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Blutorks 3 - Blutorks 3

Blutorks 3 - Blutorks 3

Titel: Blutorks 3 - Blutorks 3
Autoren: Bernd Frenz
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Ringe, die Tarren seit jeher an ein mit Schaufelblättern versehenes Wasserrad erinnerten.
    Seit kurzem wusste er, dass dieser Eindruck nicht trog.
    Als er an der Kuppel vorbeiging, glaubte er einen kurzen Moment lang tatsächlich kleine Funken zu sehen, die in den Rillen des Symbols aufglosten, aber das war sicherlich nur Einbildung.
    Er schüttelte den Kopf, während man ihn weiterführte. Sie betraten den folgenden Trakt. Dort gab es einen Seitenausgang, den vor allem Handwerker und Zulieferer benutzten und durch den hin und wieder auch andere Besucher ein und aus geschleust wurden.
    Diese anderen Besucher kamen in der Regel nachts, waren zumeist weiblich und wollten unerkannt bleiben. So wie die Dame mit dem wallenden feuerroten Haar, die ihn in derselben engen, aber mit weichen Fellen ausgelegten Zelle erwartete wie all die Male zuvor.
    Ihren schweren Umhang hatte sie bereits abgelegt. Nun trug sie nur noch ein leichtes Seidenkleid, das die weiblichen Formen ihres schlanken Leibes mehr betonte denn verhüllte.
    Wie erwartet, begrüßte sie ihn mit einem auf die Wange gehauchten Kuss.
    Namihl, eine der begehrtesten Dienerinnen aus dem Tempel der Liebe.
    Seine Schwester.
    Gleich nachdem er eingetreten war, hängte sie ihren Mantel vor die Sichtluke in der Mitte der Tür. Die Öffnung war zwar verschlossen, aber man wusste nie, ob nicht doch einmal einer der Wächter seiner Neugierde nachgeben würde und heimlich hindurchzulinsen versuchte.
    Eine mitfühlende Seele hatte schon vor langer Zeit einen Nagel oberhalb des vergitterten Rechtecks eingeschlagen. Namihl brauchte die Kapuze nur daran aufzuhängen, um den entscheidenden Bereich vollständig zu bedecken.
    Die Wachen dachten natürlich, dies geschähe aus Scham, in Wirklichkeit sollte nur niemand bemerken, dass sie sich bei ihren nächtlichen Treffen die ganze Zeit über flüsternd unterhielten, anstatt miteinander Unzucht zu treiben. Niemand wusste, dass sie Geschwister waren, und so sollte es auch bleiben. Schon der leiseste Verdacht hätte beide den Kopf kosten können.
    Ein halbes Dutzend auf verschiedene Mauernischen verteilter Wachskerzen streute ein mildes Licht in den engen Raum. Das mochte schlichtere Gemüter über die spartanische Einrichtung hinwegtäuschen, die nur aus einigen niedrigen Hockern und einem großen Haufen weicher Schafffelle bestand, in denen sich schon Generationen von Gladiatoren mit ihren zahlungskräftigen Gespielinnen gewälzt hatten.
    Namihls Atem roch nach Wein, als er sie liebevoll in die Arme schloss. Außerdem zitterte sie viel stärker als gewöhnlich. Sicher, es war bitterkalt hier unten, doch Tarren spürte sofort, dass etwas Besonderes vorgefallen sein musste.
    »Was ist mit dir?«, wollte er wissen.
    Statt zu antworten langte seine Schwester erneut nach einem der mit Sprüngen versehenen Tonbecher, die eine schlichte Steinkaraffe flankierten. Sie leerte den Rest, der sich noch darin befand, in einem Zug. Dann goss sie sich und Tarren frisch ein. So voll, dass die Becher beim Aufnehmen überschwappten.
    Roter, schwerer Wein kleckerte auf den mit Stroh bedecken Boden und hinterließ dort dunkle Flecken, die an vergossenes Blut erinnerten. Wein, der einen Gefangenen angenehm müde machte und ihn die ärgste Mühsal und alle Strapazen vergessen ließ. Erst, nachdem Tarren ebenfalls davon getrunken hatte, brach es aus Namihl hervor.
    »Ich wäre heute Nachmittag beinahe einer blutrünstigen Orkhorde zum Opfer gefallen.« Sie versuchte tapfer zu klingen, vermochte aber den schluchzenden Unterton nicht zu unterdrücken. »Und dabei habe ich noch Glück gehabt. Die Vaganten, für die ich getanzt habe, hatten noch weitaus Schlimmeres mit mir vor, als mich nur in die Schattenwelt zu schicken.«
    Nun perlten doch zwei kleine Tränen aus ihren Augenwinkeln.
    Tarren war bei ihren Worten förmlich erstarrt. Jeden einzelnen Muskel seines Körpers krampfhaft angespannt, suchte er nach passenden Worten, mit denen er sie ein wenig trösten konnte. Doch als Barde oder Süßholzraspler taugte er wenig. Darum fasste er sie an den Schultern, zog sie an sich und strich ihr sanft über das rote Haar.
    Statt ihren Tränen freien Lauf zu lassen, versteifte sie sich unter der Umarmung, ja, machte sogar kurz Anstalten, sich von ihm fortzudrücken. Dann aber legte sie das Gesicht an seine Schulter.
    Normalerweise war Tarren nicht so unbeholfen, wenn es um Frauen ging. Aber seine Schwester und er hatten sich eigentlich nie sonderlich gut vertragen.
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