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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume
Autoren: Kay Hooper
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langer Krankheit.«
    »Sie mag zwar dominierend gewesen sein«, sagte Hollis, »aber sie war vermutlich diejenige, die ihn zügelte und so lange zurückhielt, wie sie am Leben war. Als sie starb, gab es niemanden mehr, der ihn aufhalten konnte.«
    Marc knurrte: »Mich macht es krank, dass er vermutlich sein Leben in einer bequemeren Gefängniszelle als der hier verbringen wird, mit Psychologen, Cops und Profilern um ihn herum, die herauszubekommen versuchen, wie er tickt.«
    »Was dazu beitragen könnte, den nächsten Mörder zu erwischen«, erinnerte ihn Bishop.
    »Ich weiß, ich weiß. Trotzdem.«
    Ehe er noch etwas hinzufügen konnte, erschien Jordan in der Tür, mit einem braunen Briefumschlag in der behandschuhten Hand. »Schaut euch mal das an. Und sagt mir bitte, dass es nicht das bedeutet, was ich glaube.« Er trat ins Zimmer und leerte den Umschlag auf der Pritsche aus.
    »Fotos.«
    »Von mir«, sagte Hollis.
    »Ja.« Jordan hielt den Blick auf Hollis gerichtet. »Offenbar hatte er auf der anderen Seite des Ganges einen kleinen Arbeitsraum, in dem er die Fotos zerschnitt. Die hier fand ich auf einem Tisch liegen, alle vorbereitet. Fällt euch was Ungewöhnliches auf?«
    Dani sah es als Erste. »Sie sind datiert. Alle mit einer Digitalkamera aufgenommen. Und … bei manchen liegt das Datum mehr als ein Jahr zurück.«
    »Dieses Schwein hat mich über ein Jahr lang gejagt?« Hollis war zu verwirrt, um wütend zu sein. Noch nicht.
    »Muss wohl so sein.« Jordan zeigte ihnen den Umschlag. »Das hier wurde ihm an ein Postfach in Venture geschickt. Aufgegeben in Washington, laut Poststempel vor zwei Tagen.«
    »Vor zwei Tagen war er hier«, sagte Marc gedehnt.
    »Ja. Da sind noch mehr leere Umschläge. Mit Poststempeln aus Washington und New York. Unterschiedliche Daten, aber alle innerhalb des letzten Monats.«
    Sie schauten sich an, und ihnen wurden mehrere Dinge und Möglichkeiten klar.
    »Ein abgerichtetes Monster«, sagte Bishop. »Oder vielleicht nur … ein Werkzeug. Eine Marionette. Aber nicht derjenige, der die Fäden zieht.«
    »Darum fühlte es sich anders an«, meinte Dani bedächtig. »Darum habe ich nicht dieselbe Energie in seiner – seiner Folterkammer gespürt wie draußen im Korridor. Weil er für den Angriff nicht verantwortlich war. Marc hat recht, der Mörder war nie paragnostisch. Das war nicht seine Stimme in meinem Kopf.«
    »Auch er war ein Köder«, sagte Bishop nachdenklich.
    Dani nickte. »Der Köder, um uns anzulocken. Wenn man Monsterjäger fangen will, muss man ihnen ein Monster liefern. Eines finden. Aus dem Käfig lassen. Oder eines erschaffen. Jedes Mal, wenn wir bei den Ermittlungen gegen die Wand liefen, wurde uns ein weiteres kleines Indiz, ein Detail oder eine mögliche Spur vor die Nase gehalten. Damit wir weiter Fragen stellten, aus dem Gleichgewicht gebracht wurden. Damit wir uns weiterbewegten, immer auf die Falle zu.«
    »Er hat aber nichts in seiner Falle gefangen«, stellte Jordan fest. »Oder?«
    »Er hat Paris’ Fähigkeit nicht bekommen«, bestätigte Dani. »Doch sein Angriff … war anders. Stärker, konzentrierter. Er mag etwas gewonnen haben, selbst wenn es keine neue Fähigkeit ist. Allein diese Erfahrung könnte für ihn von Wert sein.«
    »Du sagtest, du hättest ihn möglicherweise verletzt«, rief ihr Marc ins Gedächtnis.
    »Es kam mir so vor. Ein Gefühl von Schmerz, von Frustration. Aber … es war keine lähmende Verletzung. Da war immer noch das Echo einer sehr starken, ausgeprägten Präsenz, einer Persönlichkeit – besonders am Ende, als ich alle Energie entlud. Er wusste, dass er verloren hatte … in dieser Runde.«
    »Scheiße«, entfuhr es Jordan. »Diese Runde?«
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Marc.

Epilog
    Boston
    Senator Abe LeMott wandte sich vom Fenster ab und blickte zu dem Mann auf dem Besucherstuhl. »Das war’s also?«
    Bishop antwortete: »Das Monster, das Ihre Tochter ermordet hat, wird den Rest seines jämmerlichen Lebens damit verbringen, Wände anzuheulen und von einer Prophezeiung zu brabbeln, die er sich offensichtlich ausgedacht hat, als seine Taten sogar für ihn zu grausig wurden. Wir werden es wohl nie erfahren, denn alles, was von seinem Verstand noch übrig war, wurde am Ende zerbrochen. Oder vielleicht schon lange vor dem Ende.«
    »Und das Monster, das die Fäden gezogen hat?«
    »Wir haben es nie zu sehen bekommen«, erwiderte Bishop. »Obwohl wir annehmen, dass es mehr als einmal nahe genug war, um uns zu
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