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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Klatschen. Das war auch noch nix. Wir sind hier doch nicht bei einer Rentner-Veranstaltung. Ich will kein höfliches Konzert-Klatschen. Ich will tosenden Beifall von euch hören, wahre Begeisterungsstürme. Ihr müsst johlen, trampeln, ausflippen. Immer wenn ihr mich anklatschen hört, will ich sofort Action sehen – totale Action! Achtung: Probelauf.« Er klatschte.
    Das Publikum reagierte zu seiner vollen Zufriedenheit.
    »Leute, das war Spitzenklasse!«, lobte er. Danach hechtete er von der Bühne.
    In der Halle wurde es nun wieder merklich ruhiger. Währenddessen versuchte Marco Kern in seiner engen Garderobe die attraktive Maskenbildnerin mit einer nicht sonderlich originellen Anmache zu bezirzen: »Na, mein süßes, kleines Schätzchen, wie gefalle ich dir denn heute Abend?«
    »Super gut, Marco. Du siehst wieder fantastisch aus, so wie immer«, säuselte sie zurück. »Du bist einfach der Allergrößte. Der Schwarm einer jeden Frau.«
    Der Moderator öffnete blinzelnd die Augen. Mit einem skeptischen Blick fixierte er die süffisant schmunzelnde Blondine. »Ach, Schätzchen, wenn ich doch nur einmal hinter deine wunderschönen blauen Augen schauen könnte. Wenn ich nur wüsste, was du wirklich über mich denkst.«
    »Ja, lieber Marco. Wie heißt es in diesem alten Lied so schön: Die Gedanken sind frei – wer kann sie erraten?«
    »Ist mir auch egal, Schätzchen.« Grinsend lehnte er sich zurück. »Na, was machen wir beiden Hübschen denn heute Abend noch Schönes mit …«
    Weiter kam er nicht, denn wie aus dem Nichts ertönte urplötzlich die markante Stimme des Regisseurs in seinem Rücken. »Marco, ich muss dich dringend sprechen.«
    »Was? Wie?«, stammelte Kern. »Wir sind doch gleich wieder auf Sendung.«
    »Nein, wir machen jetzt ’ne doppelte Werbung. Und anschließend bringen wir den ersten Showblock. Den ziehen wir vor und verlängern ihn mit Zugaben.«
    »Aber warum denn das?«
    »Sag ich dir gleich.« Er fuchtelte hektisch mit der Hand. »Mandy, komm, lass uns mal allein!«
    Als die Maskenbildnerin nicht umgehend reagierte, sondern in aller Ruhe damit begann, die Schminkutensilien zusammenzuräumen, verlor der untersetzte, glatzköpfige Mann völlig die Beherrschung: »Los, los, verschwinde endlich!«, brüllte er mit hochrotem Kopf.
    Marco Kern stierte den Regisseur fassungslos an. »Was ist denn mit dir los, Gero?«
    »Mit mir?« Er wartete noch einen Augenblick, bis Mandy die Garderobe verlassen hatte. Dann fuhr er im Flüsterton fort: »Nicht mit mir, mein Junge, mit uns! Es geht um nichts Geringeres als um unser Leben.«
    »Um unser Leben?« Kern fuhr aus seinem Sessel hoch, pflanzte sich direkt vor dem etwa einen Kopf kleineren Endvierziger auf und starrte ihn mit einem entsetzten Blick an. »Was redest du denn da für wirres Zeug?«
    Gero Lottner räusperte sich, schluckte hart. »Von wegen wirres Zeug«, schnaubte er. »Mensch, Marco, wir haben eine Bombendrohung erhalten.«
    »Eine Bombendrohung?«
    »Nicht so laut, Mann!«
    »Bombendrohung?«, wiederholte der Moderator mit deutlich abgesenkter Stimme. Er hob die Augenbrauen, zog das Kinn zur Brust. »Aber, Gero, das ist doch nichts Besonderes«, versuchte er zu beschwichtigen. »Solche Spinner hatten wir schließlich schon öfter. Da war doch noch nie etwas dran.«
    »Aber diesmal wäre ich mir da nicht so sicher«, versetzte der Regisseur mit bekümmerter Miene.
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht, aber irgendwie hab ich diesmal ein ziemlich ungutes Gefühl.«
    »Was ist denn überhaupt passiert?«
    »Vor ein paar Minuten hat sich ein Erpresser bei mir gemeldet. Er fordert die zehn Millionen. Er behauptet, unter der Halle mehrere Sprengsätze deponiert zu haben.«
    »Aber das kann doch jeder behaupten.«
    Der Regisseur schaute auf seine Armbanduhr. »Na, wir werden ja schon bald sehen, was an dieser Sache dran ist. Er will uns nämlich gleich einen spektakulären Beweis für die Ernsthaftigkeit seine Drohung vorführen.«
    »Und was will er da machen?«
    »Keine Ahnung. Er hat nichts angedeutet, nur gesagt, dass er kurz vorher noch mal anruft. Wir sollen bis dahin eine Internetverbindung herstellen. Brauchen wir nicht, wir sind ja immer online.«
    Marco Kern brummte auf. »Hast du schon die Polizei verständigt?«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil er gesagt hat, dass er dann sofort die Halle in die Luft jagen wird. Was ist, wenn dieser Typ wirklich durchdreht? Willst du etwa die Verantwortung für das Leben all dieser Menschen da
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