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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut
Autoren: Arne Dahl
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brauchen unmittelbar davor einen Mann auf jeder Seite: Gunnar, Jorge. Paul und ich versuchen irgendwo bei der Gepäckausgabe nicht nach Polizei auszusehen, zwecks Überblick über die Ankunftshalle. Es wird also eine Art Vierphasenkontrolle: zuerst das Gate, Arto mit Mannen, dann die Paßkontrolle, Kerstin und Viggo, dann die Ankunftshalle, Paul und ich, und schließlich der Ausgang, Gunnar und Jorge. Alles klar?«
    »Die Struktur ist glasklar«, sagte Hjelm. »Fragt sich nur, wie sie sich bei der Konfrontation mit Hunderten verkaterter Passagiere mit Jetlag bewährt.«
    Hultin überging die Bemerkung, ohne mit der Wimper zu zucken. Er fuhr fort: »Alles steht und fällt also damit, daß wir schnell von Plan A auf Plan B umschalten können. Wenn wir den Namen, unter dem unser Mann fliegt, erfahren, bevor die Passagiere die Paßkontrolle erreichen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit ganz auf diesen einen Mann konzentrieren. Dann muß er an Ort und Stelle gefaßt werden, vorausgesetzt natürlich, er hat nicht oben im Flugzeug die Identität gewechselt. Ist das klar? Dann kommt auf Viggo und Kerstin in den Schaltern eine radikal gestiegene Verantwortung zu. Das ist Plan B – aber noch gilt Plan A: daß wir nicht die geringste Ahnung haben, wer zum Teufel der Kerl ist. Wir haben jetzt ... 7 Uhr 34, und jeden Augenblick« – sein Mobiltelefon dudelte mit einem kindischen Micky–Maus–Signal, das Hultin mit einem raschen Handgriff verstummen ließ – »wird Special agent Larner sich melden. Ja.«
    Er nahm das Gespräch an und wandte sich ab. Die E4 glitt jetzt zwischen abgasgedüngten Äckern dahin, die von vereinzelten tapfer kämpfenden Traktoren geziert wurden. Es war ein glasklarer Spätsommertag, durchwirkt von schwer beschreibbaren Einfärbungen der Vorwarnung von Herbst. Der Sommer ist zu Ende, dachte Hjelm schicksalsschwer. Herbst über Schweden, fuhr seine innere Stimme mit pathetischem Beben fort.
    Ein äußerst häßlicher Gebäudekomplex türmte sich jenseits der Äcker in der Ferne auf.
    »Arlandastad, nicht wahr?« rief Kerstin Holm.
    »Unverkennbar«, erwiderte Arto Söderstedt.
    »Noch ungefähr fünf Minuten«, sagte Gunnar Nyberg.
    »But why?« rief Hultin plötzlich. Dann hörte er eine Weile zu und drückte das Gespräch aus.
    »Nein«, sagte er. »Sie kriegen den Namen nicht heraus. Es hat den Anschein, als habe der Mörder im Namen des ermordeten Schweden den Platz abbestellt und kurz danach den freien Platz für sich selbst gebucht, natürlich unter einem falschen Namen. Dennoch ist das der Name, an den wir uns halten müssen, und ich begreife nicht, warum es so verdammt schwer sein soll, den zuletzt gebuchten Namen des Flugs herauszufinden. Bis auf weiteres gilt also Plan A.«
    Der Hubschrauber schwenkte von der E4 fort über die Arlandawälder. Er traf vierundzwanzig Minuten vor Flug SK 904 aus New York auf dem Internationalen Flughafen Arlanda ein, und fünf Minuten später hatten sich sämtliche Mitglieder der A–Gruppe auf ihre vorgesehenen Plätze begeben.
    Chavez war innerhalb der Türen des Haupteingangs schnell auf seinem Posten. Er pflügte durch eine noch nicht allzu abschreckende Ansammlung ankommender und abreisender Touristen hindurch und ließ sich auf einer Bank neben einem Coca–Cola–Automaten nieder, von der aus er seinen ganzen Verantwortungsbereich, die hintere Hälfte des Ausgangs von der Paßabfertigung an, gut im Blick hatte. Der Falkenblick war eingeschaltet. Das Ambitionsniveau lag wie gewöhnlich unmittelbar oberhalb der Maximalmarke.
    Eine halbe Minute nach ihm traf Gunnar Nyberg ein, ein bißchen stärker mitgenommen von der Hubschraubertour. Er ließ sich an einem Cafetisch nieder und wandte das von kaltem und heißem Schweiß bedeckte Gesicht Chavez und gleichzeitig der anderen Hälfte des Ausgangs zu. In einem spürbaren Bedürfnis nach Extraenergie bestellte er eine Dose eines Sportgetränks von einer Marke, die er aus seiner aktiven Bodybuilderzeit kannte, schüttete den halben Liter, ohne abzusetzen, in sich hinein und konstatierte, daß das Getränk heutzutage aus dem zubereitet wurde, was aus den eingesammelten vergessenen Trainingsklamotten sämtlicher Sporthallen des Globus herausgewrungen wurde. Möglicherweise stellte es die Flüssigkeitsbalance wieder her, sicher aber stellte es die Übelkeitsbalance wieder her.
    Zwischen den beiden trat danach ein nicht sonderlich schwer zu identifizierendes Quintett gegen den Strom in die Zollpassage ein. Hultin
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