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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut
Autoren: Arne Dahl
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zusammengepreßt. Zwischen den beiden Reihen hockte Jan–Olov Hultin mit einer derart imponierenden Menge von Papieren, wie man sie binnen einer so kurzen Frist eigentlich gar nicht hätte zusammenraffen können, und in einer Stellung, wie sie für einen Mann in den Sechzigern nicht hätte möglich sein sollen, auch wenn er immer noch ein beinharter Innenverteidiger in der Betriebself war.
    Er zirkelte die Brille auf seine Monumentalnase, und der Motorenlärm übertönte die Ausdruckslosigkeit seines Tonfalls ein wenig: »Die Sache wird knifflig. Die Arlanda–Polizei und die Kollegen aus Märsta sind bereits vor Ort. Horden von schwerbewaffneten Polizisten sind schon vor einiger Zeit durch die Ankunftshalle gestürmt und haben die Touristen bedroht und eingeschüchtert. Ich glaube, jetzt habe ich die wieder wegbekommen. Wir haben es mit einem Mann zu tun, der vor nichts zurückschreckt, soviel habe ich verstanden, eine gut programmierte Mordmaschine, und wenn er Verdacht schöpft, laufen wir Gefahr, daß es ein Blutbad, ein Geiseldrama und ein allgemeines worst case scenario gibt. Wir müssen also mit größter Vorsicht agieren.«
    Hultin blätterte in flatternden Papieren. »In der Maschine sind über einhundertfünfzig Menschen, und wir können sie nicht einfach in einen alten Flugzeughangar treiben und jeden einzelnen kontrollieren. Dabei würden wir wahrscheinlich einige von ihnen umbringen. Also gilt: sorgfältige Paßkontrolle, unter unserer Überwachung natürlich, extreme Wachsamkeit bei allein reisenden Herren mittleren Alters – von denen es auf einem typischen Businessclass–Flug einige geben dürfte. Außerdem hat der Zoll uns so was wie Computerkameras zur Verfügung gestellt, mit denen der Paßkontrolleur sämtliche Paßbilder unauffällig fotografieren kann. Der Paßkontrolleur wird jedoch nicht allein an seinem Schalter sitzen, sondern im Hintergrund werdet ihr sein. In der Praxis seid ihr von außen unsichtbar. Ich habe die Anzahl der Paßschalter auf zwei reduzieren können, was einige Störungen beim Ablauf verursachen dürfte; der Clou ist der, daß dadurch der Strom überschaubar wird. In diesen beiden Schaltern sitzen Kerstin und Viggo. Ich empfehle Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Vorsicht. Handelt nur bei äußerst starken Verdachtsmomenten, ansonsten gilt Funkkontakt. Auf der an und für sich kritischen Passage durch die Transithalle vom Gate zur Paßkontrolle, einer geraden Strecke zwischen Läden und Restaurants, sollte das Risiko geringer sein, weil es dort keinen Ausgang gibt. Ich habe die Märsta–Kollegen in der Transithalle unter Artos Kommando gestellt. Du, Arto, gehst also zu dem fraglichen Gate, wo eine Gruppe Märsta–Ermittler wartet. Achte besonders darauf, daß sie unbemerkt bleiben. Ihr habt darauf zu achten, daß sich niemand auf dem Weg zur Paßkontrolle absetzt. Verteile die Leute auf Toiletten, Läden und alle zugänglichen Räume; es sind nicht so viele. Wir anderen sind in der Ankunftshalle und davor verteilt, denn sollte etwas passieren, dann da, dafür spricht alles. Artos Job besteht eigentlich nur darin, die ganze Herde zu den Paßkontrollen zu treiben. Schafhirt.«
    »Kommen gleichzeitig andere Maschinen an?« fragte Arto Söderstedt in seinem klingenden, fast übertriebenen Finnlandschwedisch und blickte unschlüssig hinab auf die Flußfurche der E4, der sie wie ein mit Helium gefüllter Donauschleppkahn folgten. »Schwarze Schafe«, fügte er beinah lautlos hinzu. Hjelm hörte ihn und bedachte ihn mit einem giftigen Seitenblick.
    Hultin tauchte von neuem in das windgepeitsche Papiermeer ein. »Keine weiteren Landungen in unmittelbarer zeitlicher Nähe, nein.«
    »Und die Jungs mit den Maschinenpistolen?« sagte Nyberg.
    »Stehen jederzeit zur Verfügung. Aber nur bei Bedarf.«
    »Säpo?« fragte Söderstedt.
    Arto Söderstedt sagte gern Säpo. Der Tätigkeitsbereich der Gruppe tangierte mit unfehlbarer Präzision den der Sicherheitspolizei, was zu ständigen Überlappungen, Tabuverletzungen und Konflikten führte. Alle hatten die Machtmordalbernheiten noch in frischer Erinnerung, als die Säpo die Ermittlung auf schändliche Weise sabotiert hatte.
    »Sie werden wohl da sein«, nickte Hultin mit einem rein visuellen Seufzer. »Aber weil wir nie besonders viel erfahren, agieren wir so, als wären sie nicht da. Nun ja. Wie ihr wißt, gibt es nur einen Ausgang aus der Ankunftshalle, der sich durch die Zollabfertigung gabelt, wie ein T, kurz vor dem Haupteingang. Wir
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