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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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seiner Zuhörer als völlig ausgeschlossen erachtete.
    »Eigentlich ist der Begriff ›Lichtinstallation‹ oder ›Lichtkunst‹ doch wohl etwas gebräuchlicher, nicht wahr?«, entgegnete Dr. Schönthaler schmunzelnd. Er stülpte die Unter- über die Oberlippe und nickte dazu anerkennend. »Lichtkunst hier in Ihrem Steinbruch vor solch einer grandiosen Kulisse. Das stelle ich mir sehr imposant vor: Die Felsen und Skulpturen angestrahlt, Schattenspiele, farbige Lichtteppiche – mystisch, gruselig, meditativ.«
    Michalskys Mienenspiel leuchtete geradezu auf. »Dieser Event hat bereits stattgefunden.« Urplötzlich gefroren seine Gesichtzüge. »Aber es kam kaum jemand. Alle waren im Vorfeld von meiner Idee begeistert. Ich hatte sogar einen bekannten Lichtkünstler engagiert. Aus den Staaten! Aber als es dann geflopt hat, haben die mich alle auf meinen hohen Schulden sitzen lassen.«
    Da hätten wir ja vielleicht ein Tatmotiv, freute sich der Leiter des K 1. Diese Gedanken teilte er allerdings niemandem mit.
    Nach seiner Meinung war es vielmehr an der Zeit, seinem alten Freund einen deftigen Schuss vor den Bug zu knallen. »Gibt das jetzt hier ein Kunstsymposion, oder was? Wenn ich dich mal auf etwas hinwiesen dürfte, mein lieber Rainer: Dieser nette, sympathische Kunstexperte, mit dem du dich gerade so anregend unterhalten hast, ist ein dreifacher Mörder.«
    Der Rechtsmediziner wirkte zwar etwas pikiert, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
    Tannenberg hatte einen Entschluss gefasst. Wie häufig bei solchen Anlässen, erwartete er auch diesmal eine schnellstmögliche und vor allem auch widerspruchsfreie Umsetzung:
    »Leute, mir reicht dieses Affentheater«, verkündete er. »Wir bringen unseren begnadeten Künstler jetzt zu unserer Dienststelle und führen mit ihm mal ein richtig schönes Verhör durch – nach allen Regeln der Kunst.« An den jungen Bildhauer gewandt, schob er grinsend nach: »Sie werden es zwar nicht glauben, aber auch in den Reihen der Kriminalpolizei gibt es Künstler. Und Licht haben wir auch – ziemlich grelles sogar.«
    Er packte Michalsky fest am Arm und führte ihn nach draußen. Als er den vergilbten 240er TD vor der Tür erspähte, fiel ihm ein, dass sie ja nur mit einem Auto zur Eselsfürth gefahren waren. Außerdem befand sich ihr eigener Mercedes zweihundert Meter entfernt auf einem Hotelparkplatz.
    »Wo ist Ihr Autoschlüssel«, fragte er Michalsky.
    »Such ihn doch.«
    »Da auf der Werkbank liegt ein Schlüsselbund«, erklärte Dr. Schönthaler. Er hatte ihn bereits vorhin bei seinem kleinen Rundgang entdeckt.
    »Gut. – Karl, du hast doch bestimmt deine Handschellen dabei.«
    »Ja, hab ich.«
    »Gibt sie mir mal.«
    Der Kriminaltechniker überreichte ihm die gewünschten silbernen Handfesseln. »Was willst du denn damit? Er hat doch schon welche an«, zeigte er sich sichtlich verwundert.
    »Wirst du gleich sehen. Eigentlich gehört dieser Mistkerl ja in den Kofferraum unseres eigenen Autos gesperrt. Damit er mal leibhaftig spürt …« Er stockte. Mit seinem eigenen Schlüssel, den er im Gegensatz zu den Handschellen immer mit sich führte, öffnete er die linke Metallfessel. »Setzen Sie sich auf die Rückbank«, befahl er.
    Als Gregor Michalsky seinem barsch vorgetragenen Befehl endlich nachgekommen war, befestigte er das auseinanderklaffende Teil an dem knapp unterhalb des Dachhimmels befindlichen Haltegriff. Dann eilte er auf die andere Seite des betagten Kombis. Nun kettete er die rechte Hand des potentiellen Mehrfachmörders mit dem zweiten Paar Handschellen an den anderen Griff. Michalskys hing nun wie ein Ringturner im Kreuzhang.
    Tannenberg schaltete die Innenbeleuchtung an. Ein fahler Lichtschein fiel auf dieses skurrile Arrangement. »Wie ihr seht, verfüge auch ich über ein gewisses Maß an Kunstsinn: Das, was euch hier gerade dargeboten wird, ist die moderne Version einer berühmten Bibelstelle: Jesus Christ Superstar – lichtilluminiert.«

16
    Der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission ließ sich den Spaß nicht nehmen und setzte sich selbst ans Steuer des alten Benz-Kombis. Dr. Schönthaler nahm neben ihm Platz. Sabrina und Mertel öffneten die Heckklappe des geräumigen Fahrzeugs, suchten sich ein besonders originelles Plätzchen auf der Ladekante und ließen die Beine baumeln. Die Fahrt führte über die Transportschneise zurück zum selben Rolltor, durch das die Ermittler vorhin auf das Steinbruchgelände gelangt waren. Von dort aus ging es über den
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