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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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schließlich selbst, wie es damit vor Gericht aussieht. Wie heißt es da immer so schön: Es ist ohne Zustimmung des Angeklagten unzulässig, im Strafverfahren gegen ihn eine Tonbandaufnahme als Beweismittel zu verwenden, die unter Verletzung seines Persönlichkeitsrechts heimlich über ein von ihm geführtes Gespräch vom Gesprächsteilnehmer hergestellt wurde. Was in vorliegendem Falle ja wohl eindeutig gegeben ist.« Er deutete mit seinem ausgestreckten Daumen über die Schulter nach hinten zum Kofferraum. »Und von dem da hinten eine Zustimmung dafür zu erhalten, kannst du sicherlich getrost vergessen.«
    »Verdammt, und so etwas nennt sich dann auch noch Rechtsprechung.« Tannenberg ließ ein ebenso frustriertes wie wütendes Grunzgeräusch verlauten. »Da haben wir wohl noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.«
     
    Der schon lange nicht mehr für solche Zwecke verwendete Kellerraum war ungeheizt und im Laufe der Jahre zu einer Art Rumpelkammer verkommen. Tannenberg und der Rechtsmediziner trugen einen mit einer dicken Staubschicht überzogenen Tisch in die Mitte und stellten mehrere, in der Ecke aufeinandergestapelte Stühle dazu. Mertel ging in sein Labor und kehrte wenig später mit einem Kassettenrecorder und einem Mikrofon in der Hand zurück. Mischalsky, der die ganze Zeit über gefesselt und von Sabrina bewacht am Türrahmen angelehnt stand, wurde an den Tisch geführt.
    Tannenberg nahm ihm gegenüber Platz, Sabrina links von ihm, Mertel rechts. Dr. Schönthaler blieb stehen. Da er als Gerichtsmediziner selbstverständlich keinerlei Befugnis zur Einflussnahme auf die kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit hatte, durfte er natürlich auch nicht auf dem Verhörmitschnitt zu erkennen sein. Somit wohnte er quasi inkognito der Beschuldigtenvernehmung bei.
    Seine bisherige räumliche Nähe zu den K 1-Mitarbeitern würde er bei möglichen Nachfragen als ausschließlich privater Natur deklarieren. Schließlich hatten ihn am gestrigen Abend die sich überstürzenden Ereignisse brutal von der Wohnzimmercouch des Kommissariatsleiters gerissen und ihn geradezu gezwungen, seinem besten Freund in diesen schweren Stunden tatkräftig zur Seite zu stehen.
    Zuerst klärte Tannenberg vorschriftsmäßig den des Dreifachmordes Beschuldigten über seine Rechte auf. Dann begann er, die Kassette zu besprechen. »Vernehmung von Herrn Gregor Michalsky, wohnhaft Kaiserslautern, Eselsfürth. Beginn neunzehn Uhr sieben. Anwesend: KHK Tannenberg, KK Schauß, KHK Mertel. Herr Michalsky wurde über seine Rechte belehrt.«
    »Können Sie mir nicht die Handschellen abnehmen? Ich will eine rauchen«, forderte der junge Künstler.
    »Nein, das geht nicht. Außerdem herrscht hier drinnen striktes Rauchverbot.«
    »Was für ein Bullen-Schikanen-Fuck!«, empörte sich sein Gegenüber.
    Wolfram Tannenberg hatte sich vorgenommen, sich auf keinen Fall provozieren zu lassen. Unter keinen Umständen durfte er die Kontrolle über dieses Verhör verlieren. Dafür stand viel zu viel auf dem Spiel.
    Betont gelassen fuhr er deshalb mit der Befragung fort: »Herr Michalsky, wo waren Sie gestern Abend zwischen 19 und 23 Uhr?«
    »Aha, Alibiüberprüfung – geil! Wie bei Derrick im Fernsehen.«
    »Wo haben Sie sich in diesem fraglichen Zeitraum aufgehalten?«
    »Im Atelier, Herr Oberinspektor.« Ein albernes Kichern zerschnitt die kurzzeitig eingekehrte Stille.
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    Der junge Künstler schien die Frage als regelrechte Provokation zu erachten. »Na, was macht man denn in einem Atelier, du blöder Superbulle?«
    Tannenberg mahnte sich zur Gelassenheit. »Sie haben also gearbeitet.«
    Gregor Michalsky antwortete nicht, sondern blickte genervt zur Decke empor. Er schlug ein Bein über das andere und begann gelangweilt mit dem Fuß zu wippen. Dann fing er an, Zickzacklinien auf die verstaubte Tischplatte zu malen.
    »Ich will jetzt rauchen. Bitte, ich brauch eine Kippe, bitte«, bettelte er in Kleinkindmanier.
    Der verhörerfahrene Kriminalbeamte blieb eisern. »Haben Sie Zeugen für Ihr Alibi?«, fragte er so emotionslos, wie es ihm nur möglich war.
    »Neiiiiin«, zog Michalsky das Wort wie einen Kaugummi in die Länge. Ruckartig richtete er seinen Oberkörper auf, fixierte ihn mit seinen eiskalten blauen Augen. »Ich will sofort meinen Anwalt sprechen.«
    Tannenberg verspürte einen heftigen Stich in der Magengegend. Verflucht, das muss ich unbedingt hinauszögern, dachte er. Wenn dieser abgebrühte Kiffer erst mal mit einem
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