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Blutwahn - Der Schrecken am See

Blutwahn - Der Schrecken am See

Titel: Blutwahn - Der Schrecken am See
Autoren: André Wegmann
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schnell in ein ungesundes Röcheln, das die idyllische Stille am Ufer des zuvor malerisch wirkenden Gebirgssees zunichte machte.

 
    1
     
    Jana überprüfte ihr Make-up im Spiegel, auf der Beifahrerseite des schwarzen Audi A3 und stellte fest, dass es eine Auffrischung nach der langen Fahrt von Hamburg ins Allgäu vertragen könnte. Sie öffnete die Autotür ein Stück weit, kramte in ihrer Handtasche und holte eine blaue Packung Pall Mall Zigaretten samt Feuerzeug hervor. Nachdem sie sich einen Glimmstengel angezündet hatte lehnte sie sich in ihren Sitz zurück und paffte genüsslich vor sich hin, während sie darauf wartete, dass ihr Freund Philipp zurückkam. Jana fühlte sich etwas erschöpft, freute sich aber dennoch auf den Kurzurlaub, auch wenn sie zunächst eher eine Großstadt wie Berlin oder München für die gemeinsamen Tage im Sinn gehabt hatte. Philipp überredete sie dann jedoch, als er ihr an einem gemütlichen Abend auf der Couch, bei einem Glas Wein einen Bildband des Allgäus zeigte.
     
    Die vielseitige Landschaft mit ihren grünen Wiesen und Wäldern, den malerischen Gewässern und den imposanten Bergen gefiel ihr. Vor allem würden sich hier sehr gute Möglichkeiten ergeben ihrem Hobby, dem Klettern, nachzugehen. In Hamburg ging sie dazu in eine Kletterhalle, aber hier  würde sie ihre Fertigkeiten erstmals in der freien Natur, an einem echten Berg, unter Beweis stellen können. Sie verspürte ein aufregendes Kribbeln, wenn sie daran dachte. Außerdem freute sie sich auf die für morgen geplante Besichtigung des weltbekannten Schloss Neuschwanstein, das vor den Toren der Stadt Füssen auf einem zerklüfteten Felsen stand. In diesem, vom ehemaligen bayerischen König Ludwig II. errichteten Prachtbau, mit seiner imposanten Architektur, der pompösen Innenausstattung und überreichlich Gold und Glitzer, würde sie sich bestimmt fühlen wie eine kleine Märchenprinzessin. Eine Art von Kindheitsgefühl, das sie in letzter Zeit insgeheim häufiger suchte – zumindest erklärte sie es sich so, dass sie, mit ihren immerhin 26 Jahren, neulich erst Hello Kitty-Bettwäsche im Internet bestellt hatte und sich regelmäßig von Barbie-Hörspielen unterhalten ließ. Vielleicht war das unterbewusst ein Versuch, ihre wenig schöne Kindheit zu kompensieren. Auf jeden Fall ging sie mit dieser Seite an sich nicht gerade hausieren – ihre Freundinnen und wahrscheinlich auch Philipp wären sicher überrascht. Freunde und Kollegen in der Parfümerie, in der sie arbeitete, kannten sie als jemanden, der immer fröhlich blieb und jede Krise mit einem Lächeln auf den Lippen meisterte. Innerlich aber war sie weich und sensibel. Das wussten allerdings nur wenige.

Sie drückte gerade die Kippe im Aschenbecher des Autos aus, als sich die Fahrertür öffnete, Philipp einstieg und ihr einen Kuss auf die linke Schläfe gab. Sie lächelte ihn an.
„Und, alles glatt gelaufen?“
„Ja, hab den Schlüssel für unser Ferienhäuschen. Viel Betrieb da drinnen, deswegen hat es ein bisschen gedauert“, sagte Philipp und startete den Wagen.
„Wie weit haben wir es jetzt noch?“, fragte Jana.
„Nur noch rund 6 Kilometer.“
Philipp fuhr den Audi vom Parkplatz des Restaurants, zu dem die Eigentümerin ihres Ferienhauses sie bestellt hatte, um den Schlüssel zu übergeben. Während die Scheinwerfer des Autos ihnen den Weg durch die aufkommende Dunkelheit ebneten und die Eagles leise im Radio das Hotel California besangen, ließ Jana sich wieder in den Sitz zurück sinken, schaute in die hereinbrechende Nacht und hing weiter ihren Gedanken nach.
 
    Ja, sie freute sich wirklich auf diesen Urlaub. Vor allem natürlich wegen Philipp. Sie kannten sich jetzt etwa sechs Monate – na ja, eigentlich acht, wenn man die 2 Monate dazu zählte, die sie gechattet und telefoniert hatten, bevor sie sich das erste Mal trafen – und Jana hatte das Gefühl, dass er wirklich der Richtige für sie sein könnte. Er entsprach zwar mit seiner eher schmächtigen Statur und seinem generell unscheinbaren Äußerem nicht gerade dem Imitat eines Hollywood-Beaus, aber sie fühlte sich wohl mit ihm und war inzwischen sogar richtig verliebt. Er gab ihr das Gefühl etwas Besonderes zu sein, strahlte Ruhe aus und sie konnte sich sehr gut mit ihm unterhalten. Außerdem verkörperte er für sie so etwas wie Normalität. Und das war etwas, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Da erschien es unwichtig, dass sie auf Sport stand und am Wochenende gerne mit ihren
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