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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume
Autoren: Kay Hooper
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dafür, Dinge zu träumen, die tatsächlich wahr werden, bekommt man auch keinen Spaßbonus.«
    »Vor allem, wenn du etwas über sie geträumt hast?«
    »Ach, diese Gefahr läuft jeder, der mir nahe kommt. Und nachdem ich nie von Sonnenschein und kleinen Hündchen träume, waren die meisten Männer in meinem Leben schon wieder weg, bevor sie etwas über ihr eigenes verhängnisvolles Schicksal zu hören bekamen.«
    »Einen gab es, der ist nicht weggelaufen.«
    Dani runzelte die Stirn. »Ja, schon. Wäre er aber. Früher oder später.«
    »Weißt du das, oder rätst du bloß?«
    »Können wir jetzt bitte wieder auf den Traum zurückkommen?«
    Als Jugendliche hatten sie diese feierliche Übereinkunft getroffen, sich aus dem Liebesleben der anderen herauszuhalten, und sich seitdem streng daran gehalten. Und da Paris dank ihrer eigenen problematischen Ehe hypersensibilisiert war, konnte sie kaum weiter in Dani dringen. »Okay. Zurück zu deinem Traum – würdest du sagen, dass er etwas mit diesem Serienmörder zu tun hat?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wieso?«
    »Ist so ein Gefühl.«
    Paris sah sie unverwandt an.
    »Und sonst?«
    Dani wollte eigentlich nicht antworten, tat es dann aber doch. »Was auch immer sich da unten in diesem Keller befand, war – ist – böse. Auf eine Art böse, wie ich sie noch nie zuvor gespürt habe. Etwas, was mir wahnsinnige Angst macht. Und eines ist in jeder Variante meines Traums immer gleich geblieben – die Tatsache, dass es Miranda hat.«
    »Sie ist eine Geisel?«
    »Sie ist der Köder.«
    »Sie war mein einziges Kind.«
    »Ja. Ich weiß.«
    Senator Abe LeMott hob den Blick von der gerahmten Fotografie, die er betrachtet hatte, und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Gesicht ihm gegenüber am Schreibtisch, das ihm während der letzten Monate beinahe so vertraut geworden war wie das seiner Tochter Annie.
    Special Agent Noah Bishop, Chef der Special Crimes Unit des FBI, besaß allerdings auch ein Gesicht, das man nicht so leicht vergaß, fand LeMott, denn es war ein ungewöhnlich schönes Gesicht. Doch mehr noch, weil den bleichen, silbergrauen Augen nichts zu entgehen schien, und weil sich eine feine, hässlich gezackte Narbe als stummer Zeuge einer nicht gewaltfreien Vergangenheit über die linke Wange des Mannes zog. Dazu kam noch eine strahlend weiße Strähne an der linken Schläfe, in eklatantem Gegensatz zum restlichen rabenschwarzen Haar. Das alles ergab einen Mann, den man nicht so leicht übersah und noch weniger leicht vergaß.
    »Sie und Ihre Frau haben keine Kinder.« LeMott stellte das Foto behutsam zurück an seinen angestammten Platz rechts neben der Schreibunterlage.
    »Nein.«
    Der Senator zwang sich zu einem Lächeln. »Und doch haben Sie welche. Brüder und Schwestern zumindest. Eine Familie. Ihre Einheit. Ihr Team.«
    Bishop nickte.
    »Haben Sie je einen von ihnen verloren?«
    »Nein. Ein paarmal war es knapp, aber nein.«
    Noch nicht.
    Das Unausgesprochene hing zwischen ihnen, und LeMott nickte ernst. »Kann nicht ausbleiben. Bei der Arbeit, die Sie leisten, dem Bösen, dem Sie ins Auge blicken. Früher oder später wird … einem ein zu hoher Preis dafür abverlangt. Das ist immer so.«
    Da Bishop darauf nicht eingehen wollte, antwortete er: »Wie ich Ihnen schon sagte, wir haben die schwache Spur, die wir hatten, bei Atlanta verloren. Ob er in der Stadt ist oder nur in der Nähe, jedenfalls ist das die Gegend. Doch solange er sich nicht bemerkbar macht …«
    »Bis er wieder mordet, meinen Sie.«
    »Er ist abgetaucht und wird wahrscheinlich nicht wieder auftauchen, bis er sich weniger bedroht fühlt. Weniger gejagt. Oder bis ihn seine Bedürfnisse trotzdem zum Handeln zwingen.«
    »Mittlerweile ist es zu etwas Persönlichem geworden, nicht wahr? Zwischen Ihnen und ihm. Der Jäger und der Gejagte.«
    »Ich bin Polizist. Mein Job ist es, Abschaum wie ihn zu jagen.«
    LeMott schüttelte den Kopf. »Nein, für Sie war es immer schon mehr. Ich habe es Ihnen angesehen. Herrje, jeder könnte es sehen. Ich wette, er wusste es, wusste, dass Sie ihn jagen, und wusste, dass Sie in seine Gedanken eindringen würden.«
    »Leider nicht tief genug.« In Bishops Stimme schwang Bitterkeit mit. »Dennoch ist es ihm gelungen, sich Annie zu holen, es ist ihm gelungen, sich noch mindestens elf weitere junge Frauen zu holen, und ich weiß nur, dass damit noch nicht Schluss ist.«
    »Seitdem sind Monate vergangen. Kann es sein, dass er deshalb zögert, abwartet, bis der Sturm sich
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