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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume
Autoren: Kay Hooper
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sich ständig bei diesem Mann entschuldigen, seit sie ihn kannte. Zum Teufel, das tat sie ja auch.
    Hollis runzelte die Stirn. An Bishop gewandt, sagte sie: »Na toll. Wunderbar. Du bist paragnostisch blind, der Sturm hat alle meine Sinne verwirrt, und wir sind in einem riesigen, brennenden Gebäude ohne einen verdammten Grundriss.«
    »Deswegen ist Dani ja hier.« Seine bleichen, wachsamen Augen waren auf ihr Gesicht gerichtet.
    Dani kam sich absolut unzulänglich vor. »Ich – ich weiß nicht … Ich weiß nur, dass er irgendwo da unten ist.«
    »Und Miranda?«
    Der Name versetzte ihr einen seltsamen kleinen Schock, und einen Herzschlag lang hatte sie das wirre Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nicht zusammenpasste. Doch sie hatte eine Antwort für ihn. Gewissermaßen. »Sie ist nicht – tot. Noch nicht. Sie ist der Köder, das wissen Sie. Sie war schon immer der Köder, um Sie anzulocken.«
    »Und Sie«, ergänzte Bishop.
    Darüber wollte Dani nicht nachdenken. Brachte es aus Gründen, die sie nicht erklären konnte, auch nicht fertig. »Wir müssen gehen. Sofort. Er wird nicht warten, diesmal nicht.« Und er ist nicht der Einzige.
    Das Gespräch hatte nur ein paar Minuten gedauert, dennoch war der Rauch dichter geworden, das Knistern des Feuers lauter, die Hitze noch intensiver.
    Voll Bitterkeit stellte Hollis fest: »Wir richten uns nach seinem Zeitplan, wie früher schon, wie immer, wir werden mitgeschleppt, ohne Gelegenheit zu haben, innezuhalten und nachzudenken.«
    Bishop machte kehrt und ging in Richtung der südlichen Ecke des Gebäudes. »Ich übernehme diese Seite. Ihr zwei geht zur östlichen Ecke.«
    Dani überlegte, ob auch er sich vom Instinkt leiten ließ, fragte Hollis jedoch nur: »Auch wenn er die Gelegenheit hätte, würde er sie nicht ergreifen, oder? Innezuhalten und nachzudenken, meine ich.«
    »Falls das hieße, eine Minute auf dem Weg zu Miranda zu verlieren? Nie im Leben. Das allein würde schon reichen, aber er gibt sich obendrein auch noch die Schuld an diesem Schlamassel.«
    »Er konnte nicht wissen …«
    »Doch. Konnte er. Hat er vielleicht sogar. Deshalb glaubt er ja, es sei seine Schuld. Komm, gehen wir.«
    Dani folgte ihr, doch sie konnte sich die Frage nicht verkneifen: »Glaubst du, dass es seine Schuld ist?«
    Hollis blieb kurz stehen, sah über die Schulter zurück, und ihr Blick war hart und blank. »Ja. Glaube ich. Er hat einmal zu oft Gott gespielt. Und wir zahlen den Preis für seine Überheblichkeit.«
    Dani folgte der anderen Frau, und ihre Kehle war wie zugeschnürt, obwohl der Rauch im hinteren Teil des Gebäudes nicht ganz so dicht war. Sehr schnell fanden sie in einem Raum, der einst ein kleines Büro gewesen sein könnte, eine Tür, die sich leicht und geräuschlos zu einem Treppenhaus öffnen ließ.
    Das Treppenhaus war beleuchtet.
    »Bingo«, flüsterte Hollis.
    Dani hätte lieber gewartet, bis Bishop die andere Seite des Gebäudes erkundet hatte, doch ihr Instinkt und die Hitzewogen in ihrem Rücken sagten ihr, dass sie einfach keine Zeit dazu hatten.
    Hollis packte ihre Waffe mit beiden Händen und warf Dani einen raschen Blick zu. »Bereit?«
    Dani verschwendete keine Energie darauf, sich zu fragen, wie auch nur irgendjemand auf dieser Welt für so etwas bereit sein konnte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die einzige Waffe, die ihr zur Verfügung stand – die in ihrem schmerzgeplagten Kopf –, und nickte.
    Hollis hatte nur einen Schritt gemacht, als hinter ihnen ein donnerndes Getöse losbrach und eine fast unerträgliche Hitzewoge drohte, sie in das Treppenhaus zu schleudern.
    Das Dach stürzte ein.
    Sie sahen sich an, und dann sagte Hollis emotionslos: »Mach die Tür hinter uns zu.«
    Dani nahm all ihren Mut zusammen, und wenn ihre Antwort nicht so abgeklärt klang wie die der anderen Frau, war sie zumindest ruhig.
    »Okay«, sagte sie, schloss die Tür hinter sich, und sie begannen den Abstieg in die Hölle.

1
    Dienstag, 7. Oktober
    »Du hattest letzte Nacht wieder diesen Traum, nicht wahr?«
    Dani hielt den Blick so lange auf ihre Kaffeetasse gesenkt, bis das Schweigen unerträglich wurde und sie zu ihrer Schwester aufsah. »Ja. Hatte ich.«
    Paris setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, die eigene Kaffeetasse in den Händen. »Denselben wie zuvor?«
    »So ziemlich.«
    »Also nicht denselben. Was war anders?«
    Darauf hätte Dani lieber nicht geantwortet, doch sie kannte ihre Schwester zu gut, um sich gegen etwas Unvermeidliches zur Wehr zu
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