Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 3 - Blutorks 3

Blutorks 3 - Blutorks 3

Titel: Blutorks 3 - Blutorks 3
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
EINSTMAL S
    ehn Sommer! So lange weilte Vuran nun schon, fern der heimatlichen Wälder, als Erster Streiter der Hortgarde in Rabensang. Trotzdem würde er sich wohl nie an die beklemmende Enge der Gassen, Hinterhöfe und Torbögen gewöhnen, geschweige denn an das Geschiebe und Gewimmel der Massen, die unablässig durch die Basare und Häuserschluchten drängten. Weder seine Größe noch sein Amt verschafften dem wehrhaften Ork ein wenig zusätzlichen Raum, ganz im Gegenteil: Mancher Einwohner der Stadt, der ihn für einen Priester hielt, langte nach seinem Umhang, um ihn kurz mit den Fingerkuppen zu berühren oder sogar seinen Saum zu küssen, in der abwegigen Hoffnung, so einen kleinen Vorteil für den kommenden Handel, etwas Glück beim nächsten Liebesschwur oder wenigstens ein wenig Schutz für die Familie zu erhaschen.
    Wie wenig diese Menschen doch darüber wussten, wie das Blut der Erde tatsächlich wirkte. Doch es gab auch andere, wahrhaftig Gläubige, die bereit waren, den glühenden Bahnen des Lebens zu folgen. So wie Andro, der kinnbärtige Jüngling aus Cabras, der als Knappe des Hohen Wulfralla diente.
    Ein Mensch als Novize im Heiligen Hort von Rabensang, das wurde von vielen Orks mit Argwohn betrachtet, besonders in Arakia. Doch Andro hatte das in ihn gesetzte Vertrauen bisher nicht enttäuscht und sich durch Talent, Fleiß und Demut längst den Respekt all derer im Hort erarbeitet, die ihm anfangs noch mit Missbilligung begegnet waren.
    Umso größere Unruhe hatte sein plötzliches Verschwinden ausgelöst. Es passte einfach nicht zu dem pflichtbewussten Knappen, sich ohne ein einziges Wort des Abschieds heimlich davonzumachen, und das ohne auch nur einige der wenigen Habseligkeiten mitzunehmen, die er noch sein Eigen nannte.
    Drei Tage lag nun schon der Marktgang zurück, von dem er nicht zurückkehrt war. Viel zu lange, um sich noch mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er vielleicht den Verlockungen der Schänken und Liebestempeln erlegen sein könnte. Außerdem hatten sie inzwischen auch an den anrüchigsten Plätzen nach ihm gesucht, ohne die geringste Spur von ihm zu entdecken.
    Einmal mehr verfluchte Vuran im Stillen den Moloch, der rings um den Hort angewachsen war. In den heimischen Wäldern und Bergen hätte er einfach Andros Fährte aufgenommen und sie so lange verfolgt, bis er ihn gefunden hätte. Selbst schwere Regengüsse hätten den Ersten Streiter nicht daran hindern können. Aber im Gewimmel dieser dicht besiedelten Stadt, in der sich die Gerüche der Menschen so stark überlagerten, erwiesen sich viele seiner angeborenen Instinkte als nutzlos. So blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhelos umherzustreifen und jedem Hinweis nachzugehen, der ihm zugetragen wurde.
    Selbst das Blut der Erde anzurufen hatte keinen Aufschluss über Andros Verbleib gebracht. Das gab vielen aus dem Hort am meisten zu denken.
    Vuran schüttelte unwillig den Kopf, um den Anflug der Hilflosigkeit zu vertreiben, der sich seiner zu bemächtigen drohte. Er fühlte sich genauso für den Menschen verantwortlich wie für alle anderen Knappen und Priester, die den Schutz der Hortgarde genossen.
    Am Basar der Unterstadt angekommen, atmete er leise auf, denn hier ließ das Gedränge spürbar nach. Hinter den mit bunten Sonnensegeln überspannten Auslagen links und rechts der Straße standen zumeist Schlangenköpfe. Hier kauften zwar auch Menschen ein, aber wesentlich weniger als in anderen Vierteln der Stadt. Das stete Stimmengewirr, das Vurans empfindliche Ohren belästigt hatte, reduzierte sich deshalb rasch auf ein angenehmeres Maß. Hier und in den umliegenden Gassen überwog das fremdartige Zischeln, in dem sich die gespaltenen Reptilienzungen unterhielten und dem weder Orks noch Menschen eine Bedeutung zuordnen konnten.
    Menschen kamen sich dadurch wie in einer Schlangengrube vor, weshalb viele dieses Viertel mieden. Vuran wurde hingegen an die heimischen Gründe erinnert, besonders an die Berge, weil sich dort viele Nattern an warmen Tagen auf den nackten Felsen versammelten, um die Strahlen der Sonne zu genießen.
    Statt in Erinnerungen zu schwelgen, hielt er lieber nach einem Stand mit frischen Meeresfrüchten Ausschau. So weit im Landesinneren waren sie eine echte Rarität, die nur der Atem des Himmels ermöglichte. Der Geruch von nassem Tang und offenen Austern stieg ihm bereits in die Nase, noch ehe er die Auswahl an Fischen, Muscheln und Seesternen ausmachte, die sich im Schatten einer Markise in noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher