Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutlust

Blutlust

Titel: Blutlust
Autoren: Riccarda Blake
Vom Netzwerk:
herum zu Max, zu dessen Füßen Cyrus und Caligula lagen, ohne sich zu regen.
    Und dann sah ich etwas, das nichts anderes sein konnte als die Ausgeburt einer mächtigen Gehirnerschütterung: Carla sprang vom Boden ab … und flog die sechs Meter, die sie noch von Max trennten, in einem unmenschlich hohen Satz durch die Luft. Und Max … hechtete los … und flog ihr entgegen!
    Die beiden fauchten wie angreifende Raubtiere …
    und hatten die Reißzähne gebleckt. Sie trafen mit voller Wucht aufeinander – gut vier Meter über dem Boden.
    Max packte Carla mit ausgestrecktem Arm an der Kehle wie eine Puppe. Sie trat nach ihm und traf ihn in den Bauch.
    Dabei blieben sie dort oben in der Luft! Ich schüttelte den Kopf, um die Fata Morgana loszuwerden, doch das war das Dümmste, das ich tun konnte. Stechender Schmerz zuckte mir ins Hirn, und ich kniff kurz die Augen zusammen, um die funkelnden bunten Flecke wieder loszuwerden. Vergeblich.
    Max schleuderte Carla herum und ließ sie los. Der Schwung wirbelte sie quer durch die Luft und hart gegen die Wand, wo unter der Wucht ihres Aufpralls die Fliesen brachen und der Mörtel herabrieselte.
    Unberührt stieß sie sich davon ab und flog wieder auf Max zu.
    »Sie wird mir gehören«, schrie sie dabei. »Du hattest deine Chance! Du hast sie vertan.«
    Er schwebte in der Luft und breitete plötzlich die Arme aus. Dabei machte er auf einmal viel mehr den Eindruck eines Priesters auf der Kanzel als den eines Kriegers.
    »Auf die Knie, Weib!«
    Seine Stimme donnerte durch die Station und brachte sie zum Erbeben. Als hätte man ihr einen gewaltigen Schlag versetzt, wurde Carla aus der Luft gerissen und fiel zu Boden – auf die Knie.
    »Mein Blut ist dein Blut«, intonierte Max grollend, und seine Stimme klang dabei so alt und mächtig wie die Zeit. »Dein Blut ist mein Blut und mein Wille dein Gesetz!«
    »Mein Blut ist dein Blut«, sprach Carla widerwillig nach – wie unter Zwang. »Und dein Wille ist mein Gesetz.«
    »Verneige dich vor deinem Fürsten, Unwürdige!«
    Max streckte die rechte Hand nach vorne wie zu einem Segen. Es war, als würde irgendetwas Unsichtbares Carla dazu bringen, ihr Haupt zu beugen, obwohl sie sich dagegen zu wehren schien und am ganzen Leib wie unter großer Anstrengung zitterte.
    »Das war das letzte Mal, dass du versucht hast, dich mir zu widersetzen, Carla«, sagte Max – und klang dabei traurig. Er schwebte auf sie zu, und sie sackte noch mehr in sich zusammen; biss dabei die Reißzähne so fest auf die Unterlippe, dass Blut hervorquoll und ihr das Kinn herablief.
    »Kraft der mir als deinem Schöpfer verliehenen Autorität und in der Pflicht der Verantwortung, die ich als selbiger für dich und deine Taten trage, beende ich nun deine Unsterblichkeit, Carla.«
    »B-bitte nicht, Herr!« Da war grenzenlose Angst in ihrer schwachen Stimme.
    »Du lässt mir gar keine Wahl«, sagte er, »als ein Exempel zu statuieren gegen Ungehorsam und Rebellion, um die Gesetze unseres Volkes zu wahren und unseren Fortbestand zu sichern.«
    »Bitte … mein Fürst. Habt Erbarmen.«
    Es kostete ihn ganz offenbar große Überwindung, ihr Flehen nicht zu sich durchdringen zu lassen. »Ich werde dich jetzt töten, Carla.«
    »Wie einen gemeinen Upìr?«, presste sie mühevoll hervor.
    »Nichts anderes bist du inzwischen in meinen Augen«, antwortete Max. »Vier Jahrhunderte lang habe ich immer und immer wieder Gnade walten lassen, habe deine unermüdlichen Versuche zu rebellieren abgetan als Ausprägung deiner besonderen Leidenschaft, als Nebeneffekte deiner Wildheit und deiner besonderen Stärke. Ich habe dich sogar vor dem Rat in Schutz genommen. Doch dieses Mal bist du zu weit gegangen.«
    »N-nicht w-weit genug.« Auch Carlas angestrengte Stimme war plötzlich eine Oktave tiefer und dröhnte durch die Halle.
    Da sprangen Cyrus und Caligula vom Boden empor, flogen in die Luft und packten Max von beiden Seiten.
    »Du hast vergessen, auch sie zu bannen«, schrie Carla triumphierend auf und stieß sich jetzt, da Max für einen Sekundenbruchteil lang durch ihre beiden Sklaven abgelenkt war, mit unglaublicher Geschwindigkeit von den Fliesen ab und schoss zu ihm in die Höhe.
    Noch während Max versuchte, Cyrus und Caligula abzuschütteln, traf sie ihn mit beiden nach vorne gestreckten Fäusten im Gesicht.
    Blut spritzte aus seiner Nase und seinen aufgebrochenen Lippen. Er brüllte auf und rammte seine Stirn in Caligulas Gesicht, um sich wenigstens auf einer Seite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher