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Bombe im Bikini

Bombe im Bikini

Titel: Bombe im Bikini
Autoren: Carter Brown
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beiläufig. »Und da wurde ich neugierig auf ihn .«
    »Don Alfredo stellt auch die
Stiere für meine Kämpfe am Samstag«, sagte Luis. »Ich werde einen davon dem
Gedenken an meinen Freund und Kameraden Juan Gonzales widmen — und einen Ihnen,
Mavis .«
    »Danke schön«, sagte ich
finster.
    Luis klappte die Hacken
zusammen. » Adios , Mavis !«
    »So long «,
meinte ich säuerlich und machte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Aber ich legte mich nicht mehr
hin. Ich duschte und zog mich an. Ich suchte mir ein leichtes weißes
Leinenkleid heraus, dazu einen großen Hut, nahm meine Handtasche und verließ
das Zimmer. Ich frühstückte im Speisesaal, dann schlenderte ich zum Hotel
hinaus.
    Der Portier rief mir ein Taxi.
Ich machte es mir im Fond bequem, während der Fahrer mich erwartungsvoll
anblickte.
    »Kennen Sie Don Alfredo Esteban ?« fragte ich ihn.
    »Jawohl, Señorita«, sagte er
und lächelte so strahlend, daß ich sein gesamtes Gebiß bewundern konnte. »Wer
kennt den großen Don Alfredo nicht ?«
    »Kennen Sie auch seine Villa ?«
    »Ja, Señorita.«
    »Dann bringen Sie mich hin .«
    »Das ist aber sehr weit,
Señorita .«
    »Ich weiß«, meinte ich. »Und je
eher Sie losfahren, desto früher sind wir dort .«
    »Richtig, Señorita«, pflichtete
er mir bei.
    Wir brauchten anderthalb
Stunden. Zuletzt brausten wir über den Marktplatz eines verschlafenen Dorfs, in
dessen Mitte ein Brunnen geruhsam vor sich hinplätscherte. Auf der anderen
Seite führte eine sonnenüberglühte staubige Straße zum Dorf hinaus, der wir noch
etwa eine Meile folgten. Dann bog das Taxi plötzlich scharf ab und donnerte
durch eine breite Einfahrt — und jetzt sah ich das Haus. Es war weiß, imposant,
massiv gebaut und strahlte im gleißenden Sonnenlicht so hell, daß ich die Augen
zusammenkneifen mußte.
    Mit quietschenden Reifen und
Bremsen hielt das Taxi vor den Stufen, die zur Haustür führten.
    »Warten Sie bitte auf mich«,
bat ich den Fahrer. »Es wird nicht lange dauern .«
    »Gern, Señorita.« Er machte es
sich gemütlich. »Wenn die Señorita mir die Frage verzeiht — wollen Sie einen
Stier kaufen ?« Seine Schultern zuckten vor
hysterischem Gelächter.
    »Sehr witzig !« meinte ich giftig. »Aber ich brauche keinen Ochsen — ich habe ja schon einen,
der mich im Taxi herumfährt .«
    Ich stieg aus und schritt die
Stufen empor. Neben der Tür hing eine Messingglocke; ich zog an ihrer Kette und
lauschte dem silberhellen Ton, während sie sanft hin und her schwang. Seitlich
vom Haus befand sich eine Art Denkmalsplatz, der von einem halben Dutzend
Bronzestieren gesäumt wurde und im Zentrum eine Fontäne hatte. Dort stand auch
die Hauptfigur des Ganzen: ein Torero mit dem Degen in der Hand — und vor ihm
war ein sterbender Stier auf die Knie gesunken. Er war wirklich recht
effektvoll.
    Dann ging die Tür auf, und vor
mir stand ein Butler in schwarzer Livree mit vielen silbernen Litzen. Er war
sehr alt und kahlköpfig, aber er stand steif und gerade, als trüge er einen Ladestock im Kreuz.
    »Guten Morgen, Señorita«, sagte
er förmlich.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Ich
möchte Don Alfredo Esteban sprechen, bitte .«
    »Señorita...?«
    »Seidlitz«, sagte ich. »Mavis
Seidlitz.«
    »Wenn die Señorita so
freundlich wäre, mitzukommen ?«
    Ich folgte ihm in eine Diele,
die etwa dreimal so groß war wie mein Apartment in Los Angeles. Er führte mich
in ein kleines Zimmer und bat mich zu warten.
    Ich trat ans Fenster und
musterte die Umgegend. Sie war wirklich hübsch, und eigentlich, so sagte ich mir,
mußte es doch sehr schön sein, in solch einer Villa zu wohnen. Aber dann dachte
ich an die Steuern, und schon schien mir der Gedanke längst nicht mehr so
verlockend.
    Ich hörte hinter mir leise
Schritte und sah mich um. Eine junge Dame stand an der Tür. Die schwarzen Haare
fielen ihr in weichen Wellen auf die Schultern, und sie besaß ganz
wunderhübsche Augen. Sie hatte auch eine gute Figur — fast so gut wie meine.
Ihr Kleid war Stahlfarben wie ein Gewehrlauf, und obwohl es schlicht wirkte,
hatte es gewiß eine Stange Geld gekostet.
    »Guten Morgen«, sprach sie mit
sanfter Stimme. »Sie wollten meinen Vater sprechen ?«
    »Ich nehme es an«, sagte ich.
»Ich wollte Don Alfredo Esteban sprechen .«
    Sie nickte. »Das ist mein
Vater. Ich bin Conchita Esteban .«
    Ich glaube, mir klappte schon
wieder der Unterkiefer herab, was langsam zu einer schlechten Angewohnheit bei
mir wurde — aber ich konnte mir nicht helfen.
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