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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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unfreundlichen, kleinkarierten Scheiß-Pfalz, die kein Auge für einen begnadeten Künstler hat.«
    Wolfram Tannenberg ertrug zwar vieles. Aber, dass man in seinem Beisein seine über alles geliebte Heimat beleidigte, war nun doch ein bisschen zu viel für ihn.
    Er wandte sich an Sabrina und Mertel, die sich ebenso wie der Rechtsmediziner in den letzten Minuten kaum zu rühren gewagt hatten. »Leute, mir reicht’s. Schafft mir diesen begnadeten Steineklopfer endlich aus den Augen. Bringt ihn bitte in Karls Büro und protokolliert sein Geständnis. Ich brauch jetzt dringend mal ’ne Pause.«
    Während die beiden Kriminalbeamten Gregor Michalsky wegführten, setzte sich Dr. Schönthaler auf dessen Platz. »Mensch, Junge, war das vielleicht ein Höllenritt. Wegen gravierenden Sauerstoffmangels müsste ich jetzt eigentlich gleich zusammenbrechen. Ich hab nämlich fast die ganze Zeit über die Luft angehalten. Du hast ja gepokert, als ob du einen Royal Flash auf der Hand hättest. Dabei war’s noch nicht mal ein läppisches Pärchen.«
    Tannenberg warf die Stirn in Falten. »Aber wieso ist er denn so plötzlich zusammengebrochen?«
    »Du alter Fuchs hast ihn eben nach allen Regeln der Kunst aufs Kreuz gelegt.« Er räusperte sich, strich sich grübelnd übers Kinn. »Na ja, vielleicht haben ja auch die Drogen ihren Teil dazu beigetragen.«
    »Glaubst du?«
    Dr. Schönthaler zuckte die Schultern. »Kann schon sein. Gerade Künstler sind ja bekannt dafür, dass bei ihnen auch ohne Drogeneinfluss schon ein kleiner Impuls genügt, um ihre Stimmung von der einen zur anderen Sekunde radikal ins Gegenteil umschlagen zu lassen. Und wenn diese labilen Gestalten dann auch noch Drogen genommen haben … Im Unterschied zu dir sind Künstler nämlich von Natur aus recht sensible Menschen.«
    Plötzlich erschien Mertel im Türrahmen. »Wolf, die Zentrale hat sich gerade bei mir gemeldet. Du sollst sofort zu Eberle ins Präsidium kommen.«
    »Hast du ihnen etwa gesagt, dass ich hier bin?«
    »Nein«, erwiderte er gedehnt. »Ich hab doch nicht die geringste Ahnung, wo du stecken könntest. Aber an deiner Stelle würde ich doch besser bald mal dort aufkreuzen.«
    »Hatte ich sowieso vor, Karl.«
     
    Wolfram Tannenberg hatte Kriminaldirektor Eberles Büro noch nicht einmal vollständig betreten, schon kam Dr. Hollerbach mit rudernden Armen auf ihn zugestürzt.
    »Wo haben Sie denn bloß gesteckt?«
    Alle Köpfe schossen herum, die Gespräche erstickten.
    »Wieso? Wollen Sie etwa auch ein Autogramm von mir haben, Herr Oberstaatsanwalt?«
    »Wo waren Sie?«, knurrte er.
    »Das wissen Sie doch: Ich war in unserem schönen Pfälzer Wald spazieren. Das beruhigt die Nerven. Würde einem Choleriker wie Ihnen auch mal gut tun.«
    Empört schnappte er nach Luft. »Hier ist die Hölle los«, blökte er. Dabei wies er auf einen grauköpfigen, düster dreinblickenden Herrn, der neben dem LKA-Einsatzleiter stand. »Sogar der Herr Generalstaatsanwalt ist eigens aus Zweibrücken angereist. Und Sie sind nicht erreichbar.«
    »Ja, was gibt’s denn so Dringendes?«, spielte er den Unwissenden.
    »Hören Sie endlich auf, so blöd zu grinsen!«
    »Tut mir leid, Herr Oberstaatsanwalt. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich hab’s wirklich versucht. Aber es geht einfach nicht mehr weg.«
    »Sind Sie etwa schon wieder betrunken?«
    »Betrunken?«, gab er mit angespitztem Mund zurück. Unmittelbar nach diesem Wort schnellten die Mundwinkel erneut nach außen. »Nee«, gab er breit grinsend zurück.
    Dr. Hollerbachs Gesicht begann sich vom Hals her zu röten.
    »Das wird ernste Konsequenzen für Sie haben, Herr Hauptkommissar«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Sehr ernste sogar. Das verspreche ich Ihnen.« Währenddessen blickte er hinüber zum Generalstaatsanwalt, der zustimmend nickte.
    Der Appell fruchtete nicht und die Drohung fruchtete auch nicht. Und dies alles nur aus einem einzigen Grund: Bei Tannenbergs grotesker Gesichtsakrobatik handelte es sich nämlich nicht etwa um irgendeine besorgniserregende Zwangshandlung. Nein, es war reines Kalkül.
    Auf seiner kurzen Wanderung vom Pfaffplatz hierher ins Polizeipräsidium in der Logenstraße hatte er dieses absonderliche Mienenspiel regelrecht trainiert. Er hatte sogar getestet, wie lange er es ohne Unterbrechung durchhalten könnte. Mit dem erzielten Ergebnis war er mehr als zufrieden. Ganz im Gegensatz zu einigen Passanten, die sehr unfreundlich auf seine Grimassen reagierten.
    »Was soll
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