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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Minuten Zeit für sich und den interessanten Diätratgeber gewonnen, den ihr am Freitag eine Kollegin aus dem K 5 geliehen hatte, den sie aber vergaß, mit nach Hause zu nehmen.
    Sie schaltete die Espressomaschine ein und schlug das Buch auf. Als sie gerade den Untertitel ›Warum Diäten ab 40 immer ins Leere laufen‹ las, schnarrte das Telefon. Das Gespräch dauerte nicht lange. Sie legte auf und betätigte die Gegensprechanlage: »Chef, eben hat der Herr Kriminaldirektor angerufen und gefragt, ob Sie schon im Hause sind. Sie sollen sofort zu ihm kommen.«
    Das einzige Geräusch, das an ihr Ohr drang, war ein mürrisches Brummen. Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
     
    Nur wenig später erschien Tannenberg im Büro des Dienststellenleiters. Kriminaldirektor Eberle saß an seinem Schreibtisch, ihm direkt gegenüber Dr. Hollerbach, seines Zeichens Oberstaatsanwalt und nicht gerade jemand, mit dem Tannenberg freiwillig in Urlaub fahren würde. Die beiden Männer hatten sich anscheinend gerade angeregt miteinander unterhalten, denn als Tannenberg nach kaum hörbarem, kurzem Anklopfen das Dienstzimmer betrat, hatte er den Eindruck, mitten hinein in ein wichtiges Gespräch geplatzt zu sein. Sie erhoben sich und begrüßten den Leiter des K 1.
    Klaus Eberle trug eine Bluejeans, ein farblich darauf abgestimmtes Sakko und ein offenes, sportliches Karohemd. Dagegen war der lang aufgeschossene, etwa einen Kopf größere Dr. Hollerbach wie stets weitaus distinguierter gekleidet: Sein silbergrauer Nadelstreifenanzug entsprach dem topaktuellen Business-Look und wurde durch eine silberfarbene Seidenkrawatte optisch abgerundet.
    Kriminaldirektor Eberle erhob sich und bot Tannenberg einen Platz am Besuchertisch an. Der aber wollte lieber stehen bleiben.
    »Sie haben recht, Herr Hauptkommissar, wir sitzen sowieso viel zu lange auf unseren Beamtenhintern herum. Das ist wirklich nicht gesund«, begann Eberle. Er räusperte sich. »Na, mein lieber Herr Kollege, was macht denn so die Arbeit?«
    Tannenberg krauste skeptisch die Stirn. Aus der Vergangenheit wusste er nur allzu gut, dass sein Vorgesetzter stets dann mit solchen floskelhaften Bemerkungen aufwartete, wenn er irgendetwas im Schilde führte. Für gewöhnlich handelte es sich dabei um Aufträge oder Forderungen, von denen er befürchten musste, dass der störrische Kommissariatsleiter darauf abweisend reagieren würde. Auch die Anwesenheit seines Busenfreundes Dr. Hollerbach, der sich inzwischen ebenfalls erhoben hatte, ließ bei Wolfram Tannenberg umgehend die Alarmglocken schrillen.
    »Nicht gerade viel los bei uns im Moment, nicht wahr, Herr Hauptkommissar?«, fuhr der Kriminaldirektor scheinbar nebensächlich fort. Er bedachte den Oberstaatsanwalt mit einem verschwörerischen Blick. »Kaiserslautern ohne Mord und Totschlag? Das wäre ja wohl auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Schließlich würden wir ja dann alle arbeitslos werden.«
    Das ist garantiert nur die berühmte Ruhe vor dem Sturm, dachte Tannenberg bei sich. Der hat bestimmt was ganz Fieses in petto. Vielleicht wieder irgendeine dieser schwachsinnigen Fortbildungen. Quatsch! Er weiß doch ganz genau, dass ich an keiner mehr teilnehme. Hollerbach hat doch selbst mal gesagt, ich sei nicht nur fortbildungsresistent, sondern fortbildungsrenitent.
    »Warum denn so schweigsam, Herr Hauptkommissar?«, versetzte der Oberstaatsanwalt mit provokativem Unterton.
    Tannenberg reagierte nicht auf die spitze Bemerkung, sondern ging nun selbst in die Offensive. »Herr Kriminaldirektor, warum wollten Sie mich denn nun eigentlich so dringend sprechen?«
    »Also gut, Kollege Tannenberg«, erwiderte Eberle recht zögerlich. Er brach ab, faltete die Hände vor dem Körper und ging ein paar Schritte durch sein geräumiges Dienstzimmer. Ihm schien diese Angelegenheit ziemlich unangenehm zu sein. Dann gab er sich einen Ruck, postierte sich direkt vor dem Leiter des K 1 und fixierte ihn mit einem stechenden Blick. »Was ich Ihnen jetzt sage, unterliegt strengster Vertraulichkeit.« Er räusperte sich geräuschvoll und schluckte hart. »Haben wir uns da verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut.« Erneut stockte Eberle, während er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammenkniff. »Wie Sie wissen, stattet in gut zwei Wochen der US-Präsident anlässlich seiner Europareise dem Landstuhler Militärkrankenhaus einen Besuch ab.«
    Tannenberg nickte stumm.
    »Für diese Sache sind natürlich wie immer vor allem das LKA und das BKA zuständig.
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