Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutwahn - Der Schrecken am See

Blutwahn - Der Schrecken am See

Titel: Blutwahn - Der Schrecken am See
Autoren: André Wegmann
Vom Netzwerk:
den Seitenspiegel war ihm, als hätte er für einen kurzen Moment im Lichtschein des anderen Autos eine Gestalt gesehen, die gerade zwischen den Bäumen hervortrat. Sekundenbruchteile später waren nur noch sich schnell entfernende rote Rücklichter zu erkennen. Um Jana nicht zu beunruhigen, sagte Philipp nichts. Er drückte aufs Gaspedal.

 
    3
     
    Philipp warf einen Blick auf die Digitaluhr am Armaturenbrett: 21.16 Uhr. Er fühlte sich ein bisschen erschöpft, die lange Autofahrt war anstrengend gewesen. Schon komisch, das tote Ding da auf der Straße und vor allem diese Gestalt in den Bäumen, dachte er. Aber vielleicht hatten ihm seine müden Augen auch einen Streich gespielt. Außerdem war das ja jetzt egal, er hatte seine Schuldigkeit getan, indem er das Tier von der Straße gezerrt hatte und wenn irgendwer hier abends im Wald herum geisterte, dann war das nicht seine Sache. Gleich waren sie da und der lang ersehnte Urlaub konnte beginnen. Endlich musste er sich nicht mehr mit Zahlen und Papierkram in dem Büro des Feinkost-Unternehmens, in dem er arbeitete, beschäftigen. Statt den ganzen Tag lang die immer gleichen, gestressten Gesichter seiner Kollegen zu sehen, konnte er morgens neben seiner süßen Freundin aufwachen, ausspannen und mit ihr die Zeit genießen. Sie würden Hand in Hand am Ufer des Alatsees entlang spazieren und vielleicht konnte er Jana überreden, eine der zahlreichen Burgruinen in der Gegend mit ihm zu besichtigen. Abends würde er sie zum Essen ausführen, um die leckeren Allgäuer Spezialitäten zu probieren. Bei dem Gedanken an Schupfnudeln und Krautspatzen lief ihm jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Zwischendurch würde sicher genug Zeit bleiben, um in ihrem Ferienhaus die Seele baumeln zu lassen, ausgiebig zu kuscheln und Sex zu haben – wie schön das Leben doch sein konnte.
 
    Nicht nur sein Freund Markus meinte, er hätte mit Jana einen echten Glücksgriff gemacht, nachdem er sie ihm vorgestellt hatte. Er war so verliebt, wie nie zuvor in seinem Leben. Jana sah mit ihren schwarzen langen Haaren, den betörenden blauen Augen und ihrem sportlichen, kurvenreichen Körper nicht nur umwerfend aus. Sie war außerdem ein lieber, herzensguter und faszinierender Mensch. Eine tollere Frau wie Jana konnte er sich nicht vorstellen. Eigentlich wirkte sie unter ihrer labilen Maske der stetigen guten Laune ziemlich zerbrechlich auf ihn, andererseits konnte sie aber auch kämpfen und ihre Ellenbogen einsetzen, wenn es sein musste. Ihn hatte wirklich beeindruckt, dass sie nach ihrer schweren Kindheit mit 16 Jahren den Mumm hatte von zu Hause abzuhauen. Nicht allerdings ohne zuvor noch in dicken Lettern das Wort „Kinderschläger“ in den teuren Mercedes ihres Stiefvaters zu ritzen. Danach – völlig auf sich allein gestellt – folgten harte Zeiten im Drogensumpf, aber Philipp fand es umso imposanter, dass sie sich da auch wieder heraus gekämpft und sich ein relativ angenehmes Leben aufgebaut hatte. Er fragte sich oft, was Jana eigentlich an ihm toll fand, denn er betrachtete sich selbst – aschblonde Haare, schlaksiger Körper, Brille - weder als besonders gut aussehend, noch als sonderlich interessant. Sie hatten eigentlich nicht viel gemeinsam. Im Gegensatz zu ihr war er behütet aufgewachsen und hatte eine unbeschwerte Kindheit gehabt. Auch was Interessen und Hobbys anging, waren sie eher unterschiedlich. Aber als er Jana mal darauf ansprach, legte sie ihm einfach ihren Zeigefinger auf die Lippen, küsste ihn anschließend und sagte dann, dass er genau richtig für sie sei.
     
    Philipp wurde durch die monotone Stimme des Navigationsgerätes, das über eine App auf seinem Smartphone lief, aus den Gedanken gerissen. Diese hatte ihnen bereits die ganze Fahrt über den Weg verkündet und meldete nun, dass sie ihr Ziel in 500 Metern erreichen würden. Sie waren zuletzt an vereinzelten Häusern vorbeigekommen, die mehrere hundert Meter voneinander entfernt standen. Über mangelnde Ruhe würde man sich hier also nicht beschweren können.
„Endlich am Ziel.“ Jana sah aus dem Fenster. „Ich werde uns gleich erst mal einen Kaffee kochen.“
„Gute Idee Schatz, einen kleinen Koffeinschub kann ich jetzt echt gebrauchen.“
Philipp lenkte das Auto auf eine kiesbedeckte Einfahrt, wo er neben einem kleinen Gebäude, das vielleicht ein Geräteschuppen war, anhielt. Rechts von ihnen war im Mondlicht das kleine, weiß verputzte Ferienhaus mit seinem dunklen Giebeldach zu sehen. Philipp
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher