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Bombe im Bikini

Bombe im Bikini

Titel: Bombe im Bikini
Autoren: Carter Brown
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>Schwarzen Tod< .« Er
tippte mit einem Finger an seine dunkle Brille. »Deswegen«, sagte er. »Ich
trage sie ständig, verstehen Sie! Für Gesetzesbrecher ist sie so etwas wie ein
Symbol, sie jagt ihnen Furcht ein. Außerdem verbirgt sie meine Augen. Wußten
Sie schon, daß die Augen oft die Wahrheit verraten, wenn die Lippen lügen, Miss
Seidlitz? Was mich daran erinnert — ich muß Sie ja noch etwas fragen: Haben Sie heute abend Juan Gonzales umgebracht ?«
    Ich spürte ein unangenehmes
Gefühl im Solarplexus — so wie seinerzeit, wenn ich bei der Marine eine Judostunde
genommen hatte.
    »Hä ?« entfuhr es mir.
    »Juan Gonzales«, wiederholte
er. »Der Torero. Er wurde heute abend ermordet. Haben Sie es getan? Eine einfache Frage, nicht wahr, Miss Seidlitz?
Eine einfache Antwort genügt mir — ja oder nein .«
    »Nein«, sagte ich laut.
    »Dann wollen Sie mir
freundlicherweise erklären«, fuhr er im gleichen sanften Ton fort, »wieso Sie
ihn heute abend besucht haben. Sie haben das Haus
betreten, und fünf Minuten später sind Sie wieder gegangen — mit einem Koffer.
Der Arzt hat festgestellt, daß der Tod annähernd, wenn nicht gar genau zur
gleichen Zeit eingetreten ist, als Sie bei Juan waren. Wollen Sie mir das bitte
erklären ?«
    Ich griff mit zitternder Hand
nach dem Glas und leerte es bis auf die Nagelprobe, aber mir wurde kein bißchen
besser davon.
    »Ich warte, Miss Seidlitz«,
sagte er, und ich fühlte förmlich, wie seine Stimme scharfe Kanten bekam.
    »Ich habe ihn bestimmt nicht
umgebracht«, sagte ich. »Und weshalb ich ihn besuchte, kann ich Ihnen nicht
verraten, weil es im Auftrag eines Klienten geschah und ich sein Vertrauen
nicht mißbrauchen darf .«
    »Eines Klienten ?« sagte er. »Ah ja, jetzt entsinne ich mich: Rio Investigations . Aber hier geht es um Mord, Miss
Seidlitz .«
    »Ich kann Ihnen versichern«,
sagte ich mit immer noch unsicherer Stimme, »daß mein Auftrag mit diesem Mord
überhaupt nichts zu tun hat-«
    »Er war schon tot, als Sie
hinkamen ?«
    »Ja«, sagte ich schnell.
    Er nahm eine Zigarre aus der
Tasche, schälte sorgfältig das Cellophan ab und setzte sie umständlich in
Brand.
    »Und der Koffer ?« fragte er. »Haben Sie den zufällig irgendwo im Haus
gefunden ?«
    »Der Koffer war für meinen
Klienten bestimmt«, antwortete ich. »Ich sollte ihn abholen, deshalb habe ich
Gonzales besucht. Ich sah, daß ich ihm nicht mehr helfen konnte, er war ja
schon tot, also nahm ich den Koffer und lieferte ihn bei meinem Auftraggeber ab .«
    »Wissen Sie, was der Koffer
enthielt ?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ihr Klient kann wirklich mit
Ihnen zufrieden sein, Miss Seidlitz«, sagte er. »Wie ich sehe, arbeiten Sie
ebenso loyal wie diskret. Sie haben sich natürlich auch nicht der Mühe
unterzogen, den Mord bei der Polizei zu melden, nicht wahr ?«
    »Ich wollte nicht in die Sache
verwickelt werden«, sagte ich.
    »Eine Amerikanerin«, sagte er,
»in solch einer Gegend! Eine blonde und hübsche Amerikanerin dort zu
nächtlicher Stunde! Glauben Sie denn wirklich, Sie seien da nicht aufgefallen?
Sie waren interessanter als eine Gratiskarte fürs Kino. Ich wette, daß alle
Leute im Umkreis einer halben Meile Sie gesehen haben .«
    »Oh«, machte ich matt.
    Er paffte an seiner Zigarre.
»Sie sehen also, Miss Seidlitz, daß Sie eine Menge Ärger bekommen können. Man
kann Sie festnehmen, weil Sie den Mord nicht gemeldet haben. Ich glaube sogar,
daß es durchaus zu einer Anklageerhebung gegen Sie kommen könnte. Sind Sie
immer noch so überzeugt, daß Sie Ihren Klienten schützen müssen ?«
    »Du... durchaus überzeugt«,
sagte ich.
    Einige weitere
Zigarrenrauchwolken kräuselten sich empor.
    »Ich muß Ihnen wohl erklären«,
sagte er, »wie ich arbeite. Wenn wir jemand verhören, so geschieht das in
diskreter Umgebung, und niemand kann etwas gegen die Methoden einwenden — kein
lästiger Rechtsanwalt, keine mildtätige Stadtpolizei. Es würde Ihnen gar nicht
gefallen, von uns ins Verhör genommen zu werden, Miss Seidlitz .«
    »Ich bin amerikanische
Staatsangehörige«, sagte ich laut. »Sie würden es nicht wagen, mich...«
    »Aber eine amerikanische
Staatsangehörige, die nach eingehendem Verhör von der ordentlichen
Gerichtsbarkeit des Mordes angeklagt wird — Verzeihung, würde«, sagte er. »Ihre
Gesandtschaft wäre wohl kaum sonderlich interessiert an den Beteuerungen einer
solchen Person, die ihr gewiß nur lästig wäre. Ich darf Ihnen versichern,
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