furchtbare Angst gehabt: vor der Zukunft, vor dem Earl von Dragmore.
    Sie neigte den Kopf und gab ihrem Baby, das sie in den Armen hielt, einen Kuss auf die Stirn. Dann sah sie lächelnd ihren Mann an. Doch der blickte nur hingerissen in die Landschaft hinaus.
    »Papa«, rief Nicole. »Papa, Papa. Dragmore, wo ist Dragmore?« Dies war eines der neuen Wörter, die sie in Übersee gelernt hatte.
    Chad hatte ebenfalls die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt und sah seine Schwester böse an: »Dort drüben. Du weißt ja gar nicht, was Dragmore ist.« Dann schaute er seinen Vater an. »Sie kann sich doch gar nicht mehr daran erinnern. Sie tut ja nur so, als ob sie wüsste, wovon sie spricht.«
    Der Earl konnte seinen Blick kaum von der Landschaft draußen losreißen.
    Gerade bog die Kutsche in die Auffahrtsstraße ein, die in weiten Schwüngen zum Haus hinaufführte. Doch dann blickte er seinen Sohn an. »Wer weiß, vielleicht kann sie sich doch noch an manches erinnern«, sagte er ruhig und sah wieder zum Fenster hinaus.
    Dragmore.
    Wie weit das inzwischen zurücklag. Zuerst hatte die junge Familie mehrere glückliche Monate bei Nicks Eltern verbracht. Danach waren Nick und Jane auf Hochzeitsreise gegangen; die Kinder waren währenddessen bei den Großeltern geblieben. Zuerst hatten die beiden Nicks Schwester Storm und ihren Mann Brett in San Francisco besucht. Danach waren sie noch einen Monat auf Hawaii gewesen und schließlich zu Derek und Miranda zurückgekehrt. Dort hatten sie dann den Entschluss gefasst, bis zur Geburt des Kindes in Texas zu bleiben.
    Doch jetzt trennten sie nur noch wenige Minuten von ihrem Zuhause. Zuhause. Was für ein Wort. Er ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, sprach es schließlich sogar laut aus. »Zuhause.«
    Seine Frau drückte ihm die Hand. Er sah sie an, vergaß alles andere um sich her, konnte sich nicht satt an ihr sehen. Beide lächelten. »Ein schönes Gefühl, Nicholas«, sagte Jane leise. »Findest du nicht?«
    »Oh ja«, entgegnete er. »Ein sehr gutes Gefühl sogar.«
    Er drückte
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