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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut
Autoren: Arne Dahl
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verfolgte. Er kletterte hinein. Norton begann, Koffer nach Norlander zu werfen, der dumpf knurrte, sich auf ihn stürzte, einen Koffer auf die Nase bekam und zurücktaumelte. Norton riß sich los und lief zurück. Während Norlander sich auf zittrigen Beinen erhob, kam Norton immer näher auf Hjelm zu, der vorsichtig hereinkletterte und wartete. Norton lief ihm direkt in die Arme, begann wieder seine Tasche zu schwingen und landete einen Volltreffer. Hjelm wurde zurückgeworfen, hatte aber das Gefühl, sich in der Luft umzudrehen, und war über ihm. Norlander warf sich ins Getümmel, drehte Nortons Arme weiter als physiologisch sinnvoll nach hinten und setzte sich rittlings über ihn, die Knie in seinem Nacken. Die eine Hand an den blutenden Mund haltend, riß Hjelm die Tasche an sich und leerte sie auf den Fußboden. Ein kleines Päckchen Haschisch fiel heraus.
    Im selben Moment erklang Hultins Stimme in Hjelms und Norlanders Ohren: »Ich habe jetzt den Namen vom FBI bekommen. Unmittelbar von Plan A auf Plan B umschalten. Unser Mann reist unter dem Namen Edwin Reynolds. Ich wiederhole: Edwin Reynolds. Falls der Mann, der gerade so unauffällig durch die Ankunftshalle gejagt wurde, nicht Reynolds heißt und nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheint, laßt ihn auf der Stelle laufen, und kehrt an eure Posten zurück. Vielleicht können wir noch etwas retten.«
    Sie ließen Robert E. Norton sofort los. Die Arlanda–Polizei kam und übernahm ihn. Durch eine Nebentür gelangten sie zurück in die Ankunftshalle und kehrten zu Norlanders Schalter zurück.
    Hjelm übernahm. Er donnerte die Kontrolleurin an: »Schnell, verdammt: Edwin Reynolds. Ist der durch?«
    Mit ein paar raschen Tastengriffen bekam sie die Antwort:
    »Nein. Randolph. Robertson. Nichts dazwischen.«
    Norlander sank auf seinen Schemel. Hjelm sank auf den Boden. Sie zogen die Tür zu, atmeten tief durch, leckten ihre Wunden. Vielleicht war noch Hoffnung. Erst knapp die Hälfte der Passagiere war durch. Wenn er sich nicht unter denen befand, die Norlander niedergetrampelt hatte, war er noch da drinnen.
    So argumentierten die beiden Helden der Schalterkabine und vergaßen in den Testosteronnebeln das Ostrogen produzierende Element der Gruppe.
    Kerstin Holms Stimme erklang in allen Gehörgängen: »Vor elf Minuten hat ein Edwin Andrew Reynolds unseren Schalter passiert. Unter den allerersten.«
    Für ein paar endlose Sekunden war es still. Dann kam Hultins Stimme: »Okay. Macht die Paßkontrollen dicht. Laßt niemanden mehr raus. Verlangt von allen, die ihr in dem verdammten Arlanda seht, den Ausweis. Natürlich diskret. Offiziell jagen wir Drogenschmuggler. Wir setzen jetzt alle verfügbaren Kräfte ein. Los jetzt. Ich sorge für Straßensperren. Kerstin, hast du ein Bild von ihm? Wie sieht er aus?«
    »Das, was ich habe, ist sehr schlecht. Möglicherweise ist er blond. Tut mir leid. Miserables Foto.«
    »Und weder du noch der Paßbeamte erinnert euch an irgendwas?«
    »Nein, leider. Aber in elf Minuten kann er ziemlich weit gekommen sein.«
    »Okay. Macht jetzt.«
    Irgendwo in sich schien Norlander dennoch aufzuatmen. Sein Mißgriff war nicht ausschlaggebend gewesen. Während Hjelm aufstand, fand er, daß Norlanders Seufzer der Erleichterung beinah verbrecherisch war.
    Sie kamen zur gleichen Zeit aus der Kabine wie Kerstin Holm aus ihrer. Ihre intensiv forschenden Blicke vereinigten sich.
    Überall standen sie, die weißen Männer mittleren Alters. Sie mußten warten. Die Kollegen von der bewaffneten Truppe quollen aus den Hohlräumen des Flughafens wie Würmer aus einer Leiche und sorgten dafür, daß jeder da stehenblieb, wo er stand.
    Hjelm lief durch den Zoll. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Gunnar Nyberg von Pässen einer Traube weißer Männer mittleren Alters überhäuft wurde. Sein ausgebeultes Lumberjack war aufgeknöpft.
    Hjelm gelangte ins Freie. Sein Blick erfaßte die überfüllten Gehsteige. Ein Flughafenbus wand sich um die Kehre. Die Taxis schwärmten aus. Ein Überblick war unmöglich.
    Er sprintete den Gehsteig entlang. An die zehn potentielle Serienmörder betrachteten seine mittelmäßigen Laufschritte. Sie wiesen sich aus, ohne zu prostestieren. Während er ihre Pässe überflog, war der Verdacht zu einem fertigen Gedanken geworden. Er konnte formuliert werden.
    Er hielt inne, um für einen Moment einen vergeblichen Überblick zu gewinnen. Plötzlich stand Hultin neben ihm. Beide lasen ihre eigenen Gedanken im Blick des anderen.
    Hjelm
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