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Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt

Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt

Titel: Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Autoren: Harald Evers
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Die Magie der Höhlenwelt
Achter Roman der HÖHLENWELT-Saga
HARALD EVERS
1
Graue Tage
    Mit wachsamen Blicken musterte Ullrik die Umgebung. Hier in
Savalgor kannte ihn niemand, und Laura war heute zum ersten
Mal draußen in der Stadt, also drohte ihnen eigentlich keine echte
Gefahr. Dennoch drückte er sie, während sie langsam durch die
Gassen liefen, fest an seine Seite – fester, als es angenehm gewesen wäre. Seine Sinne waren geschärft, sodass er jederzeit
bereit war, sich zur Wehr zu setzen, falls sie in Schwierigkeiten
geraten sollten. Links und rechts von ihnen strebten die Savalgorer Häuser in die Höhe, eng beieinander stehend, verwinkelt und
verschachtelt, hoch wie Türme und kleine durch zahllose Treppchen, Stege, Brückchen und Balkone miteinander verbunden. Es
war ein bizarrer Anblick, zumal sich weit oben, in luftiger Höhe,
ein gut Teil des Lebens abspielte. Aber auch unten auf dem glänzenden Kopfsteinpflaster der Gasse – es war früher Vormittag und
es hatte vor kurzem geregnet – herrschte rege Betriebsamkeit.
Zahlreiche Menschen waren unterwegs, gingen ihrem Tagewerk
nach, standen hier und da in kleinen Gruppen beieinander oder
eilten unbekannten Zielen entgegen. Es hätte ein Tag sein können
wie jeder andere… wie jeder andere frühere Tag in Savalgor, der
Hauptstadt des größten Reiches der Höhlenwelt-Akrania.
    Doch es lag etwas Dunkles über der Stadt. Auch Ullrik spürte
es, obwohl er nicht von hier stammte und die ureigenste Atmosphäre der Stadt ihm fremd war. Während er sich wachsam umsah, trieben seine Gedanken immer wieder zu Alina, der Shaba
von Akrania. Er kannte sie gut, sie war eine Frau von großer Ausstrahlung. Vor Wochen, als sie ihn auf seine Reise geschickt und
er Savalgor verlassen hatte, war diese Stadt anders gewesen. Es
kam ihm so vor, als wäre damals ganz Savalgor von Alinas Aura
durchdrungen gewesen, als hatte ihr Naturell den Puls und das
Herz dieser Stadt bestimmt. Sie war eine starke junge Frau; die
Menschen hörten auf sie und folgten ihr. Aber ihre Stärke gründete auf Gerechtigkeit, Wohlwollen und Gnade – und nicht auf
Strenge oder Härte. Man mochte sich darüber streiten, ob eine
Herrscherin die Härte brauchte, wichtige Dinge notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Ullrik aber war bereit, ihr diese Schwäche zu
verzeihen. Viel wichtiger war, was sie für Savalgor und Akrania
getan hatte: Nach der langen Leidenszeit des Krieges gegen die
Bruderschaft und die Drakken hatte sie den Menschen neuen Mut
gegeben, hatte für den Beginn des Wiederaufbaus gesorgt, armen
Leuten geholfen, den Handel wieder in Schwung gebracht und
den korrupten Hierokratischen Rat im Zaum gehalten. Vor Wochen noch hatte Savalgor lebendig gewirkt, voll neuen Mutes und
in Aufbruchstimmung; noch stärker sogar war diese Ausstrahlung
vor einem halben Jahr gewesen, als Ullrik nach Savalgor gekommen war. Jetzt aber war nichts mehr davon zu spüren.
    Er hielt Laura fest an seine Seite gedrückt, während sie das Ende einer Gasse erreichten und auf einen kleinen Platz traten, wo
es endlich einige Marktstände gab, die nicht verriegelt und verrammelt waren. Er spürte Lauras Unsicherheit und wie froh sie
war, dass er sie so nachdrücklich in Schutz nahm. Er hätte es mit
einer Gaunerbande aufnehmen können, sogar mit einem Dutzend
Leuten der Stadtwache, denn seine Fähigkeiten als Magier waren
beachtlich. Selbst im Faustkampf wäre er den meisten gewachsen
gewesen; er war von massiger Statur, mehr als einen Kopf größer
als die zierliche Laura. Aber was würde auf einen Kampf folgen,
hier mitten in der Stadt? Er betete zu den Kräften, dass es nicht
nötig sein würde, Laura zu verteidigen.
    »Niemand achtet uns«, flüsterte sie mit ihrem ungewöhnlichen
Akzent.
Er beugte sich zu ihr herab, um ihr einen Kuss auf die Schläfe
zu hauchen. »Niemand achtet auf uns«, korrigierte er sie lächelnd. So sehr die Stimmung in der Stadt ihn neugierig machte,
drängte es ihn doch mit Macht zurück ins Ordenshaus, wo sie in
Sicherheit waren. Ullrik liebte Laura mehr als irgendjemanden
sonst und hatte Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte. Langsam
überquerten sie den Platz und traten in eine weitere Gasse, die
zum großen Marktplatz vor den Toren des Palasts führte. Aneinander geschmiegt wie ein frisch verliebtes Paar – was sie ja
auch waren –, liefen sie über das Pflaster und hätten allein schon
deswegen niemandem sonderlich auffallen sollen. Verliebte Paare
sah man zu
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