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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen
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Kinder. Und die Landschaft ist wirklich großartig.«
    Und so war es tatsächlich. So weit das Auge reichte, Salbeisträucher und Mesquitebäume in allen Violett- und Grünschattierungen. In der Ferne zog sich der zerklüftete Grad einer Bergkette wie eine rötlich blaue Linie durch den tiefblauen Himmel. Jane hatte noch nie zuvor einen so blauen Himmel gesehen. Auch hatte sie ihre eigene Bedeutungslosigkeit noch nie so stark empfunden. Die majestätische Kraft des gewaltigen, unbezähmten, wilden Landes, das draußen endlos an der Kutsche vorbeizog, war schlicht überwältigend.
    Und ihr eigener Mann gehörte zu dieser Landschaft.
    »Die Ranch liegt gleich dort drüben«, brüllte der Kutscher, der vorne auf dem Bock saß.
    Jane, Molly und Chad drängten sich neugierig an das Fenster, um einen Blick auf die Ranch der Braggs zu erhaschen. Nur der Earl blieb reglos sitzen. Jane war enttäuscht, als direkt vor ihnen eine kleine, aber geschäftige Stadt auftauchte. Sie fuhren auf der breiten unbefestigten Hauptstraße in die Stadt hinein, und sie sah die Backsteinfassaden der Geschäfte und die Häuser mit ihren Gärten und den weißen Lattenzäunen. Dann hielt die Kutsche vor einem kleinen Laden an. Auf dem Schild, das an einer Kette baumelte, hieß es: JOES POSTKUTSCHE: ENDSTATION.
    Jane sah den Earl an, der unbewegt und stumm dasaß. »Aber das ist doch keine Ranch. Das ist doch eine Stadt.«
    Nick bemühte sich vergeblich zu lächeln. Er blickte sie wie von ferne an. Sein Gesicht war schweißbedeckt. »Rathe hat erzählt, dass die Ranch beträchtlich gewachsen ist. Als ich fünfundsechzig von hier weggegangen bin, gab es das alles noch nicht.«
    Jane war über seinen Gesichtsausdruck bekümmert und nahm wieder seine Hand. »Liebling, mach dir bitte keine Sorgen.«
    Er sah sie an. In den zwei Wochen, die seit ihrer Versöhnung vergangen waren, hatten die beiden noch nicht wieder über die Situation zwischen Nick und seinem Vater gesprochen. Nick hatte das Thema nicht angeschnitten, und Jane hatte Angst gehabt, die heikle Frage anzusprechen, obwohl sie oft genug daran gedacht hatte. jetzt sah sie in seinen Augen die Qualen, die er litt, und empfand in ihrem Herzen tiefes Mitleid mit ihm. Sie streichelte seine Wange, als gerade die Tür aufging und Chad heraussprang. »Liebling, alles wird gut, du wirst schon sehen.«
    Molly stieg mit Nicole aus, die gerade einen kleinen Wutanfall hatte, weil die Fahrt zu Ende war.
    Nick hielt Janes Hand fest umklammert. »Glaubst du wirklich?«, fragte er heiser.
    »Ganz sicher«, sagte sie, obwohl sie sich von seiner Angst schon fast hatte anstecken lassen.
    Und dann sagte draußen eine donnernde Stimme: »Bist du Chad Bragg?«
    »Nein, Sir«, sagte Chads helle Kinderstimme. »Ich bin Chad Bragg, Lord Shelton.«
    »Lord. Nein – das kann doch nicht wahr sein.«
    »Es ist aber wahr – Ihr könnt ja meinen Papa fragen.«
    Plötzlich fing Chad an zu kreischen, und Jane sah draußen vor dem Fenster einen gut sechzig Jahre alten riesigen Mann, der den jungen hoch in die Luft hob. »Ich bin Opa Bragg!«, rief der Hühne.
    »Derek, du erschreckst den jungen ja zu Tode. Lass ihn wieder runter und stell dich erst mal richtig vor«, rief eine Frau in einem Ton liebenswerter Empörung.
    Jane sah ihren Mann an. Er hielt noch immer ihre Hand und war so bleich, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. »Die beiden sind da«, sagte sie bloß.
    Er holte tief Luft. »ja, ich weiß.«
     
    Er konnte ja nicht ewig in der Kutsche sitzen bleiben. Das wollte er auch gar nicht. Er war nur so aufgewühlt, dass er sich kaum zu rühren vermochte. Seit über zehn Jahren hatte er seine Eltern nun nicht mehr gesehen. Obwohl er sie sehr liebte und sich auf sie freute, packte ihn zwischendurch eine übermächtige Angst. Nackte, bittere Angst. Angst vor dem Wiedersehen. Angst vor der Wahrheit, vor der er so lange verzweifelt geflohen war.
    Er versuchte sich davon zu überzeugen, dass die Frage, die ihn umtrieb, ohnehin nicht mehr so wichtig war. Er war jetzt erwachsen und kein Kind mehr, und er hatte Jane und seine Kinder und Dragmore. Was zählte es da schon, ob er Dereks Sohn war? Dereks wirkliche Kinder waren nun einmal Rathe und Storm, und natürlich liebte er die beiden und nicht ihn, Nick. Natürlich mochte Derek ihn, dass wusste Nick ganz genau, aber wie sollte er das Kind eines Mannes lieben, der seine Frau vergewaltigt hatte? Das Problem war nur: Auch wenn Nick sich einredete, dass er notfalls auf Dereks
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