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Bombe im Bikini

Bombe im Bikini

Titel: Bombe im Bikini
Autoren: Carter Brown
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Ohnmacht.
    Aus seiner Brust ragte der
Griff eines Messers.
    Er war etwa Vierzig und mußte
früher ein gutaussehender Mann gewesen sein, aber nun waren seine Züge
schmerzverzerrt.
    »Ich... ich hole einen Arzt«,
sagte ich.
    »Nein.« Er schüttelte schwach
den Kopf. »Keine Zeit mehr. Sie — Sie sind Señorita Seidlitz ?«
    »Stimmt«, sagte ich. »Und Sie
sind Juan Gonzales ?«
    »Eben der.«
    Wieder kam dieses schreckliche
Geräusch aus seinem Hals.
    »Das Geld. Die vierzig
Millionen Pesos...« Er wies matt auf den Fußboden in der hintersten Zimmerecke.
»Unter dem Teppich... ist eine Tür. Dort finden Sie einen Koffer, das Geld ist
drin. Bringen Sie es Conchita, und man wird Sie mit einer Million belohnen .«
    Ich starrte ihn an. »Conchita?«
    »Sie muß das Geld bekommen«,
sagte er rauh . »Der Goldene Inka! Sie muß...«
    Urplötzlich stockte er, sein
Kopf fiel zurück.
    »Señor Gonzales !« rief ich verzweifelt. »Mr. Gonzales! Conchita! Wer ist
Conchita? Ich...« Und dann verstummte ich, weil mir nämlich bewußt wurde, daß
er tot war.
    Ich stand auf, und mein erster
Gedanke war, loszurennen und erst wieder stehenzubleiben, wenn ich im Hotel
angelangt war. Aber dann überlegte ich mir, daß ja einige Leute ihr Vertrauen
in mich gesetzt hatten. Gonzales verließ sich jetzt auf mich, desgleichen Luis
Salazar und James Hagen. Und ich sagte mir, daß ich immerhin Teilhaberin der Rio Investigations war, und hätte Johnny Rio jetzt an
meiner Stelle hier gestanden — er wäre gewiß nicht davongelaufen.
    Ich ging in die Zimmerecke und
schlug den Teppich zurück. Wie er gesagt hatte, befand sich darunter eine Tür —
mit einem Ring zum Hochheben. Ich bückte mich, ergriff den Ring und zog daran.
Ich spürte, wie mir eine Strumpfmasche lief, und schimpfte lautlos vor mich
hin; aber die Tür ließ sich ganz leicht öffnen.
    Sie verdeckte eine kleine
Grube. Ich erblickte den Koffer und beugte mich vor, um ihn herauszuheben. Er
war furchtbar schwer. Ich mußte all meine Kräfte anstrengen, um ihn heraus und
auf den Fußboden zu hieven.
    Und noch etwas lag in der
Grube, eine kleine Statue aus Bronze, etwa dreißig Zentimeter hoch. Ich nahm
auch sie heraus und betrachtete sie flüchtig. Sie schien recht ordentlich
gearbeitet, und ich dachte mir, daß sie wohl dem einheimischen Kunsthandwerk
entstammte. Wenn Conchita, wer sie auch sein mochte, das Geld bekommen sollte,
dann hatte Gonzales ihr die Figur wohl ebenfalls zugedacht.
    Ich warf die Geheimtür zu und
rollte den Teppich darüber. Dann nahm ich den Koffer in die eine, die Statue in
die andere Hand und ging hinaus in den Flur. Ich erreichte die Haustür und trat
auf die Straße.
    Und da verspürte ich ein
überaus flaues Gefühl in der Magengegend. Wo Pepe stehen sollte, stand
überhaupt nichts.
    Automatisch begann ich zu
laufen. Ich sagte mir, wenn man ihn plötzlich abgerufen habe, werde er
wahrscheinlich zurückkommen, um mich abzuholen — aber ich konnte es mir nicht
leisten, auf ihn zu warten, weil doch drin im Haus der tote Gonzales lag und
ich ein Vermögen mit mir herumschleppte.
    Also marschierte ich immer
weiter die Straße entlang und um eine Ecke. Ich trug Schuhe mit hohen Absätzen,
die eigentlich nicht für lange Wanderungen gebaut waren — mein Abendkleid
freilich auch nicht. Beides machte die Sache nicht eben einfacher.
    Ein paar Straßenjungen tauchten
plötzlich auf und umschwärmten mich, wiesen mit Fingern, lachten laut und dumm
und redeten spanisch über mich. Ich hatte das komische Gefühl, daß sie entweder
verabredeten, mich zu überfallen — oder daß sie sich über mein Abendkleid
lustig machten.
    Ich ging weiter und tat, als
sähe ich sie nicht, aber sie wichen mir nicht von den Fersen. Dann schnellte
einer unverhofft vor und griff nach dem Koffer.
    »Verschwinde !« fuhr ich ihn an und drohte ihm mit der Statue. Er wich zurück, aber er lachte
dabei — allzuviel Furcht hatte ich ihm wohl nicht
eingeflößt.
    Das nächste Mal gingen zwei auf
den Koffer los, und ich mußte einem von ihnen mit der Bronzefigur auf den
Schädel klopfen, ehe er den Griff wieder losließ. Ich war schon recht
verzweifelt, als ein Taxi neben mir am Bordstein hielt und der Fahrer aus dem
Fenster rief: »Suchen Sie ein Taxi, Señorita ?«
    »Sie schickt der Himmel«, sagte
ich matt.
    Der Fahrer stieg aus und
schimpfte in spanisch auf die Bengels los, die ihm
offenbar mit gleicher Münze zurückzahlten. Immerhin zogen sie sich in sichere
Entfernung
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