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Selfmade Girl

Selfmade Girl

Titel: Selfmade Girl
Autoren: Arnold Kajsa
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1. Kapitel
     
     
     
    Sechs Worte ! Wie zum Henker sollte sie das anstellen? Sechs Worte waren ausgesprochen wenig, wenn es darum ging, zu beschreiben, was falsch gelaufen war. Sechs Worte! Was konnte man damit schon aussagen?  – Hirnrissige Idee!
    » Kirsten«, hatte er gebrüllt, »ich gebe Ihnen sechs Worte, um diesen Schlamassel zu erklären! Aber lassen Sie mich raten, Sie schaffen es ganz sicher nicht mal, drei Worte dafür zu finden! Ich brauche sogar nur zwei: absoluter Bullshit !«
    Jede Wette: Der laute Bariton des Chefs war auch noch zwei Türen weiter zu hören.
    » Mr .... Mr Morales, lassen Sie mich kurz erklären ...«, hatte Kirsten verwirrt gestammelt.
    »Darum habe ich Sie gerade gebeten ! Aber mehr als zusammenhangloses Gestotter scheint ja dabei nicht rauszukommen! Bin ich hier eigentlich der einzige Mensch, der weiß, worin der Unterschied zwischen Chrysanthemen und Margeriten besteht, außer in der Anzahl ihrer Buchstaben?« Seine Faust donnerte auf den Schreibtisch, dass der Bildschirm in Apfeldesign mächtig wackelte und Kirsten schon befürchtete, er würde vom Tisch stürzen. Dann würde sie dafür auch noch zur Verantwortung gezogen werden.
    »Der Fotograf hat gar keine Ahnung von seinem Job, er ist  ...«
    »Nein , Kindchen! Versuchen Sie mal nicht, die Schuld auf andere abzuwälzen! Sie sind hier die Idiotin, wissen Sie das eigentlich?«
    »Nein, Mr Morales, das wusste ich noch nicht. Aber vielen Dank für den Hinweis.«
    »Werden Sie bloß nicht frech ! Sie sind hier nur eine Aushilfe, mehr nicht. Jemand, den wir problemlos austauschen können!«
    Jetzt war der Bogen überspannt.
    »Na, wenn das so ist  – dann tauschen Sie mal schön. Ich für meinen Teil bin hier raus. Aushilfe hin oder her: Ich kündige! Fristlos!« Kirstens Stimme war zu einer Flutwelle angeschwollen, die über den Kopf von Will Morales hereingebrochen war.
    Noch bevor sich das Gesicht dunkelrot verfärben konnte, hatte Kirsten auf der Stelle kehrtgemacht und war zur Tür hinausgestürmt. Ein lautes »Sie können nicht kündigen, weil ich Sie bereits entlassen habe!« wehte ihr auf den Flur hinterher.
    »Das ist mir sowas von egal! Ihnen ein schönes Leben noch!«, hatte sie über die Schulter zurückgerufen.
    Krachend fiel dann die Tür ins Schloss.
     
    »Hoppla! Vorsicht, frische Blumen!«
    Die tiefe , angenehme Stimme ließ Kirsten direkt vor der Tür innehalten, die sie gerade energisch hinter sich zugezogen hatte. In der Eile war sie mit einem Blumenboten zusammengestoßen, der einen riesigen Strauß im Arm hielt.
    »Können Sie nicht aufpassen?«, fauchte Kirsten, immer noch gereizt.
    Ein Kopf tauchte seitlich hinter dem Blumenstrauß auf, und der Fremde blickte sie skeptisch an. »Sehe ich so aus?«, gab er lachend zurück. »Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich die Margeriten abliefern kann?«
    »Bringen Sie das Gestrüpp zum Empfang, immer den Gang entlang«, murmelte sie und wandte sich in die andere Richtung, um schnellstmöglich ihre Habseligkeiten aus ihrem ehemaligen Büro zusammenzuklauben. Nur weg aus diesem Laden voller Verrückter!
     
    Auf dem Bürgersteig herrschte reges Treiben, als Kirsten aus dem Gebäude trat. Sie steuerte auf die Laterne zu, an der sie das Fahrrad am Morgen abgeschlossen hatte, um einen Augenblick später entsetzt festzustellen, dass dort weder ein Rad noch das dazugehörige Schloss vorzufinden waren.
    »So eine verdammte Sc h– « Schnell biss sie sich auf die Unterlippe, um bloß nicht ausfallend zu werden. Es war doch zum Mäusemelken! »Heute geht aber auch alles schief!«, jammerte sie und ließ resigniert die Schultern hängen.
    »Na, Probleme? «
    Hektisch drehte Kirsten sich um und blickte in die grünsten Augen, die sie je gesehen hatte. Der Blumenbote! Offenbar hatte er direkt hinter ihr das Gebäude verlassen. Er strahlte sie an, dass Kirsten schlucken musste. Mein Gott, sah der Typ klasse aus – als wäre er direkt aus einem Werbespot für einen Herrenduft entsprungen! Okay ... er trug zwar keinen Smoking, aber das wollte Kirsten sich erst gar nicht vorstellen, um ihn nicht gleich hier mitten auf der Straße hemmungslos anzuschmachten.
    Das eindringliche Hupen eines Taxis brachte ihre Gedanken wieder auf Kurs.
    »Mein Fahrrad … wurde gestohlen. Vor zwei Stunden habe ich es genau hier abgestellt, und nun ist es samt Schloss verschwunden.«
    »Und du bist dir sicher, dass es genau hier war?«
    Die Frage brachte sie nur noch mehr auf die
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